Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал
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(95r) Den 8. December ist abermahl eine Abgesandtschafft nach Polen, der Stolnik Afonasey Iwanowitz Nesterow und der Diak Iwan Michaylow, noch umb ein Armistitium anzuhalten abgeordnet, weilen den russischen Commissarien ohne geschlossene Armistitio auff der Grentze zu kommen nicht vor rathsam erachtet wird.
Den 20. December ist nach dem abgesandten Stolnik Afonasey Nesterow Befehl nachgeschikt worden, dass er bis fernere Ordre sich in Smolensk verweilen und nicht weiter reisen solte.
Den 22. December ist der Confoederirten Abgesandter Sokolowskij bey dem Okolnitzey und Hoffmarschalk Feodor Michaylowitz Rtischew zur Conferentz und endlich auch zur Mahlzeit gewesen, dass er auch seine anvertraute Negotie auff einen gutten Zwek setzete, also dass einer ziemlichen Verrichtung Effect sich bliken liess.
Dito ist auch dem Abgesandten Nesterow ein anderer Brieff und Ordre, also bald seine Reyse nach Polen fortzusetzen, ertheilet worden.
(95v) Den 31. December ist der Dworianin Iwan Afonasiewitz Zelabowskij in Gesandschafft zu dem Marschalk Zuronskij und der confoederirten littauschen Armee abgeordnet, umb bey selbigen ein Amistitium auszupractisiren. Erstlich aber solte er zu dem General Chowanskij gehen, damit er nur in dessen und nicht in Ihro Czar. Maytt. noch des gantzen russischen Reichs Nahmen die Praetension wegen des Stillstandes anfangen und bestetigen mochte.
Selbigen dato hat der Confoederirten Abgesandter Sokolowskij von dem Bojaren Knias Juria Alexiewitz Dolgorukow und dem Hoffmarschalk Feodor Michaylowitz Rtyschew seinen Abschied bekommen.
Suplement des 1661n Jahres
Nachdem die Cron polnische Armeen unter Commando des Palatini Cracovienses, auch Generalissimi Herren Stanislao Potoсkij und des Reichs Hoffmeisters und Feldmarschalks Georgi Lubomirs(96r)kij die beruhmte Victorie wieder die russische Armee unter Kotelnik erhalten und den Feind gantzlich vor diesmahl aus dem Felde getilget hatten, fingen sie (wie es den gemeiniglich der Polen betrubte Weise ist, dass sie nimmer ihre Victorie zu verfolgen und das vorstehende Gluk zu temperiren wissen) eine Confoederation an wieder ihre Generalitet, vorgebend, als ob selbiger Ursach ware, dass die Armeen in so langen Jahren keinen Sold genossen und ihre Bezahlung von der Cron nicht hatte erhalten konnen, richteten demnach untereinander einen Bund auff und erwehlten aus ihren Mittel bey warender Confoederation zu ihrem Regimentsverwalter einen hussarischen Lieutenant mit Nahmen Jan Swiederskij, verbunden und verschwuren sich also, einer bey dem andern Leib und Leben, Ehr und Gutt aufzusetzen und nicht ehe diese Verbundnis auffzuheben, bis sie in allen in ihrer Confoederations auffgerichteten offentlichen Schrifft specificirten Puncten, bey den sie bis an den letzten (96v) Blutstropffen halten und von selbigen keines Weges abstehen wolten, zur Gnuge von Konige und der Republique contentiret und befridiget waren. Die ubrigen Regimenter, Standaren und Fahnlein aber, die sich zu diesem Bunde nicht verstehen und der Republique verpflichtet bleiben wolten, wurden von den Confoederirter mit bewehrter Hand gewaltsahmer Weise zur Conjunction gezwungen und die auffgerichtete Puncta mit zu unterschreiben genothiget. Endlich lagerten sie sich in der Gegend bey Reusch-Lemberg und gaben dem Konige und der Republique ihr gantzes Vornehmen durch ihre Abgesandten zu erkennen, dass sie nehmlich ihrer Pflicht, in der sie der Republique verbunden gewesen, gantzlich geeussert und nicht ehe zu einigem Gehorsahm sich einfinden, vielmehr solange ihres Willens und Wohlgefallens Beliebung nach im Reich hausiren, konigliche, geistliche und Senatoren Gutter uberziehen, unter sich partieren und der Armee vor ihren restirenden Sold confisciren wolten, bis sie gantzlich und zur Gnuge in allen ihren Petitionen contentiret und befriediget waren. (97r) Unterdessen rukte dennoch, die gehabte Victorie zu verfolgen, der Tarter und die den Polen gehuldigte Cosaquen wieder den Moscoviter ferner fort, welcher alsobald, andere neue Armeen aufgerichtet und mit allerhand Nothdurfft versehen, sich an die Grentzen, seines erlittenen Schadens zu erscheinen, praesentirte. Weswegen dan die tartar- und cosaquischen Trouppen bey der Cron Polen (weilen sie allein der Moscovitischen Armee nicht gewachsen waren) Assistenz zu suchen genothiget wurden, konten aber gar keiner vor diesesmahl machtig werden, ohne etliche wenige Standarten, so den Confoederirten entgangen und der Republique Seite hielten. Die Confoederirten aber wolten sich zu keiner einigen Sachen verstehen, sondern gaben zur Antwort, dass sie nicht ehe aufbrechen und wieder den Feind ziehen wolten, sie waren denn von dem Konige und der Cron in allen ihren Praetensionen befriediget. Dennoch konten die Tartern und Cosaquen vor diesmahl an den Moscovitern wenig gewinnen, sondern musten, nachdem sie die Gebiethe etwas verheeret und danebenst ein Theil der ihrigen eingebusset, wieder abmarchiren. Die littausche Armee, so unter Commando des Palatini Wilnensis und Grossgeneralen Paul Sapiha wie auch des Generalwagenmeisters Michailo Patz stunden, thaten auch desgleichen und machten eine Verbundnuss wieder die Respu(97v)blique und ihren Generalitaet, erwehlten auch aus ihren Mitteln zum Regenten einen hussarischen Lieutenant, Casimir Dadzibog Zuronski genand, nahmen ihr Hauptquartier zu Kobrin und theilten alle Landguter, sie mochten zu kommen, wenn sie wolten, der Armee anstatt ihres Soldes aus, ohne derer Adelschafft so mit ihnen die Confoederation gutwillig unterzeichnen und sich mit in ihre Rolle hatten schreiben lassen. Weilen aber die Hauptstadt Wilna in Litthauen annoch mit russischer Besatzung besetzet ward, konte die Armee, wie gerne sie auch wolte, keine Sicherheit im Lande haben, musten demnach theils Regimenter mit der nunmehr halbjahrigen Belagerung zu continuiren unter der Festung nachgelassen. Ihro Konigliche Maytt. in Polen Johann Casimir aber, diesen gefahrlichen Zustand seines Reiches vernehmend, gebrauchte allerhand Mittel, die bose Intention der Armeen zu moderiren und sie wieder den Feinden der Republique, den Russen (unter dessen schweren Joche noch viele Provincien, Stadte und Leuthe des Reiches winselten), aufzumuntern, damit ihm seine geschwachte Macht wieder zu verstarken, bekommen wurde. Aber es wolte weder Vermahnen noch Bitten helfen, weswegen Ihro Konigliche Maytt., nachdem sie sich wieder den Einfall des Feindes auf der Cron Grantzen der Tartarn und der Cosaquen (98r) Treue versichert hatten, selbst nach Litthauen sich zu begeben und die Armee in Verfolgung der Victorie wieder den Feind zu animiren, vernehmen musten. Aber ehe Ihro Konigliche Maytt. die littauschen Grantzen erreichet hatten, lieff Zeitung ein, wie dass der russische General Knes Ivan Andrewitz Chowanskij mit einer wohlmundirten Armee von 20.000 Mann zu Pferde und zu Fuss Wilde zu entsetzen im Anzug ware, auch bereits aus Polotzko aufgebrochen ware. Dennoch Ihro Konigliche Maytt. der Littauschen, obgleich gantzlich wegen einiger in verflossener Zeit von der Generalitaet erlittenen Injurien und Vorenthaltung ihres Soldes confoederirten Armee die vorstehende Gefahr ihres Vaterlandes zu erkennen gebend, des Feindes Intention vorlegte, bittend, dass sie vor diesmahl der Republique die verpflichte Schuldigkeit und Ihro Maytt. als dero mit Eyde verpflichteten und gehuldigten Konig und Herrn diese Treue erweisen wolten und den herannahenden Feind ferner ins Land zu gehen verhindern mochten. Dennoch konte die Armee, welche einen tapfferen und dem Vaterlande getreuen Marechal Zuronskij erwehlet hatte, diesen Ihro Koniglichen Maytt. lautseeligen Anbringen nicht contradiciren, sondern machte sich in der Eil auf und traff den anmarchirenden Feind unter Kusnikowij, allda sie auch also bald mit ihn in Action gerieth und ihn totaliter aus (98v) dem Felde schlug. Die meiste Amunition und Bagage wurde denen hungrigen Littauern zur Beute. Bey 600 Officier und vornehme russische Edelleute (unter welchen auch des General Chowanski altester Sohn, Kn. Pieter Chowanskij) wurden gefangen, auch 40 Standarten und Fahnleine erobert. Weilen aber H. Konigliche Maytt. auch in der Nahe zu Gluboka arriviret war, wurden alle Gefangene aus Respect demselben praesentiret und die russische Estandarten und Fahnleine zu dero konigliche Fusse geleget. Jedoch verblieb die gantze Armee bey ihren conceptirten Confoederationspuncten, bis sie in ihren Petitionen contentiret wurden, doch dergestalt, dass unterdessen dem Feinde uber die itzige Grantze zu gehen und dem Vaterlande einigen Wiederwillen zuzufugen, nimmermehr zugelassen, sondern ihm allenthalben mit bewehrter Hand begegnet werden solte. Von Gluboka begaben sich Ihro Konigliche Maytt. nach der Wilde, selbige langwierige Belagerung zu kurtzen. Ehe sie aber anlangten, hatte die russische Besatzung nicht allein das Schloss, sondern auch ihren Gouverneur Kn. Danilo Jefimewitz Mischetzkij mit etlichen Officiren, welche bey sich beschlossen hatten, noch einen Sturm auszuhalten, wenn aber selbiger nicht gelungen wurde, nach einem Pallast sich mit all dem Volke (allda (99r) der gantze Schatz, Amunition und beste Sachen hingethan waren) zu reteriren und sich selbst zu sprengen, den polnischen Volkern ubergeben. Diesem Gouverneur, Kn. Danilo Meschetzkij, grauete, den Polen in die Hande zu gerathen, weilen er viele unchristliche tyrannische Proceduren in der Besatzung an den polnischen in der Wilde wohnhafften Leuthen verubet hatte, denn er grausahm tirannisirte, dass es unmuglich zu beschreiben. Denn nachdem er wahrender Belagerung alle Mansspersonen durch greuliche unterschiedene Marter und Pein hingerichtet hatte, liess er endlich auch die polnischen Weibsbilder durch allerhand Tortur zu Tode plagen, theils wurden bey den Rippen an Haaken gehenket und so lang gehalten, bis sie den Geist aufgaben. Viele, so schwanger, haben also hangend gebohren und sich also mit der Frucht zu Tode geplaget, andern ist das Maul mit Pulver gefullet und angesteket. Viele sind mit Peitzschen zu Tode gepeitschet, gespiesset, gebraten, gesenget und gebrennet worden. Nun wuste er, dass gar viele bey der pol. Armee verhanden, die durch seine unmenschliche Tyranney theils ihre Eltern, theils Schwestern und Bruder, Weib oder Kinder verlohren hatten. Demnach konte er sich ein gewiss Facit machen, wie ihm seine Bossheit mochte belohnet und recompensiert werden. Deswegen wolte er (99v) viel lieber selbst sein eigener Henker werden und von seinen eigenen Handen, die viel unschuldig Blutt vergossen hatten, den Todt, welchen er wuste, verdient zu haben, nehmen, denn dass er deswegen offentlich seinen Feinden Red und Antwort geben und seiner greulichen Thaten wegen vor der gantzen Welt solte berichtiget werden. Demzufolge er mit 7 Officiers, so ihm treu und seiner Tyranney Mitgenossen waren, allen Schatz an einen besondern Ort im koniglichen Hoffe, auch das Pulver tragen und den andern anbefehlen liess, dass sie noch einen Sturm von den Polen aushalten, wenn aber der nicht gelingen wurde, an diesen Ort sich retirieren und mit den Polen accordiren solten. Er aber und seine 7 Getreuen hatten beschlossen, als dann, wann alle das Volk in einem Saal sich versamlet hatten, das Pulver anzusteken und sich also mit allem Schatz und Leuthen in die Lufft zu sprengen. Weilen nun dieses sein gottloses Vornehmen von den andern gemerket, als wolten sie nicht langer den Effect der bosen Intention zu verhindern warten, sondern grieffen den Gouverneur und seine Getreuen mit ihm, schmiedeten sie in Eisen und ubergaben die Festung nebst sie den Polen. Der Gouverneur ward endlich wegen vorgedachten vielen unerhorten unchristlichen Thaten, so er verubet hatte, auch umb seines Hochmuths und stoltzen Worte, die ihm, (100r) als einen gefangenen Tyrannen, dem koniglichen Pardon praesentiret ward, nicht anstunden, durch ein offentlich Decret, da seine Tapfferkeit und Treue, die er seinen Herren, Ihro Czar. Maytt., und dem russischen Reich bezeuget hatte, hochgeruhmt, sein grosses Ungeluk, darinn ihm seine Tyranney gesturzet, beklaget und wegen vielen Injurien und unchristlichen Thaten, die er verubet, das Urtheil, nehmlich der Todt, den er von Rechts wegen durch viele Marter und Pein zu leiden wohl verdienet, Ihro Konigliche Maytt. aber, diesem allen vielmehr sich furstlicher Guttigkeit den der gestengen Gerechtigkeit gegen ihn als einen Feinde gebrauchend, nur das Flehen, Winseln und Wehklagen der armen bedrengten Unterthanen, die durch seine Tyranney die ihrigen verlohren hatten, zu befriedigen, ihn zur Enthauptung verurtheilen liessen, publiciert ward. Weilen aber die Enthauptung durch keinen Henker, sondern durch eine andere Person zu verrichten vor gutt angesehen ward, demnach erboth sich des Gouverneurs eigener Koch, den er auch vielleicht nicht wohl tractiret hatte, ihm diesen letzten Dienst zu erweisen. Weilen er aber von seiner Nation, nehmlich ein gebohrner Russe war, ward ihm diese Charge zu bedienen zugelassen, welcher ihn den nach russischer Manier mit einer Axt enthauptete, und nach der Enthauptung (100v) ist er fein reputirlich in der Kirche des Heiligen Geistes in einem rusischen Kloster zur Erden bestetiget worden.
Den rebellischen Mohilowianern (so die vielfaltige angebothene konigliche Gnade und der Republique wohlmeinende Persuasiones offt verachtet und hindangesetzet) wird das russische Tractament auch je langer, je bitterer, als dass sie endlich zu andern Gedanken zu schreiten und die gefahrliche Suiten dieses schweren Joches zu deliberiren begunten, metzelten demnach die russische Besatzung nieder, nahmen die Gouverneurs, Knes Simon Gorschakow und Mattwiey Poluichtow, auch einen teutschen Obersten, Johann Drellen genand, gefangen, schikten selbige zum Konige und ubergaben sich also wieder unter der Cron Polen Schutz, umb Amnestie und Verzeihung ihrer vorigen Fehler bittend, welche ihnen dann willig pro hac vice condoniret und gnadigst ertheilet wurde.
Desselben gleichen that auch das Stadtchen Desna auff den Don Strom gelegen. Polotzk und Witepsk hatten sich zwar auch wohl etwas im Sinne, aber ihr Vornehmen ward gar zeitig verrathen, welches denn vielen Vornehmen von Adel und guten Burgersleuten das Leben (101r) kostete. Smolensk ward auch etwas berichtiget, hatte aber keinen Grund, weswegen es nicht mehr, als eine bessere Vorsichtigkeit bey den Russen verursachte.
Es rukte auch im Herbst der Tartar mit seinem Schwarm auf die Moscovitische Grantze zu und bekam durch geschwinde Einfelle und Partheyen viele Beute und Gefangene, plunderte und verwustete, was ihm nur vorkam, ward aber endlich, weilen er von den Polen gantz keinen Succurs erwahrten kunte, von denen Bojaren und Generalen, denen die Grantzen zu Putiwol und Bielgorod zu bewahren anbefohlen war, mit ziemlichen Verlust der seinigen zuruk getrieben, nahm demnach seinen Marche durch die Ukrain und wuste Felder zuruk nach Hause, verlohr aber an dem grossen Schnee und von der harten Kalte viel Volks, dass er auch uber die Polen, so ihn ins Feld geloket und entlich nicht secundiret hatten, sehr ubel zu sprechen und recht malcontent war.
Den Kaufleuten in Moscau, so frembden als einheimischen, ward mit Zobeln, Pottasch, Hempff, Talch, Juchten, Flachs und dergleichen Waaren zu handeln verbothen, weilen alle die Waaren allein aus dem czaarischen Schatz eingekaufft und inskunftige verkauffet werden solten, wer aber von diesen Waaren eine Partey (101v) aufgekaufft hatte, muste aus dem Schatz selbigen Preiss, so er dafur an silberner Muntze oder guten Reichsthalern und Ducaten gezahlet hatte, an kupfferne Muntze, die schon dreydoppelt gegen der silbernen galte, ausm Schatz annehmen und die Waaren abgeben, welches denn der Commercie einen grossen Disgusto verursachte und sowohl denen einheimischen Kaufleuten als Auslandern grossen Schaden thate. Der Preiss jeglicher Waare nahm in kurtzer Zeit zu, und ward jegliche Waare theuer. Die kupfferne Muntze gerieth in grossen Abschlag, also dass Reichsthaler allbereits zu 5 Rubel galte, obgleich vor weniger Zeit die Muntze einen gleichen Preiss und Wurde hatte. Diesem ungeachtet wolte die Obrigkeit bey solcher schleinigen Veranderung in diesem allen nicht consideriren, sondern wechselte selbst die kupfferne Muntze vor den Preiss in ihrem Schatz und gaben sie ihren Bedienten gleich der silbernen Muntze zur Gage an, und darwieder durfte kein Wort gesprochen werden. Es waren auch absonderliche Leuthe darzu geordnet, so all die Waaren vor kupfferne Muntze, sie mochten gelten, was sie wolten, einkauffen aus dem Schatz, aber musten sie vor gutte silberne Muntze Reichsthaler und Ducaten bey dem Porte zu Archangel an die auslandische Schiffe verhandelt werden, und hirdurch wolte (102r) man den durch diesen Krieg ausgeleerten Schatz wieder fullen, aber es gereichte zu einer grossen Theurung im Lande, also dass auch ein Maass Korn, welches vorm Jahr vor 20 Altin kupffer oder silberne Muntze gekauffet ward, 12 Rubel galte. Die andere Victualien wurden auch alle nach dieser Wurde verkauffet, aber den Bedienten, so sich von Czar. Soldt nehren musten, geschach grosses Unrecht, welches den gar schlechten Appetit zu treuen Diensten verursachte.
Das 1662ste Jahr
Den 7. Januarii ist der Confoederirten Abgesandter Sokolowskij Moscau abgereiset.
Den 12. Jan. war in Moscau ein grosser Allarm von den Tartern, welche in unterschiedlichen Orter ins Reich hineinbrachen.
Den 18. Jan. ist der Podiatzey Piotr Dol[g]owa mit einem Brieffe von dem Bojaren und Statthalter zu Susdal Knes Jurgi Alexiewitz Dolgorukow und den Hoffmarechal Feodor Michaylowitz Ribischew an den Zuronskij und der confoederirten Armee abgefertiget, anzukundigen, dass der gefangene General Gonsewskij und alle pol. Gefangene den 12. Martii itzt lauffenden Jahres auf der Grantze zu Smolensko solten gelieffert werden, dass also auch die Russ. Gefangene, so in Polen und Litthauen verhanden, zu Auswechselung mochten gestellet werden.
Den 20. Jan. ist Zeitung einkommen, wie das die Tartarn unter Sewsk von dem Bojaren Grigorey Siemienowitz Kurakin geschlagen und ihr Sultan, der Diwletscha Mursa Schirenskij, gefangen.
Den 24. Jan. kommt Zeitung ein, dass der Bojar Knes Ivan Ivannowitz Lobanow Rostowskij den crimischen Chan unter Putiwol geschlagen und zuruk getrieben.
Den 25. Jan. ist der gefangene tartarische Mursa Diwletscha Schirenskij zu Moscau eingebracht.
Den 30. Jan. ist an den Dworanin Ivan Zelabowskij, der nach den Confoederirten deputiret war, Befehl geschikt, dass er sich zuruk wenden solte.
Den 3. February ist der gefangene tartarische Mursa, weil er in seinen Banden weder essen noch trinken wolen, gestorben.
Den 9. Febr., nachdem Zeitung von Smolensko eingelauffen, dass die pol. Commissarien schon lange der unsrigen auf der Grantze zu Sklow erwarteten, sind auff die Tractaten zu Commissarien deputire der vornehmste Bojar und Statthalter zu Kasan Knes Nikita Ivanowitz Odojewskij, der Bojar und Statthalter zu Twer Knes Ivan Siemenowitz Prosorowskij, der Hoffrath und Statthalter zu Schutzk Afanasey Laurentiewitz Ardin-Nasczokin, der Gesandschafften Cantzler Almaz Ivanow und der Diak Feodor Michailow.
(103r) Den 13. Febr. ist ein Lieutenant, Timofey Kischkin, mit Ihro Cz. Maytt. Brieffe zu dem Konig in Polen abgangen, anzudeuten, dass sie ihre Commissarien deputirt, welche auch alsobald nach Smolensko, die Tractaten auf der Grantze fortzusetzen, abreisen wurden. Ein ander Courier, der Podiatzey Ivan Kasarinow, ging mit der Commissarien Brieff zu den pol. Herren Commissariis, andeutend, dass sie schon von Moskow auffgebrochen waren und ersuchend, dass denen Herren Pol. etwas auf ihre Ankunfft, weilen der Weg itzo sehr bose, zu warten belieben mochten.