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Bitterschokolade (Горький шоколад)
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Ein Mann, leicht schwankend, mit den Hдnden Halt suchend am einbeinigen Tisch des Stehausschanks, rief ihr zu: »Willst du was, Kleine?«

Eva ging schnell vorbei, versuchte, flach und kurz zu atmen, den sдuerlichen Geruch nach SchweiЯ und Bier nicht in sich eindringen zu lassen. Sie blieb vor der groЯen Anzeigetafel »Abfahrt« stehen und suchte mit den Augen die Reihen ab. Da war der Zug. Vier­zehn Uhr sechzehn Abfahrt Mьnchen, zweiundzwan-

zig Uhr fьnfundzwanzig Ankunft Hamburg, Abfahrt Gleis fьnfundzwanzig.

Eine Frau ging an Eva vorbei, eine schцne Frau, sehr groЯ, sehr schlank. Sie roch nach Maiglцckchen. Oder Veilchen? Wie rochen Maiglцckchen, wie Veilchen? Eva konnte sich nicht erinnern. Sie fьhlte sich unfцr­mig und schweiЯig. Warum hatte sie auch die hellrote Bluse angezogen! Hellrot wie eine noch nicht ausge­reifte Tomate, die, viel zu frьh gepflьckt, nicht mehr nachreifen wьrde. Eine, die verfaulen wьrde, ohne rot geworden zu sein. AuЯerdem sah man an dieser Bluse jeden SchweiЯfleck. Sie brauchte gar nicht hinzuschau­en, sie wusste, wie die Flecken aussahen unter ihren Achseln, dunkel, mit hellzackigen Rдndern.

Sie winkelte die Arme leicht an, ganz leicht nur, so leicht, dass man es nicht sehen konnte, aber doch weit genug, dass Luft an ihre Achselhцhlen gelangte. Viel­leicht wьrde der SchweiЯ trocknen.

Wenn es nur nicht so schwьl wдre. Dicke schwitzen eben viel mehr als Dьnne.

Der Krach war wirklich schlimm. Eva hasste Lдrm, der sich aufdrдngte, dem man nicht entweichen konnte. Seine Ohren schlieЯen kann keiner. Gerдu­schen ist man ausgeliefert.

Noch eine Stunde und drei Minuten.

Ein SchweiЯtropfen rann ihr

ьber die Schlдfe, seit­lich an ihrer Backe herunter, und fiel auf ihre Hand, die sie ausgestreckt hatte, um ihn abzuwischen.

Wann wьrden sie kommen? Wьrden sie alle da sein, Vater, Mutter und acht Kinder? Nein, acht konnten es nicht sein, Frank war noch im Krankenhaus. »Es wird doch noch ein bisschen lдnger dauern«, hatte Michel gesagt, gestern, als sie sich voneinander verabschiedet hatten.

Ein Kettchen hatte sie ihm geschenkt zum Abschied, ein dьnnes Silberkettchen mit einem >M< dran.

»Ein >E< hдtte es sein mьssen«, hatte Michel gesagt. »Ein >E< wie Eva. Warum ist es kein >E<?«

Eng umschlungen hatten sie auf einer Parkbank ge­sessen.

»Schreibst du mir, Eva?«

»Ja, Michel.«

Gekьsst hatten sie sich, ganz traurig hatten sie sich gekьsst.

»Eva, wirst du meine Freundin bleiben?«

Eva hatte die Trauer gemerkt, diesen kleinen, ste­chenden Schmerz, dieses kleine Loch in ihrem Herzen, das >Michel< heiЯen wьrde.

»Du wirst andere Mдdchen kennen lernen«, hatte sie gesagt. »Viele Mдdchen wirst du kennen lernen in Hamburg.«

»Du hast so schцne Haare«, hatte Michel gesagt und sein Gesicht in ihren Haaren vergraben. Sein Atem war warm gewesen.

Eva betrat das Bahnhofsrestaurant, setzte sich an ei­nen Tisch, von dem aus sie das Gleis fьnfundzwanzig

beobachten konnte. Ein Glas Cola hat 80 Kalorien. Sie bestellte ein Selterswasser. Michel rьlpste immer ganz laut, wenn er

Ьberkinger trank.

Wann er wiederkommen wьrde? Das wusste er nicht. Er wusste auch nicht, wann er seine erste Fahrt antreten wьrde. »Das macht alles der Onkel.«

»Warten Sie auch auf jemanden?«, fragte eine alte Frau, die sich zu Eva an den Tisch setzte. Eva zцgerte, schьttelte dann den Kopf. »Nein, nicht eigentlich«, sagte sie.

Die Frau hielt ihre Handtasche auf dem SchoЯ. »Man kann nicht vorsichtig genug sein«, sagte sie, als sie Evas Blick bemerkte. »Man liest das immer wieder in der Zeitung.«

Die Bedienung kam. »Ein Kдnnchen Kaffee Hag und ein Stьck Kдsesahne«, bestellte die Frau und fuhr, zu Eva gewandt, fort: »Ich warte nдmlich auf meine Tochter. Sie kommt fьr ein paar Tage zu mir, bevor sie in Urlaub fдhrt.«

Eva nickte. Was sollte sie sonst auch tun? Sie дrgerte sich. Sie wдre lieber allein gewesen.

Immer noch achtunddreiЯig Minuten. Der Zug stand schon da.

»Ich lebe nдmlich allein hier«, sagte die alte Frau. Ihre Stimme klang so klдglich, dass Eva sie erstaunt ansah.

»Seit mein Mann tot ist.« Sie wischte sich mit der Serviette ьber die Augen.

Eva tat ihr Дrger von vorhin Leid.

»So ist das«, sagte die Frau und rьhrte mit dem Lцf­felchen im Kaffee. »Wenn man alt wird, ist man al­lein.«

»Wo wohnt Ihre Tochter denn?«, fragte Eva und winkte der Bedienung.

»In Frankfurt«, sagte die Frau.

»Das ist natьrlich ganz schцn weit weg.« Eva suchte ein Zweimarkstьck zum Bezahlen. »Auf Wiedersehn. Hoffentlich kommt Ihre Tochter bald.«

Sie kaufte sich eine Sьddeutsche Zeitung und suchte einen Platz, von dem aus sie den Bahnsteig beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden.

Dreizehn Uhr fьnfundfьnfzig. Sie kamen. Eva trat noch einen Schritt zurьck hinter den Zeitungsstand und hielt die Zeitung halb vor das Gesicht.

Michel trug eine dunkle Hose und ein weiЯes Hemd. Er schleppte einen groЯen, brдunlichen Pappkoffer. Der Vater trug noch eine Reisetasche. Eva betrachtete alle neugierig. Der Vater war nicht groЯ, mager und dunkel, mit einem groЯen Schnauzbart und mittellan­gen Haaren. Er sieht nett aus, dachte Eva. Ein bisschen angeberisch mit dem Anzug und der roten Fliege, aber nett.

Die Mutter trug ein Kind auf dem Arm, ein blondes, vielleicht zwei Jahre alt. Zwei andere Kinder, zwei Bu­ben, rannten aufgeregt auf dem Bahnsteig hin und her. Ilona, schwer, langsam, in demselben Kleid, das sie auf

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