Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал
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Selbigen dato kam der Courier Ivan Bogdanow so von den Herren Commissarien an die Pol. wegen dero Cunctation, auch zu der littauischen Armee (109r) wegen Auswechselung der Gefangenen.
Den 18. September sind die Woiwoden oder Generalen, so in Polen und Littauen sind gefangen gewesen und vor den General Gonsewskij auszuwechseln geordnet worden, nehmlich der Stolnik Knes Piotr Iwanowitz Chovanskij, Kn. Gregory Afonasiewitz Koslowskij, Kn. Siemon Lukitz Scherbati und Iwan Paulowitz Akimfiew, mit einem Cornet Mikolay Danilowitz nach Smolensk kommen und abgegeben worden.
Den 20. Sept[ember] ist der Medekscha von Smolensk nacher Orscha abgereiset und hat 10 pol. Gefangene von Smolensk auf Parol mitgenommen.
Den 14. October ist von Ihro Cz. Maytt. aus Mosco Befehl angelanget, dass die Commissarien an den Feldmarechal Zuronskij einen Courier mit ihrem Brieffe abfertigen solten und selbigen wissen lassen, wie der Herr Hoffrath Nasczokin als Ihro Czar. Maytt. gross- und gevollmachtigter Gesandter den 9. October von Moscau nach Ihro Koniglichen Maytt. in Polen in gar wichtigen und geheimen Sachen abgereiset und seinen Weg auf Neugarden, Plesskow, Churland und dem Wilkomirschen Gebiethe genommen habe, dass demnach er auff der Wilkomirschen Grentze mit gebuhrenden Respect mochte empfangen, auch die Armeen angehalten und keine Feindseeligkeit zu uben zugelassen werden, weilen nunmehr sich beyderseits Potentanten zu feindlichen Correspondentzien sich bequahmet und die alte Freund- und Bruderschafft zu erneuern diese Gesandtschafft bewilliget hatten, damit sich der Frieden desto besser mochte stabiliren lassen.
(109v) Selbigen dato ist ein Courier, Iwan Brantzow, von Smolensko mit Ihro Czar. Maytt. Brieff zu Ihro Koniglichen Maytt. in Polen abgreiset, anzukundigen, dass der Nasczokin von Moscow auff das Wilkomirschen Gebieth und alsofort in Gesandtschafft zu Ihro Koniglichen [Maytt.] wegen grossen und wichtigen Sachen abgefertiget ware. Demnach mochten auch Ihro Konigliche Maytt. dero gross- und gewollmachtigten Gesandte zu Ihro Cz. Maytt. nach Moscow desselben gleichen abgehen lassen, welche auch ein frey Geleit haben solten.
Den 19. October ist von den littauschen Commissarien, nehmlich Herren Paul Sapieha Pal[atino] Wiln[ensis], Herren Georgio Carolo Chlebowitz, Generalgubernatoren des Furstenthumbs Sameyten, Herren Christoph in Baszna Zawischa, Grossmeister des Grossfurstenthumb Littauen, Herren Vincentio Corvin Gonsewskij, des Grossfurstenthumb Littauen Grossschatzmeister und Feldmarechal, Herrn Alexandro Naruschewitz, des Gr[oss]f[urstentums] Litt[auen] Untercantzler, und Herrn Cipriano Paulo Broztowskij, des Gr[oss]f[urstentums] Litt[auen] Referendario, ein Abgesandter, H. Jeronimus Komar, pub[licus] Judex und koniglicher Hoffjunker, in Smolensko angelanget.
Den 21. Oct[ober] ist der Herr Abgesandter Komar bey denen russischen Commissariis zur Conferentz gewesen, hatt vorbenanter Herren Commissarien Brieff uberreichet, welche sich wegen der Verweilung in ihrer furgenommenen Reyse excusirten und declarirten 4 Ursachen, warumb die angesetzte Commission bis dato keinen Fortgang ge(110r)winnen mogen. Die 1. ist der Hintritt ihres Collegae, Herren Palatini Masoviae, 2. das unvermuthete Beginnen des Generals und Okolnitzey Knias Grigorey Grigoriewitz Romadanowskij in der Ukraine, 3. des Hoffraths Nasczokin Cunctation in seiner vorgenommenen Reyse, 4. die Zusammenrukung der russischen Armee unter Smolensk. Jedoch verheissen sie alsobald, wenn nur dero H. Collegen der cronpol[nischen] Commissarien mit der Instruction anlangen werden, das vorstehende Werk fortzusetzen, dass aber unterdessen von beyden Theilen keine Feindseeligkeiten verubet und zu ihrer Reyse ein freyer Pass vorbehalten werden mochte, weilen sie auch allbereit die littausche Armee bis hieher angehalten, desgleichen ferner anhalten wolten. Wegen der Cron Armee aber hatten sie es an Ihro Konigliche Maytt. gelangen lassen, dass auch selbige sich aller Feindseeligkeiten bis Vollenfuhrung des vorgenommenen guten Werkes eussern mochte. Das ubrige aber wurde ihr Abgesandter ausfuhrlich berichten, welchem sie volligen Glauben zuzumessen ersuchten.
Den 23. October haben die russischen Commissarii einen Hoffjunker, Feodor Wasiliewitz Protasiew, zu Ihro Cz. Maytt. nach Moskou wegen Ordre, was in dieser Sache, weilen nunmehr Nasczokin abgefertiget und ihnen keine Ordre zu tractiren ertheilet ware, anzugreiffen, abgefertiget, unterdessen dem Abgesandten 2 Wochen zu warten bestimmet, welcher, (110v) obzwar nicht gerne, dennoch es dabey bleiben lassen muste, weilen er sahe, dass keine andere Mittel gelten wolten.
Den 5. November ist der nach Moscau zu Ihro Czar. Maytt. abgefertigte Hoffjunker Feodor Protasiew mit Befehl zu Smolensk angelanget, dass die Commissarien an die Cron Polen gelangen lassen solten, dass sie erstlich durch dazu von beyden Theilen deputirten Hoffjunkern einen gewissen Stillstand zu schliessen und hernach wegen des Ortes und Termins ihrer Zusammenkunfft auch andern zur Commission gehorigen Praeliminairen zu handeln bewilligen solten, und wann dieses Armistitium, auch der Praeliminairtractat von beyden Theilen eydlich bekrafftiget ware, solten also die russischen Commissarien also fort an die Commissio laut vorhin ertheilter Instruction stifften und werkstellig machen.
Den 7. Nov. hat der pol. Abgesandte Komar gnuge Ihro Czar. Maytt. Befehl seinen Abschied bekommen und soll je ehe, je lieber wegen des Armistitii und, wie bald die H. Pol. sich einzustellen hoffen, durch den russischen Courier, welcher alsobald nach des Herrn Komars Ankunfft, nahmens Stephan Ditzkow, zu dem Herrn Pol. wegen des Armstitii mit einem Brieffe abgefertiget worden, wissen lassen, damit die russischen Commissarien auf was gewisses zu warten hatten.
Von dem 28. auff den 29. Novembr. in der Nacht ist der General Alexander Lessell, ein Mann von 97 Jahren, Todes verblichen. Diesem hat seine nachgelassene Gemahlin von der andern Ehe 25 Kinder und die letzte Tochter 2 Monat vor seinem Tode gebohren, hat mit ihr 30 Jahr gelebt.
(111r) Supplementum des 1662sten Jahres
Ihro Konigliche Maytt. in Polen setzte den Standen der Cron Polen und Grossfurstenthumbs Littauen wegen Abschaffung der unter den Armeen eingerissenen Confoederation einen Reichstag zu Warschau. Sie konten aber vor diesmahl durch keinerley Mittel die Confoederirten von ihrem Bunde abbringen, welche gantzlich eine Satisfaction ihres restirenden Soldes wegen forderten. Weilen aber der Schatz der Cron Polen und des Grossfurstenthums Littauen so viel Geld nicht vermochte auffzubringen und aller Vorrath durch diesen langen und machtigen Krieg gantz verthan war, musten Hauptgelder von jeder Person der Wurde nach durch das gantze pol. Reich und des Grossfurstenthumbs Littauen einzufordern, consentiret werden, worzu denn eine Commission der cronpol[nischen] Armee zu Reusch-Lemberg und die litt[auische] zur Wilda angesetzet und die vornehmsten Senatoren zu Commissarien deputiret wurden. Die Commission zu Reusch-Lemberg solte den 2. Augusti s[tili] n[ovi] ihren Fortgang gewinnen, allda denn auch 2 Personen, von der confoederirten Cronarmee deputieret, erscheinen und mit den Herren Commissarien alle Wiederspenstigkeiten und Missverstandnis componiren, der Armee soviel moglich zahlen und ein gantzlich Contentement und Gnuge durch Bitte und Billigkeit bearbeiten solten. Die littausche Commission in der Wilde solte den 19. Juli ihren Anfang nehmen und bearbeitet werden, dass die Armee aus Liebe zu ihrem Vaterland ein Theil ihres Soldes, was nur moglich aufzubringen, annehmen, (111v) das ubrige aber dem verwusteten Vaterlande schenken mochten und also zu ihrer vorigen Pflicht treten und unter der ordentlichen Generalitet Commando sich begeben wolten. Diese beyde Commissions nehmen zwar auf bestimten Termin ihren Anfang, hatten aber gar langwierigen Fortgang, dass auch das gantze Jahr ohne einigen gewissen Effect drauff ging. Unterdessen rukte keiner von ihnen zu Felde, sondern verharreten bey ihrem Vornehmen und verfasstem Bunde, dass also der Feind seines Willens und Wohlgefallens auf der Grentze hausirte.
Die russische Armeen waren all fertig und warteten nur, ob es mit diesen Confoederationen zum Schertz oder Ernst ausschlagen wurde. Der Okolnitzey und Woiwod Knias Gregorej Gregoriewitz Romadanowskij stund mit seiner Armee zu Bielgrod fertig, hatte auch mit dem zaporowischen General Chmiel und ihm assistirenden tartarschen Sultan bey Perejaslaw einen ziemlichen Scharmutzel mit merklichem Verlust der besten Volker von beyden Seiten. Dennoch behielte Romadanowskij endlich das Feld, entsetzte das bloquirte Perejaslaw, ertrankte viele feindliche Trouppen in dem Dnieper und eroberte eine ziemliche Bagage. Der Bojar und General Piotr Wasilewitz Scheremetew lage mit seiner Armee zu Siewsk und bewahrte die Grantze vor den tarterschen Einfall. Die Neugardische und Pleskowische Armeen unter Commando des Bojaren und Generals Kn. Boris Alexandrowitz Repnin-Obolenskij hatten ihr Hauptquartier zu Opotzka den Littauschen, die auf der Grantze streiffen, (112r) das Neugardische und Pleskowische Furstenthumb zu beschadigen. In Smolensk war auch eine ziemliche Menge russischer Volker unter Commando des Okolnitzey und Gouverneurs Knias Piotr Alexiewitz Dolgorukow, welche gleicher Gestalt ihre Grentzen zu defendiren und den Effect der Wilnischen confoederirten Commission abzuwarten, sich fertig hielten.
Ihro Konigliche Maytt. in Polen begaben sich selbst mit der gantzen Hoffhaltung nach Reusch-Lemberg, die Confoederirten personlich zu besanftigen. Nachdem der russische Abgesandte, der Stolnik Afonasey Niesterow, vom Reichstag aus Warschau unverrichter Sache zu Moscau arriviret war, ward der Hoffrath und Stadthalter zu Schatzk Afonasey Laurentiewitz Nasczokin von Smolensk nach Moscau beruffen, und als ein gross- und gevollmachtigter Ambassadeur an die Cron Polen und Ihro Konigliche Maytt. abgefertiget, und nahm seinen Weg von Moscow auf Neugarden, Pleskow, Dunaburg durch Churland und Sameyten nach Warschau. Dieser ungewohnliche March und die gar zu neue Vetrauligkeit, auch offt wiederholte Correspondentz des Nasczokins mit dem General Gonsewskij und Feldmarechal Zuronskij verursachte unter den Confoederirten einiges Misstrauen wieder den General Gonsewskij und Zuronskij, dann sie sich einbildeten, alss ob der General Gonsewskij, in warender seiner Gefangenschafft von den Russen bestochen, den Feldmarechal Zuronskij auf seine Seite gebracht und nebst ihm etwas gefahrliches wieder die Confoederirten und der gantzen Republique vorhatte, welches Feur auch etzliche derje(112v)nigen, so mit ihm in Moskow gefangen gesessen hatten, mitaufblasen halfen ohne einige Fug und Ursach. Demnach stifftete der confoederirten Armee rechter Flugel unter sich ein geheimes Consilium, erwehlten aus ihrem Mittel zum Substituten den Marechall Mozirskij Constantij Kotowskij und commandirten in der Eil 2 Trouppen von Lida (wo sie ihr Hauptquartier halten) nach der Wilde, den einen unter Commando eines Mitgesellen von des Starosten von Szameyten Companie, Novo genand, den andern unter einem mit Nahmen Chlewinskij, umb den General Gonsewskij, auch den Marchall Zuronskij, welche allda der Commission beywohneten, ohne Rumor mit moglicher Geschwindigkeit zu erhaschen, und aus der Stadt wegzubringen, und niederzumachen. Dieses alles ward von den beyden Commendanten treulich verrichtet. Der Nowos erhaschte in aller Geschwindigkeit den General Gonsewskij, der unpasslich war, auf dem Bette, setzte ihn ohn einigen Wiederstand in seine eigene Karosse und eilete mit ihm, ehe es wer innen ward, davon, zum Stadtthor hinaus. Unterwegens aber ward er durch Flehen und Bitten des Generals beweget, dass er uber gegebene Ordre mit ihm der Armee (vor welcher sich der General in seiner Unschuld zu verantworten gedachte) zu nahe kahm, und da sie nur auf 2 Meil Weges noch das Hauptquartier erreichet hatten, war vielleicht solches, dass nehmlich der General umb Frist anhielte, sich bey der Armee zu verantworten, in dem Hauptquartier schon zu wissen gethan, demnach befurchtend, dass nicht unter den Gemeinen, wann er arriviren wurde, einige Wiederspenstigkeit (113r) entstehen mochte, ward alsobald noch ein ander Trop, dem Novos zu begegnen und den General auf der Stelle niederzumachen, commandiret, welcher, nachdem er angelanget, ohne Verzug und Wortwechselung den General (nachdem er schon selbst, da er ihr ansichtig worden, ihre bose Intention merkend oder sich vielleicht zu verantworten gedenkend, guttwillig zu ihnen aus der Karosse begeben hatte) niedergeschlossen, marchiereten selbst mit dem gantzen Trop, auch den Nowos, zuruk nach Lida und liessen die Leiche aufm Felde unter blossem Himmel liegen. Desselben gleichen that auch der Chlewinskij mit seinem Trop, welcher, nachdem er den Marechall Zuronskij in der Kirche bey der Messe, auf den Knien sitzend, ertappet, selbigen anpakete und mit ihm in der Eil nach dem Stadtthor hinzu eilete, und, da er ihn ein wenig von der Stadt weggebracht hatte, ward er jammerlicher Weise niedergesebelt. Diese tyrannische Proceduren wolten den Sameytischen Regimentern oder dem linken Flugel, die es allezeit mit dem Gonsewskij als ihrem General hielten, und zwar mit der littauschen Armee zugleich die Confoederation in Abwesen dieses ihren Generals in genere eingegangen und unterschrieben, aber von diesen neuen Actionen nichts gewusst hatten, gantz im geringsten nicht gefallen, beschuldigten demnach den rechten Flugel und wolten die Ursach dieses unchristlichen Vernehmens wissen. Jene aber geben keine andere, denn diese Antwort, wie dass es nicht ohne grosse und erhebliche Ursache, welche nicht ehe, denn auf kunftigen Reichstag, allen Standen des Reiches offentlich solten dargethan und vorgeleget werden, geschehen waren.