Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал
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Den 26. Aprilis ist der von Ihro Czar. Maytt wegen Annehmung der deputirten Grossgesandten nach Schweden abgeschikte Courier Ivan Pieskow mit Ihro Koniglichen Maytt. Brieffe von Stokholm zu Moskow angelanget, in welchem begehret wird, dass gnuge dem Kardischen Friedenschluss abermahl Commissarien von beyden Seiten zusammenkommen und die Missver(120v)standnisse, auch dem Kardischen Frieden zuwieder eingerissene Uneinigkeiten beyzulegen und alle unbillige Praetensionen zu schlichten, handeln mochten. Nach Verrichtung dessen solten die russischen Grossgesandten in Schweden allewege gern angenommen, gesehen und gehoret werden. Im Fall solches nicht geschehe, so hatte man gantz keine Ursach, sie nach Schweden zu schiken und allda anzunehmen, geschweige zu horen, weilen die Violentz, welche von russischer Seite numehro gantz uberhandgenommen hatte, mit nichts ohne offentliche Commission mochte beygeleget und abgeschafft werden.
Den 17. May ist abermahl ein Courier, Ivan Astafiew, mit Ihro Czar. Maytt. Brieffe nach Schweden abgeschiket, umb zu versuchen, ob die in den russischen und schwedischen Exemplaren ungleichlautende Kardische Friedenspuncten durch eine Grossgesandtschafft beyzulegen und deswegen keine offentliche Commission auf der Grentze anzustellen mochte bewilliget werden. Jedoch dergestalt, im Fall Ihro Konigliche Maytt. gantzlich die russische Ambassade in Stokholm zu entfangen und durch selbige die Puncta beyzulegen sich nicht resolviren wolten, solten selbige dennoch auf der Grentzen beyderseits zusammenzukommen und beyde Theile dieser gringen Ursachen wegen den Feinden zu brechen gehalten seyn. Unterdessen ward anbefohlen, dass der Okolnitzey und Stadthalter Bakscherskij Wasilij Simonowitz Wolinskij, der Hoffrath und Stadthalter zu Jelatom Ivan Afonasiewitz Prontzischew (121r) und die beyden Diaken Garasym Dochtorow und Jefim Jurgow bereit seyn solten, entweder nach Schweden oder auff die Liefflandische Grantze auff die Commission zu gehen.
Den 1. Juni kommt Zeitung von Bielgorod, dass die Calmuken und zaporowsche Cosaquen eine tartersche Parthey von 4.000 Mann unter Tzernyles angetroffen und totaliter aus dem Felde geschlagen, auch den Czarewitz, der das Commando gehabt, gefangen bekommen, welcher in kurtzen nach Moskow zum Kennzeichen der calmukschen Treue solte gebracht und praesentiret werden, aber endlich kahm der hinkende Bothe und bezeigte, dass es Ihro Czaar. Maytt. nur umb etwas zu erhalten weisgemacht war.
Den 9. Juni wurden abermahl alle die pol. Gefangene, derer gar viel wegen der Auswechselung in der Hauptstadt Moskow versamlet waren, zu Wasser an fernere Orter, weilen die Zeitungen nicht recht wohl lauteten, weggeschiket.
Den 14. Juni kamen in der Moskow die Calmuken und Zaporoger Cosaquen an, so den crimmischen Czarewitz bringen solten. Sie praesentirten aber eine Leiche, vorgebend, dass er von vielen Wunden, die er, sich tapffer wehrend, erhalten hatte, gestorben ware.
Den 15. Juni, nachdem die Bedienten, insonderheit die teutschen Officier, continue gantz verzweiffelt die Obrigkeit mit gantz klaglichen und nachdenklichen Supplicationen uberlieffen, ward in der Eil, ehe es jemand merkte, Befehl ausgegeben, dass von der Stunde an die kupfferne Muntze gantz abgeschaffet und sich keiner mehr mit selbiger zu handeln bey (121v) Lebensstraffe unterstehen solte. Anstatt dessen solten von nun an die vorigen Silberkopichen gar bahr und allein gultig seyn, die kupfferne Muntze aber in 2 Wochen zuruk in Ihro Czar. Maytt. Schatz gelieffert und vor 100 die erste Woche zu 10, die andere Woche aber nur zu 5 silberne Kopeychen gewechselt werden. Jedoch verflossen die bestimte zwey Wochen durch allerhand Vorwendung, also dass keinem einigen etwas gewechselt ward. Nachdem kahm eine andere Ordre, nehmlich dass in zwey Wochen alle die kupfferne Muntze in den Schatz gelieffert und vor 100 nur 1 Copeychen Silber angenommen oder dasselbige in den bestimten zwey Wochen verschmoltzen werden solten, damit nach Verfliessung der 2 Wochen bey keinem einigen etwas von der kupffernen Muntze ubrig bleiben mochte, bey hoher Straff und Ihro Czar. Maytt. grosser Ungnade. Demnach muste der gemeine Mann viel einbussen und mancher sein gantz Haab und Gut dran setzen. Die Grossen hatten solches lange gerochen und vor die kupfferne Muntze allerhand Waaren eingekaufft, und also muste alle die kupfferne Muntze, welche in 6 Jahren unnachlassig gemuntzet war und auff etzliche 1.000 Millionen sich belieff, unter den gemeinen Mann verschwinden. Aber dieses verursachte einen grossen Kummer unter den gemeinen Mann, auch die theure Zeit ward wenig gemindert, und behielte jegliche Waare einen sehr hohen Preiss, also dass gar eine theure Zeit zu vermuthen war.
(122r) Selbigen Tag ist der dahnische Courier Jacob Schroder, welcher vor etzlichen Tagen in Moskou arriviret war, zur Audientz gewesen. Ihro Konigliche Maytt. in Dannemark declariren, bey voriger nachbahricher Freundschafft zu continuiren, beklagen sich nur wegen Verfehlung zweyer Termin in Liefferung des versprochenen Korns und praetendiren die Expensen, so auff die Schiffe (welche zu 2 mahlen zu Archangel des Korns wegen gewesen und nichts bekommen hatten) gewendet, auff 8.000 Rthler, begehren auch, dass vor das restirende Korn, desgleichen vor die 8.000 Rthler an diesem Jacob Schroder guter reiner Hempff und Flachss zu Archangel, woselbst 2 Schiffe drauff warten wurden, mochte gezahlet werden.
Der von den Turken von seinem Furstenthum verjagte Furst von der Moldau Georgius Stephanus welcher vor etzlichen Jahren nach dem Romischen Reich sich begeben und von dannen neulich zu Moskow arriviret war, bekahm auch seinen Abschied, aber recht malcontent, weilen ihm auff sein Anbringen gantz keiner Antwort gewurdiget und begehret, dass er sich resolviren solte, ob er mit Weib und Kind ins Land kommen und Ihro Czar. Maytt. ewiger Sklawe verbleiben wolte, worzu er aber sich gantz nicht bequamen wolte, vorgebend, wie dass er allbereit von Ihro Rom. Kayserlichen Maytt. Gutter in Ungarn erhalten und der Vasal zu verbleiben sich obligiret hatte, dass er aber anitzo mit seinen grossen Unkosten anhero kommen ware, nicht zu dem Ende Ihro (122v) Czar. Maytt. Sclave zu werden, sondern ander wichtigen Ursachen wegen (die er vorhin in seiner auffgegebenen Schrifft publiciret hatte) geschehen. Dann dieser Furst Georgius Stephanus, von einer gringen Ankunfft entsprossen, hatte seinen Vorfahren, von dem er zum turkischen Kayser in Abgesandschafft verschikt gewesen, an dem turkischen Hofe verhast gemacht, und brachte demnach durch Practiquen das Furstenthumb Moldau an sich und vertrieb den rechten Erben vom Stuhl. Entlich so wolte er auch dem Turken einen Stuhl setzen und hub an vor 6 Jahren, bey Zeit seiner Regierung, mit Ihro Czaar. Maytt. heimlich zu correspondiren, weilen aber dazumahlen von ihm begehret ward, dass er sich in seinem Furstenthumb Moldau unter russischen Schutz begeben und sich des turkischen Joches befreyen mochte, dazu ihm dann eine hulffreiche Hand zu biethen promittiret ward. Nachdem aber in dieser Sache keine Vorsichtigkeit und Verschwiegenheit gebrauchet, muste es dem Ottomannischen Hause zu Ohren kommen seyn. Diesem zufolge er, auch anderer Ursachen wegen, von seinem Furstenthumb verjaget und ein ander an seiner Stelle eingesetzet werden, gedachte also bey den Russen anitzo Hulffe zu finden und suchte Mittel und Rath, wie es anzugreiffen ware, damit er wieder zu dem seinigen gelangen mochte, gab demnach Anleitung, dass Ihro Czar. Maytt. mit dero Nachbahren, als (123r) Polen und Schweden, einen vertraulichen Frieden schliessen, mit dem Hause Oesterreich eine feste Alliance wieder den Turken machen und sich ihres Schadens an der ungetaufften Schaar redlich erholen, viele hundert tausend bedrengter Christen erretten und dergestalt auch ihm Hulff und Beystand leisten mochten. Weilen aber diese Seite vor diesmahl mit andern Geschafften occupiret, auch die Heldenresolution, so vor 6 Jahren (da man die gantze Welt unter sich zwingen wolte) dominirete, numehro sich mitigiret hatte, demnach muste er mit gar schlechten Contentement davon reisen und dankte Gott, dass er nur wieder uber die Grentze war.
Den 21. Juni sind die nach der liefflandischen Commission deputierte Commissarien, der Okolnitzey und 2. Stadthalter zu Bakschoren Wasiley Siemienowitz Wolinskij, der Hoffrath Prontzischow, die Diaken Doctorow und Jurgew bey Ihro Czar. Maytt. Hand gewesen.
Den 28. Juni sind die nach der schwedischen Commission deputirte Commissarien von Moskow nach der Grentze (mit einer ohnmachtigen Instruction) abgereiset.
Den 30. Juni ist Zeitung von Smolensk kommen, dass die littausche Armee allbereit bey Borisow avanciret und gerade auf Smolensk ziehet. Darnach ward alsobald dem Bojaren und primo Principi des Reichs, auch Statthalter zu Neugarden Knias Jacob Kudeniatowitz Tzerkaskij, auch dem Bojaren und Stadthalter zu Twer Knias Ivan Siemonowitz Prosorowskij und dem Okolnitzey Kn. Jurga Nikititz Boratynskij, auch dem gantzen Lande und allen des (123v) Russischen Reiches Eingesessenen angekundiget und Brieffe ausgeschiket, dass jedermannn also bald und gantz ohne Frist sich nach Smolensko verfugen solte. Der Knias Jurga Nikititz Boratinskij ward die Avantguarde zu commandiren vorangeschiket.
Den 1. Juli in der Nacht kahm der Streptzey Juria Lutochin vor den Hoffrath und Grossgesandten Afonasey Nasczokyn, welcher, zu Krasna 8 Meilen von Smolensko nachbleibend, dieser Zeitung wegen auff die Post vorher nach Moskow geschikt war. Selbiger berichtete, dass gantz keine littausche und polnische Armeen verhanden, sondern bey selbigen annoch die Confoederation continuire und es je langer, je gefahrlicher mit ihnen aussehe, Ihro Konigliche Maytt. in Polen auch allbereit gegen sie zu Felde geruket ware, umb sie omnimodo zum Gehorsahm zu bringen.
Den 9. Juli arrivirte der nach Polen gewesene Grossgesandter, der Hofrath Afonasey Laurentiewitz Nasczokyn, zu Moskow und ward mit grossem Respect entfangen. Er hat seinen Abschied von Ihro Koniglichen Maytt. zu Reusch-Lemberg im Majo bekommen. Ihro Konigliche Maytt., in dero Brieffe von Ihro Czar. Maytt. die gute Inclination zum Frieden mit Bescheidenheit acceptirend, antworten, wie dass sie gnuge dero Begehren mit diesem ihren Grossgesandten dero Reichssenatoren, auch den deputirten H. Commissarien, so auf einem offentlichen Reichstag zur russischen Commission verordnet, zu tractiren anbefohlen hatten, weilen aber die H[erre]n (124r) Grossgesandten nichts mehres, nur dieses, dass ihnen allen, was sie anbringen wurden, Glauben gegeben und die Puncten, so sie schlussen wurden, hernach auf der Grentzen bey einer offentlichen Zusammenkunfft beyderseits H[erre]n Commissarien bekrafftiget werden mochten. Demnach hatten Ihro Konigliche Maytt., alles der kunfftigen Commission vorbehaltend, selbige itzo wieder abgefertiget, wunschen darneben, dass Ihro Czar. Maytt. zu besseren Gedanken schreiten und dassselbige, was genuge ihrer Vorfahren Eyde, auch ihrer beyder itzt regierenden Potentaten Ratification und Bekrafftigung der Cron Polen von Rechts wegen zugehorete und durch Unbilligkeit occupiret und eingenommen ware, abtreten mochten, weilen sonsten kein einiger Frieden durch andere Remedien zu hoffen, auch sie sich das allergeringste nicht wolten nehmen und durch die Hulffe Gottes in ihren Grentzen Land und Leuthen, so ihnen von Gott anvertraut waren, praejudiciren lassen, welches auch allbereits ihren Commissarien in der Instruction ubergeben ware, wie auch wegen des Abuses und ungewohnlichen Titul, mochten demnach auch Ihro Czar. Maytt. dero Grossgesandten und Commissarien mit voller und sattsamer Plenipotentz auf die Grantze kommen lassen, damit nicht nur die Zeit verlohren, sondern auch Muh und Arbeit umbsonst angewendet werden mochte. Dass aber Ihro Cz. Maytt. begehret hatten, dass auch Ihro Konigliche Maytt. dero Grossgesandten erstlich nach Moskow wegen gar wichtigen zum Frieden angehorigen (124v) Sachen expediren mochten, solches konnte anitzo nicht geschehen, weilen dadurch der Commission ein Verzug zugefuget werden muste, sie aber im kurtzen des edlen Friedens Vollentsetzung wunschten.
Den 13. Juli ist die Auswechslung der Gefangenen dem Herren Generallieutenant Dromonth anzubefehlen verordnet, weswegen denn alsobald ein Expresser nach Smolensk abgefertiget, auch dem General zwey Schreiber aus der Gesandtencantzley, Piotr Dolgow und Stephan Polkow, vor Collegen zugegeben worden.
Selbigen Tag bekahm der dahnische Courier Jacob Schroder mit schlechtem Contentement seinen Abschied und muste also nach Archangel zu reysen.
Den 16. Juli hat der Schreiber Piotr Dolgow, so dem Generallieutenant Dromonth zum Collegen verordnet, seinen Abschied bekommen und reisete nach Smolensk mit der Instruction, dass sie nicht allein die Auswechslung der Gefangenen fortsetzten, sondern auch darnach ausseyn solten, dass mit den polnischen zur Auswechslung deputierten Commissarien bis zur kunfftigen Commission, da beyderseits gross und gevollmachtigte Commissarien zusammenzutreten und die Friedenstractaten fortzusetzen bestimmet ware, ein bestandiges und gewisses Armistitium und Anstand der Waffen mochte geschlossen und behandelt werden, den wie ihnen dan vollige Plenipotentz und Conditionen ertheilet waren, solten also eingesaumt (125r) an die pol. Deputierten deswegen schreiben und ihnen zu erkennen geben, wie dass nunmehr ihnen diese Negotia anvertrauet waren, dass sie darnach ohne Verzug zur Sachen schreiten und den Termin und Stelle ihrer Zusammenkunfft ernennen solten. Inmittelst aber wahr in secretis dem Generallieutenant Ordre gegeben, dass er sich alsobald mit seinen unterhabenden Regimentern auffmachen und der Platze Krasne, Dolugow etc. wohl versichern solte, damit Bychow zu entsetzen und die Grantze im Fall der Noth zu defendiren, von pol. Seiten nicht mochte abgeschnitten werden.