Lauert
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Das Paar drehte sich um, als sie Sheriff Quayles Stimme vernahmen.
„Phil, Claudia, ich habe zwei Leute dabei, die ich euch vorstellen will.“
Sheriff Quayle stellte Phil und Claudia Dent Riley und Crivaro vor. Riley und Crivaro sprachen beide ihr Beileid aus und entschuldigten sich daf"ur, dass sie in so einem Moment einige Fragen stellen mussten.
Riley sah, dass Phil und Claudia beide ernste, hagere Gesichter hatten. Zweifellos sahen sie trauriger als sonst aus, aber Riley hatte das Gef"uhl, dass sie auch unter anderen Umst"anden nicht sehr oft l"achelten. Sie fragte sich, ob ihre Tochter auch so eine ernste Miene getragen hatte. Irgendwie bezweifelte sie das. Ohne genau zu wissen, wieso, stellte Riley sich Kimblery Dent als typisch fr"ohliche und ausgelassene Jugendliche vor.
In einer monotonen und ausdruckslosen Stimme sagte Claudia zu Riley und Crivaro: „Ich hoffe Sie finden denjenigen, wer das getan hat.“
„Wir werden unser Bestes geben“, sagte Crivaro. „Haben Sie irgendeine Ahnung, wer ihrer Tochter etwas B"oses wollte?“
Phil sagte ziemlich spitz: „Jemand, der uns nicht mag.“
Riley war verwundert "uber seine Betonung auf dem Wort uns.
Claudia sagte: „Niemand von hier. Jemand von irgendwo anders.“
Sie richtete sich etwas auf und f"ugte hinzu: „Es kommt immer mehr zu sowas in dieser Welt.“
W"ahrend Crivaro dem Paar weitere Fragen stellte, hatte Riley das Gef"uhl, dass ihr Einiges immer klarer wurde –– einschliesslich der schroffen Einstellung des Sheriffs ihnen gegen"uber. Sie dachte an etwas, das er ihr und Crivaro w"ahrend der Fahrt gesagt hatte.
„Wir haben keine Probleme wie die, an die Leute wie Sie gewohnt sind.“
Er hatte auch gesagt: „Was f"ur ein Tag, an dem wir Leute wie Sie in unserer Gegend brauchen.“
Aus ihrer eigenen Kindheit wusste Riley, dass l"andliche Bewohner „ein bisschen autark“ sein konnten, wie Sheriff Quayle sich ausgedr"uckt hatte, und an ihren antiquierten Lebensvorstellungen festhalten konnten. Doch das Leben dort draussen ver"anderte sich schnell und ver"anderte sich st"andig.
Riley vermutete, dass Phil und Claudia das Gef"uhl hatten, als w"urde die Welt sie in letzter Zeit umzingeln, ihre Lebensweise bedrohen. Und nun hatte der Mord an ihrer Tochter dieses Gef"uhl in ihnen nur noch versch"arft.
Sie wollen wirklich nicht daran glauben, dass der M"order einer von ihnen sein k"onnte, dachte Riley.
Stattdessen wollten sie glauben, dass der M"order irgendein Aussenseiter war, irgendjemand, der solche Menschen wie sie hasste –– irgendjemand aus der Welt, aus der Riley und Crivaro kamen.
Es machte Riley traurig, dass es gut m"oglich war, dass sie sich irrten.
W"ahrend Riley "uber all das nachdachte, stellte Crivaro dem Paar weitere Fragen.
„Hatte Kimberly einen Freund?“, fragte Crivaro.
Die Eltern zuckten leicht zusammen.
„Nein“, sagte Phil.
„Bestimmt nicht“, f"ugte Claudia hinzu.
Riley und Crivaro tauschten fl"uchtig "uberraschte Blicke aus. Das Paar klang beinahe so, als h"atten sie die Frage beleidigend gefunden.
Dann sagte Crivaro: „Und eine beste Freundin? Ein anderes M"adchen, meine ich.“
Claudia sagte: „Das w"are Goldie Dowling.“
„K"onnten Sie mir sagen, wie wir sie erreichen?“, fragte Crivaro.
Sheriff Quayle sagte zu Crivaro: „Das kann ich f"ur Sie "ubernehmen.“
Crivaro nickte und sagte dem Paar, dass er erstmal keine weiteren Fragen hatte. Er bat sie, das B"uro des Sheriffs zu kontaktieren, falls ihnen irgendetwas einfallen sollte, was wichtig sein k"onnte.
Claudia trat einen Schritt vom Denkmal zur"uck und nickte, zufrieden mit dem Anblick.
Sie sagte: „Die Leute werden bald Blumen und so etwas hierherbringen, um es zu verzieren. Es wird sehr h"ubsch aussehen. Aber ich hoffe, die Leute haben einen gesunden Menschenverstand und bringen keine echten Blumen. Die w"urden bei diesem Wetter schnell verwelken.“
Dann verzog sie die Miene und f"ugte hinzu: „Alles Lebendige w"urde verwelken, wenn man es hier lassen w"urde.“
Riley konnte eine ganze Welt kalter Verbitterung in diesen schillernden Worten heraush"oren. Als die Dents sich abwendeten und zu ihrem Auto gingen, bemerkte Riley zwei Dinge. Phil und Claudia hatten einander keinerlei physische W"arme oder Trost gespendet. Sie hatten sich nicht einmal an den H"anden gehalten.
Ausserdem hatte keiner der beiden geweint.
Riley fragte sich, ob das ungew"ohnlich war, besonders f"ur die Frau. Dann erinnerte sie sich an ihre eigenen Reaktionen, nachdem sie Heidi Wright get"otet hatte –– die Taubheit, die stundenlang an ihr gehaftet hatte, bis sie endlich alleine in ihrer Wohnung weinen konnte.
Vielleicht hat sie bereits sehr viel geweint, dachte Riley. Oder vielleicht hat ihre Trauer noch nicht richtig eingesetzt.
Als das Paar davonfuhr, sagte Sheriff Quayle zu Riley und Crivaro: „Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo die Leiche gefunden wurde.“
Sie begannen sich vom Strassenrand zu entfernen und gingen auf die etwas abseits wachsenden B"aume und Gestr"upp zu.
Crivaro fragte: „Haben Sie irgendeine Ahnung, was f"ur ein Fahrzeug der M"order benutzt hat?“
„Nein, und ich weiss nicht, wie wir es herausfinden k"onnten“, sagte Quayle und zeigte auf den Boden. „Der Seitenstreifen hier ist mit einer dicken Schotterschicht bedeckt und es liegt kaum noch Schnee. Ein Fahrzeug w"urde hier keinerlei nennenswerte Reifenabdr"ucke hinterlassen.“
Crivaro schnaubte. Er blieb stehen und ging in die Hocke.
Riley begriff, was er sah. Herabgefallene Bl"atter formten einen verr"aterischen Haufen an einer Stelle, wo der Schotter endete.