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Bitterschokolade (Горький шоколад)
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»Komm, rennen wir ein bisschen«, sagte Michel.

»Ich kann nicht gut rennen«, wehrte Eva ab.

»Du musst ein bisschen abnehmen, dann kannst du auch besser rennen.«

Eva zuckte zusammen, lieЯ aber ihre Hand in seiner.

»Ich habe vier Brьder und drei Schwestern«, sagte Michel.

»Das sind ja acht Kinder! Um Gottes willen!«

»Das sagt jeder, der es hцrt«, sagte Michel. »Als ob das ein Verbrechen wдre.«

»Nein, so nicht. Aber es ist doch selten, dass eine Familie so viele Kinder hat. Wir sind zwei, mein klei­ner Bruder und ich.«

»So schlimm ist es auch wieder nicht, acht Kinder. Da, wo ich wohne, haben die meisten Leute mehrere

Kinder. Es gibt sogar eine Familie, die haben zwцlf. Bei uns sind nur noch sechs zu Hause, meine Schwes­ter ist verheiratet und mein Bruder ist bei der Bundes­wehr. Es ist also nicht so schlimm. Nur Geld haben wir nicht viel. Also Taschengeld habe ich noch nie be­kommen.«

»Macht dir das nichts aus?«

»Doch, natьrlich. Aber ich trage jeden Donnerstag den Stadtanzeiger aus, die Arbeit habe ich von meinem Bruder geerbt, nicht von dem bei der Bundeswehr, von Frank, der ist im ersten Lehrjahr. Dafьr kriege ich im­mer zwanzig Mark. Morgen habe ich wieder Geld. Gehst du am Samstag mit mir ins Kino?«

»Ja, gern.«

»Morgen kann ich nicht, wegen dem Anzeiger. Hast du am Freitag Zeit?«

Eva schьttelte den Kopf.

»Freitags habe ich Klavier­stunde. AuЯerdem muss ich zu Hause helfen beim Put-

zen.«

Michel grinste. »Bei uns wird auch freitags geputzt. Und samstags ist schon wieder der grцЯte Verhau.«

Es war spдt geworden. In der StraЯenbahn, diesmal mit Karte und gestempelt, nachdem sie drei Haltestel­len weit gelaufen waren, dachte Eva an den Krach, den sie zu Hause bekommen wьrde. Unbehaglich rutschte sie hin und her.

»Musst du pinkeln?«, fragte Michel.

Eva schaute sich erschrocken um. »Nein«, flьsterte sie. »Aber es ist schon gleich halb acht. Ich kriege Krach zu Hause.«

»Mit fьnfzehn noch? Meine Schwester hat mit sech­zehn geheiratet.«

»Du kennst meinen Vater nicht«, sagte Eva.

»Sie hat heiraten mьssen«, sagte Michel.

7

Eva цffnete die Wohnungstьr.

»Eva?«, rief die Mutter aus der Kьche.

»Ja.«

Die Mutter kam heraus und trocknete sich die Hдn­de an der Schьrze ab. »Da bist du ja endlich. Wo hast du nur so lange gesteckt? Wir haben schon gegessen. Der Papa ist bцse. Du weiЯt doch, dass wir alle um halb sieben da sein sollen.«

»Damit er was zum Kommandieren hat.«

»Sei nicht frech.«

Eva zuckte mit den Schultern, zuckte die Mutter weg, das Nцrgeln, hдtte Watte in den Ohren haben mцgen, nichts mehr hцren, Mutter in der hellblauen Schьrze, mit den Wasserflecken darauf, Mutter, die sie mit groЯen Augen ansah, porzellanblauen, waschblau­en, verwaschenen Augen. Michels Schwester hatte mit sechzehn geheiratet. »Ich bin kein kleines Kind mehr«, sagte Eva.

Das sagte sie auch zu ihrem Vater, der schon vor dem Fernsehapparat saЯ, tief in den Sessel gerutscht, die FьЯe auf einem Stuhl, neben sich auf dem Couch­tisch Zigaretten und Aschenbecher.

»Ich bin kein kleines Kind mehr«, sagte sie.

Der Vater schaute sie misstrauisch an. »Wo warst du denn?«

»Spazieren am Fluss.«

»Allein?«

Eva zцgerte.

»Mit einer Freundin«, sagte sie.

»Das nдchste Mal bist du um sieben zurьck, verstan­den?«

Eva biss in einen Apfel. »Ja«, antwortete sie mьr­risch. »Andere aus meiner Klasse dьrfen heimkommen, wann sie wollen.«

»Das kann schon sein. Aber bei uns ist das anders. Ich will nicht, dass du dich abends irgendwo rum­treibst. Solange du zu Hause bist und ich die Verant­wortung habe, richtest du dich nach dem, was ich sage.«

Eva biss wieder in den Apfel und lieЯ sich auf den freien Sessel fallen. »Was gibt's im Fernsehen?«

Wetten, dass ...

Eva ging in ihr Zimmer. Sie konnte lange nicht ein­schlafen an diesem Abend. Es war sehr schwьl.

Am nдchsten Morgen in der Pause sagte Eva zu Fran-ziska: »Das tut mir Leid, das mit dem Englisch-Test gestern.«

»Nicht so schlimm, meine Note kann es nicht ver­sauen.«

»Ich habe es nicht wegen dir nicht weitergegeben.«

»Ich weiЯ.«

»Was weiЯt du?«

»Karola hat gesagt, du wдrst immer noch eifersьch­tig, weil Lena ihre Freundin ist.«

Eva taten die Finger weh, so fest presste sie das Buch. »So toll ist sie ja nun auch wieder nicht, dass ich ihr so lange nachweinen wьrde.«

Sie schlug ihr Buch auf und fing an zu lesen. Fran-ziska blieb neben ihr auf dem Sockel des Zaunes sit­zen. »Warst du sehr sauer damals?«

War sie sauer gewesen? Nein, nicht sauer. Sauer war nicht das richtige Wort. Enttдuscht war sie gewesen, verletzt, traurig. Eine Art trauriges Staunen hatte sie empfunden, dass es so etwas gab, dass es ihr passieren musste, dass sie plцtzlich dastand mit ihren Gefьhlen fьr Karola und dass Karola diese Gefьhle nicht mehr brauchte. Nein, sauer war sie nicht gewesen. Traurig war sie gewesen und es hatte sehr wehgetan.

Aber das ging niemand etwas an, am wenigsten Franziska. Eva merkte, wie ihr die Trдnen in die Au­gen stiegen. Sie senkte den Kopf. Doch Franziska hatte es schon gesehen. Sie legte ihr den Arm um die Schul­ter. Am liebsten hдtte Eva den Arm abgeschьttelt, aber sie traute sich nicht. So saЯen sie, bis das Klingelzei­chen ertцnte.

An diesem Mittag aЯ Eva Krabbensalat im Park.

Abends, im Bett, dachte Eva wieder daran, an Franzis-kas Arm auf ihrer Schulter, an die Hand, die ihr ьber den Oberarm gestreichelt hatte, sie dachte an Michel, der seine Hand auf ihre Brust gelegt hatte. Sie dachte an Erika und Karola, vor allem an Karola. Und da musste sie wieder weinen. Sie vergrub ihren Kopf in das Kissen und biss sich auf die Lippen, um nicht laut zu schreien.

Ihr Gesicht im Kissen war heiЯ, sie legte sich auf die Seite, drehte das Kissen, um eine kьhle Stelle fьr ihre heiЯe Backe zu finden.

Ich leide, dachte sie. So ist leiden und eigentlich sollte ich froh sein. Ich habe Michel kennen gelernt und Franziska sitzt neben mir. Warum leide ich? Das andere ist schon so lange her, warum kann ich es nicht vergessen?

Langsam wurden ihre Schluchzer leiser, sanfter, der Druck auf ihrem Bauch lieЯ nach, fast trцstlich war das Weinen jetzt.

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