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Немецкий язык с Генрихом Бёллем. Хлеб ранних лет

Бёлль Генрих

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1 „Ich hätte es wissen müssen", sagte Ulla, „als ich dich in der Fabrik beobachtete, durch die gläserne Wand hindurch, die die Buchhalterei von der Fabrik trennt. Wie du mit den kleinen Arbeiterinnen umgingst, um ein Stück von ihrem Frühstücksbrot zu bekommen: eine war einhäßliches, kleines Ding, eine von den Ankerwicklerinnen, sie war ein wenig rachitisch, hatte ein ungesundes, pickeliges Gesicht — sie gab dir die Hälfte ihres Marmeladenbrotes, und ich beobachtete dich, wie du es in den Mund stecktest."

2 „Was du nicht weißt, ist, dass ich sie sogar küsste und mit ihr ins Kino ging und im Dunkeln ihre Hände hielt; und dass sie starb in den Tagen, als ich die Gesellenprüfung machte. Und dass ich einen ganzen Wochenlohn für Blumen ausgab, die ich auf ihr Grab brachte. Ich hoffe, dass sie mir das halbe Marmeladenbrot verziehen hat."

3 Ulla sah mich schweigend an, schob dann das schmutzige Geschirr noch weiter weg, und ich schob es wieder zurück, weil ein Teller fast auf den Boden gefallen wäre.

4 „Ihr", sagte ich, „habt es nicht einmal für nötig gehalten, einen Kranz zu ihrer Beerdigung zu schicken; nicht einmal eine Kondolenzkarte an ihre Eltern, ich nehme an, dass du nur mit roter Tinte einen sauberen und geraden Strich durch ihren Namen in der Lohnliste zogst."

5 Das Serviermädchen kam, räumte die Teller und Tassen auf ein Tablett und sagte: „Kaffee, nicht wahr?"

6 „Nein", sagte ich, „bitte für mich nicht."

7 „Aber für mich", sagte Ulla.

8 „Und für Sie?" sagte das Mädchen zu mir.

9 „Irgend etwas", sagte ich müde.

10 „Bringen Sie Herrn Fendrich einen Pfefferminztee", sagte Ulla.

11 „Ja", sagte ich, „bringen Sie mir einen."

12 „Mein Gott", sagte das Mädchen, „wir haben doch keinen Pfefferminztee, aber schwarzen."

13 „Ja, schwarzen bitte", sagte ich, und das Mädchen ging.

14 Ich blickte Ulla an und war erstaunt, wie ich schon so oft erstaunt gewesen war, wenn dieser volle und hübsche Mund so schmal und dünn wurde wie die Striche, die sie mit dem Lineal zog.

15 Ich nahm meine Uhr vom Arm, legte sie neben mich auf den Tisch; es war zehn nach sechs, und keine Minute später als Viertel vor sieben würde ich gehen.

16 „Ich hätte die zwanzig Mark gerne bezahlt, um zwei Minuten länger mit dir zu reden, ich hätte dir die zwei Minuten gerne zum Abschied geschenkt, wie zwei besonders kostbare Blumen — aber du hast dich selbst darum bestohlen. Mir waren diese zwei Minuten zwanzig Mark wert."

17 „Ja", sagte sie, „du bist ein feiner Herr geworden, verschenkst Blumen, das Stück zu zehn Mark."

18 „Ja", sagte ich, „es schien mir der Mühe wert, da wir uns nie etwas geschenkt haben. Nie, nicht wahr?"

19 „Nein", sagte sie, „wir haben uns nie etwas geschenkt. Mir ist eingeprägt worden, dass man sich Geschenke verdienen muss — und mir schien nie, dass du eins verdient hättest, und auch ich scheine nie eins verdient zu haben."

20 „Nein", sagte ich, „und das einzige, das ich dir geben wollte, obwohl du es nicht verdient hast, dieses einzige nahmst du nicht an. Und wenn wir ausgingen", sagte ich leise, „vergaßen wir nie, uns einen Beleg für die Steuer geben zu lassen, abwechselnd einmal für euch und das andere Mal für mich. Und wenn es Quittungen für Küsse gäbe, du hättest sie in einem Ordner."

21 „Es gibt Quittungen für Küsse", sagte sie, „und du wirst sie eines Tages zu sehen bekommen."

22 Das Mädchen brachte Ulla den Kaffee und mir den Tee, und es schien mir eine Unendlichkeit zu dauern, ehe dieganze Zeremonie vorüber war: dieses Hinstellen der Teller, der Tassen, der Milchkannen und Zuckerschalen, des Halters für das Tee-Ei, und es kam noch ein kleines Tellerchen, auf dem die kleine Silberkralle lag, die eine winzige Zitronenscheibe zwischen ihren Zahnen hielt.

1 Ulla schwieg (молчала; schweigen), und ich hatte Angst, dass sie schreien würde (что

она закричит); ich hatte es einmal gehört (я однажды слышал), wie sie schrie (как она кричала; schreien-schrie-geschrien), als ihr Vater ihr die Prokura verweigerte (когда её отец отказал ей в генеральной доверенности). Die Zeit ging nicht weiter (время не двигалось: «не шло дальше»): es war dreizehn Minuten nach sechs.

2 „Verflucht (проклятье!; verfluchen — проклинать)", sagte Ulla leise, „tu wenigstens die Uhr weg (убери хотя бы часы; wegtun; wenigstens — поменьшеймере)."

3 Ich deckte die Uhr mit der Speisekarte zu (я накрыл часы /карточкой/ меню; die Speise — кушанье, die Karte — карточка; zudecken). Es schien mir (мне казалось), als hätte ich das alles schon unzählige Male sehen (будто бы я это всё, должно быть, уже бесчисленное /количество/ раз видел; das Mal), hören (слышал) und riechen (чувствовал запах) müssen, wie die Schallplatte (как пластинку; der Schall — звук, die Platte — пластина), die die Leute (которую люди), die über mir wohnten (которые жили надо мной), jeden Abend zu einer bestimmten Zeit laufen ließen (каждый вечер в определённое = в одно и то же время заводили: «пускали вращаться»; laufen lassen)— wie einen Film (как фильм), den man in der Hölle gezeigt bekommt (который показывают в аду): immer nur den einen (всегда только один /и тот же/), und diesen Geruch in der Luft (этот запах в воздухе), von Kaffee (/запах/ кофе; der Kaffee), von Schweiß (пота; der Schweiß), Parfüm (духов; das Parfüm), Likör und Zigaretten (ликёра и сигарет; der Likör; die Zigarette): das, was ich sagte (то, что я говорил) — das, was Ulla sagte (то, что говорила Улла), das war alles schon unzählige Male gesagt worden (это всё уже было сказано бесчисленное /количество/ раз), und es stimmte nicht (и это не соответствовало истине), die Worte schmeckten falsch auf der Zunge (слова были фальшивыми: «имели вкус фальшивого на языке»): es schien mir wie das (это казалось мне, как то = напоминало мне то), was ich Vater vom Schwarzmarkt und von meinem Hunger erzählt hatte (что я рассказывал отцу о чёрном рынке и о моём голоде): indem man es aussprach (когда: «в то время, как» ты это говорил), stimmte es schon nicht mehr (это уже больше не соответствовало истине) — und plötzlich entsann ich mich der Szene (и неожиданно я вспомнил сцену; sich entsinnen), wie Helene Frenkel mir das Marmeladenbrot gegeben hatte (как Елена Френкель давала мне бутерброд с повидлом), so deutlich (так отчётливо), dass ich den Geschmack der roten, ordinären Marmelade zu schmecken glaubte (что я поверил, что чувствую = почувствовал вкус обычного красного повидла), und ich sehnte mich nach Hedwig (и я затосковал по Хедвиг; sich sehnen) und nach dem dunkelgrünen Schatten der Brücke (по тёмно-зелёной тени моста), in dem Jürgen Brolaski verschwunden war (в которой исчез Юрген Броласки; verschwinden).

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