Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz
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Ich sage also zu mir: Esel!
Dieses Wort ubt eine grossartige Wirkung, gleich einer Zauberformel, die mich erlost und zu mir bringt.
Ich bin im Augenblick ruhig.
Vergnugt wiederhole ich: Esel!
Ich sehe nun wieder alles klar und deutlich. Da ist der Springbrunnen, dort die Allee von Buchsbaum, dort das Haus, auf das ich jetzt langsam zugehe.
Da – plotzlich noch einmal – hinter der grunen, vom Mondlicht durchleuchteten, gleichsam in Silber gestickten Wand, die weisse Gestalt, das schone Weib von Stein. Ich furchte es. Ich fliehe.
Mit ein paar Satzen bin ich im Haus und hole Atem und denke nach.
Nun, was bin ich jetzt eigentlich, ein kleiner Dilettant oder ein grosser Esel? Ein schwuler Morgen. Die Luft ist matt, stark gewurzt, aufregend. Ich sitze wieder in meiner Laube und lese in der Odyssee von der reizenden Hexe, die ihre Anbeter in Bestien verwandelt. Kostliches Bild der antiken Liebe.
In den Zweigen und Halmen rauscht es leise und die Blatter von meinem Buch rauschen und auf der Terrasse rauscht es auch.
Ein Frauengewand – Da ist sie – Venus – aber ohne Pelz – nein, diesmal ist es die Witwe – und doch – Venus – oh! welch ein Weib!
Wie sie da steht im leichten, weissen Morgengewande und auf mich blickt, wie poetisch und anmutig zugleich erscheint ihre feine Gestalt. Sie ist nicht gross, aber auch nicht klein, und der Kopf, mehr reizend, pikant – im Sinne der Franzosischen Marquisenzeit – als streng schon, aber doch wie bezaubernd. Welche Weichheit, welcher holde Mutwille. Nicht zu kleinen Mund – die Haut ist so unendlich zart, dass uberall die blauen Adern durchschimmern, auch durch den Mousselin, welcher Arm und Busen bedeckt. Wie uppig ringelt sich das rote Haar – ja, es ist rot – nicht blond oder goldig – wie damonisch und doch lieblich spielt es um ihren Nacken. Und jetzt treffen mich ihre Augen wie grune Blitze. Ja, sie sind grun, diese Augen, deren sanfte Gewalt unbeschreiblich ist. Grun, aber so wie es Edelsteine, wie es tiefe, unergrundliche Bergseen sind.
Sie bemerkt meine Verwirrung. Das macht mich sogar unartig, denn ich blieb sitzen und habe noch meine Mutze auf dem Kopf. Sie lachelt schelmisch. Ich erhebe mich endlich und grusse sie. Sie kommt naher und bricht in ein lautes, beinahe kindliches Lachen aus. Ich stottere, wie nur ein kleiner Dilettant oder grosser Esel in einem solchen Augenblick stottern kann.
So machen wir unsere Bekanntschaft.
Die Gottin fragt um meinen Namen und nennt mir den ihren. Sie heisst Wanda von Dunajew.
Und sie ist wirklich meine Venus.
«Aber Madame, wie kamen Sie auf den Einfall?»
«Durch das kleine Bild, das in einem Ihrer Bucher lag —»
«Ich habe es vergessen.»
«Die seltsamen Bemerkungen auf der Ruckseite —»
«Warum seltsam?»
Sie sah mich an.
«Meine Gnadige – in der Tat —» wieder das eselhafte Stottern und nochdazu ein Erroten, wie es fur einen jungen Menschen von sechzehn Jahren wohl passen mag. Aber fur mich, der beinahe volle zehn Jahre alter -
«Sie haben sich heute Nacht vor mir gefurchtet.»
«Eigentlich – allerdings – aber wollen Sie sich nicht setzen?»
Sie nahm Platz und bewunderte meine Angst. Denn ich furchtete mich jetzt, bei hellem Tageslicht, noch mehr vor ihr. Ein reizender Hohn zuckte um ihre Oberlippe.
«Sie sehen die Liebe und vor allem das Weib», begann sie, «als etwas Feindseliges an. Etwas, wogegen Sie, wenn auch vergebens Gewalt Sie aber als eine susse Qual, eine Grausamkeit fuhlen. Eine echt moderne Anschauung.»
«Sie teilen sie nicht.»
«Ich teile sie nicht», sprach sie rasch und schuttelte den Kopf, dass ihre Locken wie rote Flammen emporschlugen.
«Mir ist die heitere Sinnlichkeit von der Freude ohne Schmerz – ein Ideal. Ich strebe es in meinem Leben zu verwirklichen. Denn an jene Liebe, welche das Christentum, welche die Modernen, die Ritter vom Geiste predigen, glaube ich nicht. Ja, sehen Sie mich nur an, ich bin weit schlimmer als eine Ketzerin, ich bin eine Heidin.
›Glaubst du, wie lange die Gottin der Liebe nachgedacht hat, als ihr eines Tages im Idaischen Anchises [19] gefiel?‹
19
Anchises –
Diese Verse aus Goethes romischer Elegie haben mich sehr entzuckt. In der Natur liegt nur Liebe der herrischen Zeit, ›da Gotter und Gottinnen liebten‹. Damals ›folgte Begierde dem Blick, folgte Genuss der Begier‹.
Alles andere ist gemacht und affektiert. Das Kreuz, ein grausames Emblem, vom Christentum hat etwas Entsetzliches fur mich. Der Kampf des Geistes mit der sinnlichen Welt ist das Evangelium der Modernen. Ich will keinen Teil daran.»
«Ja, Ihr Platz ware im Olymp, Madame», sagte ich. «Aber wir Modernen dulden einmal die antike Heiterkeit nicht. Am wenigsten in der Liebe. Die Idee, ein Weib mit anderen zu teilen emport uns. Wir sind eifersuchtig wie unser Gott. So ist der Name der herrlichen Phryne bei uns zu einem Schimpfwort geworden. Wir ziehen eine durftige, blasse Jungfrau, die uns allein gehort, einer antiken Venus vor, wenn sie noch so gottlich schon ist. Aber heute den Anchises, morgen den Paris, ubermorgen den Adonis liebt. Wenn die Natur in uns triumphiert, wenn wir uns in gluhender Leidenschaft einem solchen Weibe hingeben, erscheint uns heitere Lebenslust als Damonie, als Grausamkeit. Wir sehen in unserer Seligkeit eine Sunde, die wir bussen mussen.»
«Also auch Sie schwarmen fur die moderne Frau, fur ein armes, hysterisches Weib, das im Jagen nach einem mannlichen Ideal den besten Mann nicht schatzt. Unter Tranen und Krampfen verletzen Sie taglich Ihre christlichen Pflichten, betrugend und betrogen. Immer wieder suchen und wahlen und verwerfen. Nie glucklich sind, nie glucklich machen und das Schicksal anklagen, statt ruhig zu gestehen: ich will lieben und leben, wie Helena und Aspasia gelebt haben. Die Natur kennt keine Dauer in dem Verhaltnis von Mann und Weib.»
«Gnadige Frau —»
«Lassen Sie mich ausreden. Es ist nur der Egoismus von einem Mann, der das Weib wie einen Schatz vergraben will. Alle Versuche, durch heilige Zeremonien und Eide sind gescheitert. Konnen Sie leugnen, dass unsere christliche Welt in Faulnis ubergegangen ist?»
«Aber —»
«Aber der einzelne, der sich gegen die Einrichtungen von der Gesellschaft emport, wird ausgestossen, wollen Sie sagen. Nun gut. Ich wage es, meine Grundsatze sind recht heidnisch. Ich will mein Dasein ausleben. Ich verzichte auf euren Respekt. Ich ziehe es vor, glucklich zu sein. Die Erfinder von der christlichen Ehe haben gut daran getan, auch gleich dazu die Unsterblichkeit zu erfinden. Ich denke nicht daran, ewig zu leben. Was habe ich davon, ob mein reiner Geist in den Choren der Engel mitsingt? Sobald ich aber, so wie ich bin, nicht fortlebe, aus welcher Rucksicht soll ich dann entsagen? Einem Mann angehoren, den ich nicht liebe. Bloss deshalb, weil ich ihn einmal geliebt habe? Nein, ich entsage nicht. Ich liebe jeden, der mir gefallt, und mache jeden glucklich, der mich liebt. Ist das hasslich? Nein, es ist mindestens weit schoner, als wenn ich mich grausam der Qualen freue, die meine Reize erregen. Ich kehre mich tugendhaft von dem Armen, der um mich verschmachtet. Ich bin jung, reich und schon, und so, wie ich bin, lebe ich heiter dem Vergnugen, dem Genuss.»
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