Lauert
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W"ahrend sie weiterlief, schaute sie sich auf all die H"auser um, in denen die Menschen lebten, die sie ihr gesamtes Leben lang gekannt hatte. Sollte sie an einer dieser T"uren klopfen, damit sie irgendjemand rein liess?
Nein, es ist sp"at, dachte sie.
Sie konnte in den Fenstern keine Lichter sehen. Diese Menschen schliefen mittlerweile wahrscheinlich schon alle. Selbst wenn nicht, so w"urden sie sicherlich nicht erfreut sein, zu so sp"ater Stunde noch gest"ort zu werden. Und ihre Eltern w"urden ausrasten, wenn sie erfuhren, dass sie die Nachbarn so sp"at noch bel"astigte.
Das Pfeifen verstummte erneut, doch das beruhigte Kimberly kein Bisschen. Die Nacht erschien ihr nun k"alter und dunkler und gruseliger, als vor nur wenigen Minuten.
Als sie um eine Ecke bog, sah sie, dass in der N"ahe ein Kleintransporter geparkt war. Seine Scheinwerfer brannten und der Motor lief.
Sie atmete erleichtert aus. Sie erkannte das Fahrzeug zwar nicht wieder, aber wenigstens war es irgendjemand. Wer auch immer hinter dem Steuer sass, w"urde sie sicherlich die restliche kurze Strecke zu ihrem Haus fahren.
Sie lief zum Wagen r"uber und merkte, dass die Seitent"ur offenstand. Sie schaute hinein und sah, dass der leere, offene Innenraum von den Vordersitzen durch eine Art Gitter abgetrennt war. Sie konnte niemandem im Inneren des Wagens erkennen.
Kimberly fragte sich, ob der Fahrer wom"oglich Motorprobleme gehabt hatte und sich vielleicht gerade nach Hilfe umsah. Wenn es ein Fremder war, der nicht von hier kam, w"urde er nicht wissen, an wen er sich wenden sollte.
Vielleicht kann ich helfen, dachte sie.
Sie suchte in ihrer Handtasche nach ihrem Handy, denn sie dachte, sie k"onnte ihren Dad anrufen. Doch dann z"ogerte sie einen Moment lang, unsicher, ob sie Dad wirklich aufwecken wollte, selbst wenn es darum ging einem verirrten Fremden zu helfen.
Sie h"orte Schritte, die sich n"aherten und als sie sich umdrehte, erblickte sie ein bekanntes Gesicht.
„Ach, du bist es...“, sagte sie und versp"urte eine momentane Erleichterung.
Doch sein Gesichtsausdruck liess sie alle Worte verschlucken, die h"atten folgen k"onnen. Sie hatte seinen Blick noch nie so kalt und hart erlebt.
Ohne ein Wort zu sagen, griff er nach ihr und riss ihr die Handtasche und das Handy aus der Hand.
Nun stieg Angst in Kimberly hoch. Die Dinge, die sie tun k"onnte, rasten durch ihren Kopf.
Um Hilfe schreien, sagte sie sich. Jemanden aufwecken.
Doch pl"otzlich wurde sie hochgehoben und gewaltsam in den Kleintransporter geworfen.
Die T"ur knallte zu und die Innenbeleuchtung erlosch.
Sie fummelte nach dem T"urgriff, doch stellte fest, dass die T"ur verschlossen war.
Endlich kam Kimberlys Stimme wieder.
„Lass mich hier raus!“, schrie sie und h"ammerte gegen die T"ur.
Dann ging die Fahrert"ur auf und der Mann kletterte hinein.
Der Kleintransporter fuhr los.
Kimberly klammerte sich am Gitter fest, das sie vom Fahrer trennte, und forderte: „Was machst du? Lass mich hier raus!“
Doch das Fahrzeug fuhr immer weiter durch die Strasse und Kimberly wusste, dass niemand in dieser verschlafenen Nachbarschaft sie h"oren konnte.
KAPITEL EINS
Als der erste Schuss fiel, reagierte Riley Sweeney schnell. Genau wie sie an der Academy gelernt hatte, ging sie direkt hinter der n"achsten Abschirmung in Deckung –– einem Honda, der vor dem Motel parkte, in dem sich zwei M"order versteckten. Sie hatte allerdings nicht das Gef"uhl, dass der kompakte Wagen ihr besonders viel Schutz bieten konnte.
Es war kalt zu dieser Jahreszeit im Norden des Bundesstaats New York, es fiel Schnee. Die Sichtverh"altnisse waren "uberhaupt nicht gut. Das hier war Rileys erster bewaffneter Konflikt und sie war sich nicht sicher, dass sie ihn "uberhaupt "uberleben w"urde.
Sie sah durch das Wirbeln der Schneeflocken, dass Spezialagent Jake Crivaro viel sicherer hinter einem massiven SUV Zuflucht genommen hatte. Crivaro, ihr Partner und Mentor, schaute besorgt aus, als er sich nach ihr umsah. Riley w"unschte, dass sie ihm signalisieren k"onnte, dass alles ok sein w"urde. Wie auch die sechs Polizisten vor Ort, die soeben mit ihnen anger"uckt waren, trugen Riley und Crivaro Schutzwesten. Doch Riley wusste, dass sie nicht zu viel von ihrer schusssicheren Weste erwarten durfte. Ein gezielter Schuss in den Kopf –– selbst ein versehentlicher Schuss –– k"onnte t"odlich sein. Crivaro hielt einen Lautsprecher an seinen Mund und rief hinein: „Hier spricht Spezialagent Jake Crivaro vom FBI. Ich bin hier mit meiner Partnerin und den lokalen Justizvollstreckungsbeamten. Wir haben euch umzingelt. Es gibt kein Entkommen. Kommt mit erhobenen H"anden raus.“
Es folgte keine Antwort aus dem Motelzimmer, in dem die beiden M"order sich verschanzt hatten. Stattdessen h"orte man nur das gespenstische Pfeifen des Windes.
Riley lugte vorsichtig hinter dem kleinen Auto hervor und versuchte das Motelzimmer zu identifizieren. In genau diesem Moment h"orte man ein lautes Knacken zusammen mit einem schrillen, eindringlichen Ger"ausch –– etwas zwischen einem Pfeifen und einem Summen.
Eine Kugel war direkt an ihr vorbeigeflogen. Riley zog ihren Kopf zur"uck aus der Sichtlinie. Sie japste, als sie begriff: Gerade hat jemand zum ersten Mal auf mich geschossen.
Sie hatte viel mit echter Munition trainiert, doch nichts davon war jemals auf sie pers"onlich abgefeuert worden.
Genau wie Crivaro und die Polizisten es getan hatten, hatte sie bereits ihre Waffe gezogen –– eine .40 Kaliber semiautomatische Glock.
Sie f"uhlte sich ungeschickt mit der Waffe in ihren H"anden.
Sie dachte sich, dass sie froh sein sollte, dass sie vor Kurzem auf eine machtvollere Waffe umgestiegen war, als die .22 Kaliber Pistole, die sie zusammen mit ihrer FBI Dienstmarke bekommen hatte. Doch diese hier war weniger vertraut und sie wusste noch nicht, was sie mit ihr alles w"urde tun m"ussen.