Lauert
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Riley schaute erneut hinter dem Auto hervor. Sie konnte sehen, wie die Motelzimmert"ur aufging. Dann trat eine Figur in den T"urrahmen. Es schien eine Frau zu sein, die eine Winterjacke mit Kapuze trug. Ihr Gesicht war durch den Schneewirbel nicht auszumachen. Sie stand still im T"urrahmen und hielt ihre H"ande zitternd "uber den Kopf.
Orin Rhodes rief aus dem Zimmer heraus: „Okay, da ist sie. Sie haben sie gesehen.“
Crivaro sprach erneut in den Lautsprecher: „Ja, aber ihr wollt die Dinge wirklich nicht auf diese Weise angehen. Glaubt mir, ich weiss, wovon ich spreche. Ich habe es viele Male erlebt. Eine Geiselnahme macht die Dinge f"ur euch nur noch schlimmer. Lasst sie einfach gehen. Lasst sie zu uns r"uberkommen. Dann k"onnen wir "uber eine vern"unftige L"osung verhandeln.“
Riley bezweifelte, dass Crivaros Rechnung aufgehen w"urde, und sie vermutete, dass er es genauso sah. Wieso w"urde das Paar ihr einziges Ass im "Armel in einem solchen Moment aufgeben?
Dann, zu Rileys "Uberraschung, machte die Frau ein paar Schritte auf sie zu. Das Herz pochte ihr in der Kehle, als sie h"orte, wie Orin aus Protest etwas Unverst"andliches knurrte. Riley konnte ihn nicht sehen, aber was sie sah, gefiel ihr ganz und gar nicht.
Wird er sie erschiessen? fragte sie sich.
Doch die Frau machte ein paar weitere unsichere Schritte weg vom Motel. Vielleicht, dachte Riley sich, hatten Orin und Heidi endlich ihr Gefallen am Morden verloren. Doch Riley war sich unsicherer denn je dar"uber, was gerade passierte. Wenn das Paar die Geisel tats"achlich hatte gehen lassen, was w"urden sie als N"achstes tun? Was konnten sie tun?
Sie k"onnen sich ergeben, dachte Riley.
Oder sie k"onnten k"ampfen.
Nat"urlich w"are es Selbstmord, wenn sie das tun w"urden. Riley hatte eine Vorstellung davon, was sie erwarten konnte, wenn eine Schiesserei ausbrechen w"urde. Das Paar hatte keine Chance in einer echten Schiesserei, nicht gegen ein solches Team. Es war unwahrscheinlich, dass sie dem Kugelhagel standhalten k"onnten und sie w"urden sicherlich all ihre Munition verschossen haben, lange bevor diese dem Team ausging. Die ultimative Entscheidung war zwischen Kapitulation und Tod.
Die Frau ging schweigend "uber den B"urgersteig und trat dann auf den Parkplatz. Riley beobachtete Crivaro und fragte sich, was ihr Mentor als N"achstes tun w"urde. W"urde er der Frau entgegenkommen und sie begr"ussen, dann sicherstellen, dass sie so schnell wie m"oglich an einen sicheren Ort gebracht wurde? Bisher hatte er noch keine Anstalten gemacht, seine Deckung hinter dem SUV zu verlassen.
Dann wurden die Schritte der Frau beunruhigend schnell. Sie kam Riley immer n"aher, scheinbar ohne sie gesehen zu haben.
Und nun konnte Riley das Gesicht der Frau erkennen. Es war schliesslich doch gar keine Geisel. Es war Heidi Wright selbst und sie zog irgendetwas aus ihrer Jackentasche hervor.
Sie hat eine Waffe, begriff Riley.
Riley wusste, was sie zu tun hatte, doch trotzdem z"ogerte sie.
Die Pistole des M"adchens feuerte und streute ziellose Sch"usse "uber die Barrikaden, hinter denen sich Polizei und Agenten versteckten. Dann entdeckte sie Riley. Sie l"achelte ein seltsam unschuldiges L"acheln, als sie ihre Waffe auf die junge Agentin richtete.
F"ur einen gef"uhlten Bruchteil einer Sekunde starrte Riley in den Schaft der Pistole. Dann begriff sie, dass sie ihre eigene Waffe bereits gezogen hatte und direkt ins Zentrum von Heidis Brust zielte.
Riley feuerte einen einzigen Schuss.
Heidi stolperte r"uckw"arts, die Pistole fiel ihr aus der Hand. Ihr L"acheln war verschwunden und einem Ausdruck von Schock und Entsetzen gewichen. Dann sackte sie auf dem Boden in sich zusammen.
Riley konnte Orins Stimme schreien h"oren: „Heidi!“
Sie fuhr herum und sah, wie mehrere Polizisten die Motelzimmert"ur st"urmten. Mit einer Miene erstaunten Horrors trat Orin aus dem Zimmer. Er hob seine H"ande hoch "uber den Kopf, w"ahrend er "uber den Parkplatz zu seiner erschossenen Freundin her"uberstarrte. Er blieb absolut gef"ugig, als einer der Polizisten ihm Handschellen anlegte und ihm seine Rechte vorlas.
Von einem tiefen Horror ergriffen, ging Riley zum M"adchen her"uber. Blut sprudelte aus der Wunde in ihrer Brust und f"arbte den Schnee auf dem Parkplatzasphalt rot. Heidis Augen waren weit aufgerissen, ihr Mund japste stumm nach den letzten Atemz"ugen. Dann wurde sie komplett still. Der Ausdruck ihres toten Gesichts war unbeschreiblich traurig.
Riley begann am gesamten K"orper zu zittern und ihre eigene Pistole fiel ihr beinahe aus der Hand. Pl"otzlich stand Agent Crivaro an ihrer Seite und nahm ihr sanft ihre Waffe weg.
Riley f"uhlte sich nun komplett bet"aubt.
Sie konnte sich selbst sagen h"oren: „Was habe ich getan?“
Crivaro legte seinen Arm um ihre Schulter und sagte: „Du hast es gut gemacht, Riley. Du hast getan, was du tun musstest.“
Doch Riley konnte nur immer wieder wiederholen: „Was habe ich getan?“
„Komm, suchen wir dir einen Platz, wo du dich hinsetzen kannst“, sagte Crivaro.
Riley konnte sich kaum aufrecht halten, als Crivaro sie vorsichtig zu einem der Polizeibusse f"uhrte. Sie sp"urte immer noch, wie die Augen des toten M"adchens sie anstarrten.
Ich habe jemanden get"otet, dachte sie.
Sie hatte noch nie zuvor in ihrem Leben jemanden get"otet.
Und nun hatte sie keine Ahnung, wie sie damit klarkommen sollte.
KAPITEL ZWEI
Als Rileys Verlobter, Ryan Paige, versuchte seinen Arm um ihre Schulter zu legen, entzog sie sich ihm. Es war heute Abend nicht das erste Mal, dass sie reflexartig seinen Ber"uhrungen auswich. Sie war sich sicher, dass es seine Gef"uhle verletzte, aber sie konnte nicht anders.
Nach der Schiesserei in Jennings, war Riley mit Jake nach Quantico zur"uckgeflogen und dann mit dem Auto zur"uck nach DC gefahren. Sie sass auf der Couch neben Ryan in ihrer kleinen Erdgeschosswohnung, doch die Bilder in ihrem Kopf waren noch vom ersten Teil dieses langen Tages.