Книга Вечной Премудрости
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X. (30) dein leip was von dem heissen blute an mancher stat berunnen.
Ach, mynniglich herre, also beger ich, das ich in lieb und in laid unbeweglich czu dir werd geheftet. Alles mein vormdgen leibe und sel an dem (dein?) czeutz (creutz?) czerspannet, mein vornunft und mein begier czu dir heften. Gib mir vormdgenheit leiplich freude flihen, snelheit dein lob und ere czu suchen. Ich beger, das kein gelied an meynen leibe sey es hab deines todes ein sdnderliches tragen, und deyns leidens gleichlichkeit ein andechtiges erczaigen.
I. (31) Czarter herre, dein pldiender leib hatt an dem creucze [149v] ein darben und ein dorren,
II. (32) dein mdder czarter racke hatt an dem rawhen creucz ein hertes laynen,
III. (33) dein swerer leip ein niderseigen,
IV. (34) aller dein leip was durchwundet und durchseret,
V. (35) herre, und das alles trug dein hercz mynniglich.
Herre, dein darben und dorren sey mir ein ewiges widergrunen, dein hertes laynen ein geistliches ruen, dein niderseigen ein kreftiges aufenthalden. Alle dein seer mdssen dy meynen senften, und dein mynnenreichs hercz mdsse das mein ynbranstiglich enczdnden.
I. (36) Mynniglicher herre, in der totlichen not wart dein gespottet
II. (37) mit spehen worten,
III. (38) mit spotlicher geberd,
IV. (39) und wurdest gar vornichtet in yren herczen,
V. (40) du stundest dor inne festiglich,
VI. (41) und petest deinen [150r] liben vater umb sy mynniglich,
VII. (42) du unschuldiges lemlein wurd czu dem schuldigen gleichet,
VIII. (43) von dem linken vortdmet,
IX. (44) von dem rechten angeruffen,
X. (45) du vorgabst ym all sein sdnde, und taczt ym auf deyn himelreich.
Nu lere, allerlibst’ h’re (herre), deynen diner alle spehe wort, alles spot-lich geperd und alles vornichten festiglich durch dich leiden, und all mein widersachen mynniglich kegen dir entschuldigen. Ach, gruntlose mildi-keit, ich pewt heut deinen unschuldigen tod vor dy augen deines himlichen vaters vor mein vorschultes sdndiges leben. H’re (herre), ich ruff czu dir mit dem schacher: gedenk mein in deinem reich. Vordam mich nicht umb mein missetat, vorgib mir all mein sdnde. Tu mir auf dein hime[150v]lisches pa-radys.
I. (46) Czarter herre, an der stunde wurd du von allen menschen gelassen,
II. (47) dein freund hatten sich dein vorczigen,
III. (48) du stundest nackt und aller eren und kleyder beraubet.
IV. (49) dein kraft erschein do siglos.
V. (50) sie handelten dich unparmhercziglich und du lidest es alles stille und senftmdtiglich.
VI. (51) Ach, deyns milden herczen, do du deyner czarten mut’ (mutter) h’czenleid (herczenleid) allein czugrund erkantest,
VII. (52) ir senende geperd ansecht,
VIII. (53) und ir clegliche wort hortest,
IX. (54) und in der totlichen schidung empfult sy deynem jdnger in mdterlicher trew,
X. (55) und den jdnger in yr kintlich trew.
Eya, czarter exemplar aller togunden, benym mir aller menschen schedliche lieb, aller freunt ungeordente trew, emplos mich von aller unle-digkeit, gib [151r] mir festikeit kegen allen bosen geisten, und senftmdtikeit kegen allen ungestumen menschen. milder herre, gib mir deinen bittern tod in den grunt meynes herczen, in meynen gepet erczeigung der werk. Awe, czarter mynniglicher herre, ich empfil mich heut in dy stete trew und in dy hut deynen czarten raynen muter und deyns liben erwelten jdngers.
Sprich Salve re’ (regina) ader Ave m (Maria).
Ya, czarte reyne muter,
I. (56) ich ermane dich heut des gruntlosen herczenleides, das du empfingest in dem ersten anplig, do du dein libes kint also sehest auferhenget in sterbender not stehen.
II. (57) Du enmuchtest ym do nicht czu №lf kumen,
III. (58) du hettest deines kindes ertoter ein peinlichs ansehen,
IV. (59) du clagtest yn vil yem[151v]merlich,
V. (60) und er troste dich gar gUtlich.
VI. (61) Sein gUtlichen wort durchwunten dein hercz,
VII. (62) dein cleglich geberde erweichte dy herten herczen,
VIII. (63) dein mdterlich hende und arm hatten ein ellendes aufpieten,
IX. (64) aber dein ckanker leip hatt ein craftlos niderseigen,
X. (65) dein czarter munt seynes abgerunnen plutes ein mynnigliches kdssen.
Eya nu, ein muter aller gnaden, behUt mich mdterlich in alle meynen leben, bewar mich gnediglich an meynem tode. Awe, czarte fraw, sich, das ist dy stund, umb dy ich beger aller mein tage dein diner czusein, das ist dy grewlich stund, ob der hercz und sel erschrikt; denn so ist aus pitten und ruffen, denn so weis ich, armer mensch, czu wem ich keren sal. Eya dorum, du, grundlos apgrunde d’ (der) gotlichen [152r] parmherczikeit, so valle ich dir heut czufusse mit inniglichem suffczen meynes herczen, das ich denn wirdig werd deiner frolichen gegenwertikeit. Wie mag der vorczagen, ader was mag dem geschaden, den du, reyne muter, wilt bewaren?
Ach, eyniger trost, beschirm mich denn vor des posen geistes yemmer-lichen anplik, bis mir behulfen und behUt mich vor den feintlichen henden. Mein ellendes sufczen werd von dir getrost, mein totliche kraftlose macht werd von den augen deiner parmherczikeit gUtlich angesehen, deyn milden hende werden mir denn gepoten, mein ellende sel von dir empfangen, und mit deinen rosenfarbem antlicz vor den hohen richter gefurt, und in ewiger selikeit bestetigt.
I. (66) O du gnadenreiches [152v] wolgefallen des himelischen va-ters, wy du in der stund an dem creucz czu allen den aussern smerczen des pittern todes auch von innen genczlich wardest von aller sdssikeit und troste gelassen.
II. (67) Du hattest czu deynem vater ein ellendes ruffen,
III. (68) deines willen mit dem seynen ein ganczes voreynen;
IV. (69) herr, dich durste von rechter pein und ddrre leiplich,
V. (70) dich durste auch von grosser lieb geistlich,
VI. (71) du wurd pitterlich getrenket,
VII. (72) und do es alles volbracht was, do sprachestu: Consumatum est.
VIII. (73) du warest deinem liben vater gehorsam uncz in den tod,
IX. (74) du empfallest deinen gaist in sein veterlichen hende,