Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал
Шрифт:
Die nordische Cronen Schweden und Danemark waren auch abermahl zu feindlichen Proceduren gerathen, ungeachtet des unter Friedrichsstadt geschlossenen Friedens. Demnach dann der Palatinus Russiae Stephan Tzernetzkij mit einer pol. Armee von 6.000 Mann gnuge der mit der Cron Dannemark geschlossenen Alliance, wie auch Ihro Furstliche Durchl. von Brandenburg, Ihro Koniglichen Maytt. in Danemark wieder die Cron Schweden mugliche Assistentz leisteten. Desgleichen thaten auch die Rom. kaiserlichen Volker unter Commando des General Hatzfelders, eroberten (72v) Dam und marchirten in Pommern hinein unter Stetin. Dieses ungeachtet bloquirte Ihre Konigliche Maytt. in Schweden die konigliche danische Residentz Kopenhagen und continuirte etzliche Monath mit unnachlassiger Belagerung, that auch einen machtigen Sturm, da etzliche tausend der besten schwedischen Volker erleget wurden. Die englandische und hollandische Admirals lavirten auch continue auff der See und ziehleten auff den Effect dieses Spiels. Die Cron Schweden aber, welche sich der Festung Cronenburg auff dem Sundt bemachtiget hatte, acceptirte die engelsche Flotte als Freunde und Bundesgenossen mit grossen Contentment, gegen die Hollander aber erklahrten sie sich weder Freund noch Feind, welche jene auch servirten.
Die russische Armee unter Commando des Bojaren und Statthalters zu Kasan Knias Alexej Nikitz Trubeckij, mit allen conjugirten Generalen rukte in der Ukrain unter Konotop, belagerte darin den abtrunnigen cosakischen Obersten Grigorey Lesnickij. Der tartarsche Chan Gerey erklahrte sich auch gegen Moskow feindlich und begehrte, dass alle russische Besatzung aus den ukrainischen Festungen und Stadten mochten abgefuhret und die Platze totaliter (73r) und absolute an den zaporowischen General Jan Wychowskij cediret und abgetreten werden. Weilen aber diese von russischer Seiten nicht bewilliget, auch auff dem vorm Jahr proponirten Punct wegen der Donnischen Kosaken gantz undeutlich geantwortet war (nehmlich, dass selbige als freye Leuthe nicht zu zwingen waren), conjugirte sich der crimmische Chan mit dem zaporowischen General Wychowskij und entsetzten den Lesnickij in Konotop. Weilen aber eine commandirte russische Armee von 15.000 Mann unter Commando zweyer Generalen, des Okolnitzey Knias Siemion Romanowitz Pozarskij und des Okolnitzey Knias Siemion Piotrowitz Lvow (Jaroslawskij), den antrabenden Tartarn und Kosaken entgegen rukte, ward selbige totaliter aus dem Felde geschlagen, beyde Generals und uber 1.000 Mann von den besten gefangen, die andern aber auff der Wahlstatt erleget. Weilen aber der General Wychowskij den tarterschen Cham persuadirte, dass er sich mit diesen Gefangenen nicht beladen, sondern vielmehr je ehe, je lieber auff die russische Hauptarmee unter Konotop zuruken solte, allda besser Beute und Gefangene erobert werden konten, demnach wurden diese beyde Generals, auch all die Gefangenen, (73v) von den Tartarn auff des Chans Befehl jammerlich niedergesebelt. Der General Trubetzkoy, dieses vernehmend, erschrak gar sehr und fing an, die Belagerung unter Konotop gantzlich quittirend (da er auch in Sturmen und Ausfallen ziemlich eingebusset hatte), mit bewaffneter Hand abzumarchiren, dann seine Armee bestunde in einer machtigen Infanterie, darbey eine Artillerie von kostlichen Stuken, Feurmorseln und Feurwerken verhanden und mit guten teutschen Officiren, Ingeneurs, Feuerwerkern und Constapels wohl versehen war. Die Tartarn und Kosaken setzten dennoch unnachlassig an und thaten ihr bestes, mit vielem Verlust der ihrigen. Die russische Armee aber wehrte sich mannhafft und arrivirte endlich (obgleich mit merklichem Verlust vieler Bagage und etzlicher 1.000 Menschen) nach der Festung Putiwll, allda sie eine gutte und sichere Retirade wieder diesen machtigen Feind fand. Der Okolnitzey und Woywod Knias Piotr Alexiewitz Dolgorukow (Obolenskij) marchirte mit seiner Armee aus Smolensk nach Lithauen auff Minsk, welches er abermahl eroberte und alles darin niedermetzte. Von da begab er sich durch eine ungewohnliche Strasse nach der Ukrain dem General Trubetzkoy zum Secours. Er kahm aber zu spat, (74r) da der Feind das Feld schon quittiret und seinen Marsch zuruk nach Hauss genommen hatte. Das gantze russische Reich war sehr uber diesen machtigen Anlauff des grausahmen und geschwinden Feindes erschroken, und wurden in allen Festungen, ja auch in der Hauptstadt Moskow, die Pforten geschlossen und die Walle und Pasteyen verbessert, weilen ein gar grosser Allarm im Lande war. Das Volk lieff hauffenweise nach den festen Platzen zu, alles in den Dorffern verlassend. Dieses continuirte so lange, bis Zeitung einkahm, dass die Hauptarmee salviret und sich nach Putiwl retiriret hatte und der Feind zuruk gegangen ware.
Der zaporowische General Wychowskij, nach Verrichtung dieser Expedition (die ihm nicht dergestalt, als ers wohl meinte, gelungen war), merkend, dass ihm seine Kosaken, denen der Leker gewaltig nach den russischen Zobeln stunde, untreu werden wolten, weilen die Tartarn schon nach Hause marchiret waren, auch von der Cron Polen keine einige Hulffe zu hoffen stund, ward desperat, ubergab das Regiment guttwillig totaliter an des verstorbenen Generals Bogdan Chmielnickij Sohn Jurasch und ging selbst zu die Polen, welche ihm die (74v) Woywodschafft von Kiow gaben und mit in den Senat setzten. Der junge Chmielnickij aber, nachdem er das Commando erhalten und der Kosaken Treue sich versichert hatte, ubergab sich abermahl mit allen zaporowischen Kosaken unter Ihro Czar. Maytt. in Moskow und legten ihr Sacramentum Fidelitatis ab in Presence des Bojaren und Statthalters zu Kasan, Knias Alexej Nikititz Trubetzkoy, auch des Bojaren und Statthalters zu Bieloosirien, Wasilij Borisewitz Scheremetew, der Okolnitzen und Woywoden Knias Grigorey Gregorowitz Romadanowskij und Knias Piotr Alexiewitz Dolgorukow Obolenskij zu Perejaslawl, allda sich alle diese russische Generals Personen mit ihren Armeen, auch die gantze kosakische Gemeine versammlet hatte, unter blossem Himmel, empfingen auch von dem General Trubetzkoy Ihro Czar. Maytt. neue Diplomata und Privilegien, ihre Freyheiten belangend. Dem General Chmielnickij ward eine kostliche Bulave in Ihro Czar. Maytt. Nahmen uberreichet und mit einem offentlichen Brieffe unter Ihro Czar. Maytt. und des russischen Reichs Insiegel confirmiret und bestatiget. Nach Verrichtung dessen marchierte der General Trubetzkoy, auch der Woywod Knias Dolgorukow mit ihren Armee zuruk nach Moskow, (75r) der Bojar Wasiley Borisowitz Scheremetow aber, dem die General Gouverneurschafft der gantzen Ukrain anvertrauet war, blieb mit einer gantzen Armee in Kiow beliegen. Der Okolnitzey und Woywod Knias Grigorey Grigoriewitz Romadanowskij, dem die Auffsicht der Grentzen auff den tartarischen Feldern befohlen war, setzte sich abermahl mit seiner gantzen Armee in Bielgrod.
Der Okolnitzey und Woywod Knias Iwan Iwanowitz Lobanow Rostowskij, welcher die russische Armee in Weissreussen commandirte, belagerte die Festung Mstislaw, welche den Russen untreu worden war, nachdem sich der kosakischen Obrister, einer Rittle genandt, mit vielen Kosaken und vom Adel gesetzet, den russischen Gouverneur nebst der Besatzung niedergesabelt und fest geschantzet hatte, torquierte und angstete selbige auch dergestalt mit steter und unnachlassiger Belagerung, biss sie sich endlich, von Hunger gezwungen, an ihm ergeben und auff die czaarische Amnestie, die ihnen gar gultig offeriret ward, fussen musten, welches doch vielen das Leben, Ehr und Reputation, ja seine gantze Wohlfahrt, kostete. Vor allen erhielte der Obrister (75v) Rittel Pardon und, nachdem er denen Russen Treu und Glauben zu halten etzlichermassen bezeuget hatte, gewan er endlich mit Fug Gelegenheit, sich zu absentiren und seinen gefahrlichen Zustand in Sicherheit zu setzen. Nachdem aber der Woiwod Lobanow Mstislaw in den Brand gesteket und alles ubrige polnische Volk verpartieret und dem unaufflosslichen Joch der Sclawschafft hart verbunden hatte, rukte, die gehabte Victorie ferner zu verfolgen, mit der Armee unter die Festung Alt Bychow, an den Dnieper Strohm gelegen, und bloquirte auch selbige gar hart. Aber der Commandant, ein kosakischer Obrister Iwan Nietzay, und die gantze Besatzung mit ihm wolten sich zu keiner Sache, wie hoch und teure Verheisungen ihnen auch praesentiret und bezeuget wurden, verstehen, thaten dem Feinde mit unnachlassigen tapfferen Ausfallen grossen Schaden, welcher dann auch mit Graben und Schantzen, Feuerkugeln, Pechkrantzen, auch allerhand feindlichen Impressen auch vielen der Festung schadlichen Inventionen besten Fleiss anwendend, unermudet sich praesentirten und also mit steter Belagerung bey 6 Monat lang continuirte, biss er endlich der vom Feinde bis hieher ungewonnene Festung durch Verratherey etzlicher treulosen von Adel, nehmlich 2 Ilginitzen, 2 Ronskowskii und einem (76r) Schultz bey Nachtzeit erstiege, alle lebendige Menschen darin niedermetzte, den Gouverneur Ivan Nietzay und viele von der Adelschafft, so sich theils von der russischen Hulde absentiret und entfernet, theils auch zu der Zeit aus Litthauen in ihre verwustete Gutter arriviret und von dieser Armee ertappet, sich dahin retiriret hatten, unbarmhertziger Weise in Eisen schmieden und in ein schweres Gefangnus bis Ihro Czar. Maytt. Befehl behalten, die gantze Stadt ausplundern, verwusten und in den Brand steken liess. Krytzow ward auch von den Kosaken erobert und der polnische Commendant Trembinskij gefanglich nach Moskow gebracht, desgleichen auch Roslaw und andere Platze in Siewerien. Die polnische Leuthe wurden unbarmhertziger Weise niedergemetzet und gar wenig, nur die Vornehmsten, gefanglich behalten.
Das 1660te Jahr
Den 2. Januarii sind abermahl Commissarien zu den polnischen Tractaten nach Borisow deputiret worden, der nechste Bojar und Statthalter zu Astrachan Knias Nikita Ivanowitz Odojewskij, der Bojar und Statthalter zu Smolensk Piotr Wasielewitz Scheremetow, der Bojar und Stadthalter zu Murom Knias Fedor Feoderowitz (76v) Wolkonskij, der Gesandschafften dumnij Diak Almar Ivanow und der Diak Wasilij Michailow.
Den 5. Januarii ist der ewige Frieden zwischen Polen und Schweden, auch der Cron Polen Confoederirten, Ihro Rom. Kayserlichen Maytt., auch Churfurstlicher Durchl. in Brandenburg in Preussen bey Dantzig zu Oliva tractiret und beschlossen worden.
Den 18. Januarii ist eine Printzessin zur Welt gebohren und Maria Alexiewna genennet worden.
Den 17. Februarii sind von den pol. Commiss. zwey Abgesandte, Jan Patzina und Rakowskij, angelanget, umb mit den Russ. wegen den Ort ihrer Quartier unter Borisow zu handeln. Darneben ward auch uber den General Chowanskij sehr geklaget, wie dass er ihre Leuthe niedergemetzet und ihre Bagage geplundert hatte.
Den 26. Februarii ist der von den russ. Commissarien an die pol. abgesandte Courier Iwan Zolobow zuruk nach Smolensk mit der pol. Comiss. Brief angelanget. Zu den pol. Tractaten aber sind diese deputiret: Die erleuchten und wohlgeborne Herren Jeronim Wierbowskij, Woywoda Brestskij-Kujawskij, H. Jurgen Carol Glebowitz, Generalstarosta Zmuydzkij, H. Stanislaw Serbiewskij, Kastelan Minskij, Krystoph na Bastach Zawiszkij, Marszalk wielikij W[ielkiego] X[iestwa] L[itewskiego], H. Cyprian Pavel Brantowskij Referendarius M. D. L. Selbige thun den Russ. zu wissen, dass sie, schon eine lange (77r) Zeit auff die Russ. wahrtend, von dem General Chowanskij grosse Injurien, Schimpff und Spott erlitten hatten, itzo aber mit grosser Lebensgefahr und Verlust ihrer Leuthe und besten Bagage sich nach Minsk begeben und allda der unsrigen erwarten wolten.
Den 30. Martii sind aus Minsk von den pol. Commissarien zwey Abgesandte, der Podkomorzij Parnawskij H. Bohufal und der Podszdek Orszanskij H. Komar, zu Borisow angelanget.
Den 31. Martii haben die pol. Abgesandte bey denen russ. Commissarien Conferentz gehabt, wegen der Praeliminaria zu handeln, aber umb der Kosakengesandten willen, dass nehmlich selbige bey der Commission und beyderseits Commissarien Conferentzien Stelle und eine freye Stimme mithaben solten, nichts schliessen mogen.
Den 3. April sind den pol. Abgesandten die Puncta der Praeliminarien, auch die Formul des Eydes, den man von beyden Theilen ablegen solte, schrifftlich von den Russ. gelieffert. Aber sie wolten von den Kosaken, die von russischer Seite bey allen miteingefuhret waren, bey dieser Commission gantz nichts wissen, resolvirten sich dennoch, deswegen an die pol. Commissarien ihren Expressen abzuschiken und derer Declaration zu erwahrten.
Den 11. Aprilis sind die Abgesandten abermahl bey den H. Commissarien zur Conferentz (77v) gewesen. Weilen sie aber nach vielen vorgeschlagenen billigen Mitteln der Kosaken wegen bey den Russ. nichts erhalten konten, begehrten sie endlich ihren Abschied und reisten unverrichter Sache zu den ihrigen.
Den 23. Aprilis ist der ewige Frieden zwischen Polen und Schweden unter Dantzig zu Oliva, gantzlich bestatiget, beschworen und schrifftlich verfasset, unter beyden Theilen gewechselt worden.
Den 26. Aprilis sind die zaporowische Abgesandten, der Oberste Wasiley Zlotorenko, Kropka und andere, von Moskow zu Borisow, den vorstehenden Tractaten beyzuwohnen, angelangt.
Den 28. Aprilis haben die russ. Commissarien aus Moskow von Ihro Czar. Maytt. die Instruction und gantzliche Information, wie die Commission an- und fortzusetzen, durch den Stolnik Fedor Koltowskoy empfangen. Dieser, weilen er die Commissarien, vorgebend, es seiner Ehre zuwieder ware, dass er dem Wolkonskij, als welcher von Ankunfft geringer denn er, bringen solte, ward von Luka Pusczin, weilen in dem Stambbuch nachgesuchet und seine Ankunfft viel geringer den des Wolkonskij befunden war, auff Ihro Czar. Maytt. Befehl gefanglich mit der Instruction nach Borisow gebracht, und den Wolkonskij in sein Quartier gelieffert, und Landes Manier nach anstatt seines Despects, der (78r) ihm von selbigen angethan war, zum Leibeigenen geschenket. Dieser aber bedankte sich vor die ihm von Ihro Czar. Maytt. erzeigte hohe Gnade und liess den Koltowskoy unversehrt wieder zuruk nach Moskow reisen. Aber er wolte annoch nicht den Brieff, da des Wolkonskij Nahmen in genennet war, entnehmen, welcher ihm demnach an den Halss gebunden und also unter einer Wacht nach Moskow geschiket ward.
Den 30. Aprilis sind abermahl von den pol. Commissarien aus Minsk zwey Abgesandte, der Podsendek Orszanskij Komar und der Stolnik Wierbowskij, nach Borisow angelanget und noch selbigen Tag von den Russ. zur Conferentz beruffen. Weilen aber die kosakischen Abgesandten nebst den russ. Commissariis sassen und viele hohnische Worte bey der Conferentz miteinwurffen, waren die Pol. sehr alteriret und wolten sich kaum resolviren, ihr anbefohlendes Gewerb abzulegen.
Den 2. May haben die pol. Abgesandten ihren Abschiedt bekommen und musten unverrichter Sachen, weilen alle ihre vorgeschlagene billige Mittel der Kosaken wegen nichts schaffen und von den Russ. verworffen wurden, nach Minsk zuruk reisen.