Heute oder nie!
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DOKTOR: Auf Wiedersehen. Die Ausgangst"ur ist hier.
MANN: (Bleibt in der T"ure stehen.) Doktor, warum kommt sie eigentlich zu Ihnen? Haben Sie etwas mit ihr?
DOKTOR: Sie betrifft das in keiner Weise.
MANN: Ist sie denn krank?
DOKTOR: Jegliche Einzelheiten bez"uglich meiner Besucher, gesund oder krank, verlassen nicht die Grenzen dieses Kabinetts.
MANN: (Trocken, fast drohend.) Hervorragend. Obwohl ich sp"ure, dass es zwischen ihnen irgendeine Verbindung gibt, und ich halte es f"ur meine Pflicht, Sie zu warnen: Seien Sie vorsichtig!
DOKTOR: Ich welchem Sinn?
MANN: In allen Sinnen. Sie ist verwirrt und weiss selbst nicht, was sie macht. (Wendet sich zum Gehen.) Wenn Sie sie trotzdem sehen, sagen Sie, dass ich versuche, sie zuhause anzutreffen und, falls ich sie nicht finde, wieder hierher komme.
DOKTOR: Ich glaube nicht, dass ich Sie hereinlasse.
MANN: Und ich glaube, dass ich Sie nicht fragen werde.
(Der Mann geht. Der Doktor setzt sich wieder an den PC. Marina tritt ein.)
MARINA: Gehe ich Ihnen noch nicht auf die Nerven?
DOKTOR: So schnell haben Sie ein Taxi gefunden?
MARINA: Ich hab' keines gesucht… Ich habe beschlossen, meinen Mann in meinem Auto mitzunehmen. Es steht hier ganz in der N"ahe, auf einem Parkplatz. Bewachen Sie ihn noch zwei Minuten, gut? (Schaut den Doktor aufmerksam an.) Was ist schon wieder passiert?
DOKTOR: Gerade eben hat wieder dieser… Nun… Ihr Mann nach Ihnen gefragt.
MARINA: Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich keinen Mann habe! Ausser Anton versteht sich.
DOKTOR: Ich weiss nicht, ich weiss nicht… Er hat mich gewarnt, dass man mit Ihnen vorsichtig sein muss. Er hat sogar versucht, mir zu drohen.
MARINA: Hat er nicht erkl"art, um was es geht?
DOKTOR: Nein, aber er hat gesagt, dass es sehr wichtig ist. Eine Frage auf Leben und Tod.
MARINA: (Sehr verwirrt.) Es scheint, ich kann mir vorstellen, von wem die Rede ist.
DOKTOR: Ist er tats"achlich Ihr Mann?
MARINA: Nicht ganz…
DOKTOR: Nicht ganz?
MARINA: "Uberhaupt nicht. Das ist mein Kollege… Genauer, sogar mein Vorgesetzter.
DOKTOR: Sagen Sie die Wahrheit?
MARINA: Ich schw"ore.
DOKTOR: Und was will er so Wichtiges von Ihnen?
MARINA: Nichtigkeiten. Er ist einfach, wie soll ich Ihnen das sagen… leicht ungleichg"ultig gegen"uber mir und ziemlich eifers"uchtig. Er sch"uchtert alle meine Bekannten ein. Er will ewig mit mir etwas kl"aren, etwas bereden… Und dabei immer dringend.
DOKTOR: Ich verstehe.
MARINA: Also, ich gehe, das Auto holen.
DOKTOR: (H"alt sie fest.) Ich will Sie nicht weglassen.
MARINA: (Befreit sich sanft.) Ich komm' schnell zur"uck. Wirklich in einer Minute.
DOKTOR: Und fahren wieder weg.
MARINA: (K"usst ihn auf die Wange.) Um uns abends zu treffen.
Marina geht. Der Doktor l"achelt gl"ucklich. Er geht zum Spiegel, besieht sich kritisch, bringt die Krawatte und die Frisur in Ordnung, nimmt aus dem Schrank ein anderes, helleres Jackett und zieht es an. Johanna tritt ein, noch entschiedener als vorher eingestellt. Der Doktor, darauf eingestellt, den Gast mit offenen Armen zu empfangen, ist unangenehm "uberrascht.
DOKTOR: Sie sind das?
JOHANNA: Wen haben Sie denn erwartet?
DOKTOR: Eine andere Frau. Die Frau Ihres Mannes. Das heisst… Ich wollte sagen – Antons Frau. Das heisst…
JOHANNA: Antons Frau – das bin ich.
DOKTOR: Jetzt habe ich grosse Zweifel daran.
JOHANNA: Zum ersten Mal treffe ich einen Arzt, der sich anstatt mit Behandlung mit Ermittlung befasst. Ist die Krankengeschichte fertig?
DOKTOR: Nein. Und wenn sie es w"are, w"urde ich sie Ihnen nicht geben. Wer sind Sie eigentlich?
JOHANNA: Ich habe geahnt, dass Sie beliebige Ausfl"uchte suchen werden, nur um auszuweichen, und habe f"ur diesen Fall das ganze Spektrum an Dokumenten der Reihe nach vorbereitet. (Zeigt einen ordentlich gef"uhrten Ordner.) Hier, mein Pass. Hier meine Heiratsurkunde mit Anton. Hier die Geburtsurkunden unserer Kinder, in denen "ubrigens die Namen der Eltern aufgef"uhrt sind, das heisst meiner und der meines Mannes. Hier unser Hochzeitsbild, das hier auch, aber mit G"asten, und hier unsere Fotos mit den Kindern. Hier die Stromrechnung und andere auf unseren gemeinsamen Namen. Sind Sie jetzt zufrieden?
DOKTOR: (V"ollig verbl"ufft sieht er die Papiere durch und gibt sie Johanna zur"uck.) Ich… Ich… (Will zu den Tropfen greifen, stellt aber das Fl"aschchen zur Seite und giesst sich eine grossz"ugige Portion Cognac ein.) Das heisst, Sie sind trotzdem seine Frau?
JOHANNA: Wer denn sonst, Ihrer Meinung nach etwa die Grossmutter?
DOKTOR: Ehrlich gesagt, ich weiss nicht, was ich denken soll. (Greift wieder zum Cognac.) JOHANNA: (Im Befehlston.) Stellen Sie das Glas zur"uck! (Schiebt die Flasche energisch zur Seite.) Ich beginne, mir ernsthaft Sorgen um die Gesundheit meines Mannes zu machen.
DOKTOR: Warum?
JOHANNA: Weil sein Arzt Alkoholiker ist.
DOKTOR: Ich trinke "uberhaupt nicht.
JOHANNA: Das sehe ich.
DOKTOR: Sind Sie wirklich seine Frau?
JOHANNA: Warum verwundert Sie das so?
DOKTOR: Ich w"urde mich nicht wundern, wenn… Wenn nicht die andere Frau gewesen w"are…
JOHANNA: (Hart.) Was die andere Frau betrifft, ist das ausschliesslich das Ergebnis des Alkohols oder die Frucht Ihrer gest"orten Wahrnehmung. Als Jurist weiss ich, dass Psychiater infolge dauernder Kontakte mit Verr"uckten nur schwer ihr seelisches Gleichgewicht bewahren. Vergessen Sie also diesen Wahn. Es war keine Frau da.