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Lebens-Ansichten des Katers Murr / Житейские воззрения кота Мурра
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Das Ungluck, woruber er jetzt lamentierte, bestand darin, dass ihm der kleine Mops unversehens auf den Tisch gesprungen war, und die schonste der Tassen herabgeworfen hatte.

Die Prinzessin versprach, dafur zu sorgen, dass er eine Mundtasse im neuesten Geschmack aus Paris erhalten solle. Da gab er sich zufrieden, und lachelte mit dem ganzen Gesicht. Jetzt erst schien er den Kapellmeister zu bemerken. Er wandte sich zu ihm mit der Frage, ob er auch viele schone Tassen besitze. Kreisler wusste schon, von Meister Abraham hatte er es erfahren, was man darauf zu antworten. Er versicherte namlich, dass er keineswegs solche schone Tassen besitze, wie der gnadigste Herr, und dass es ihm auch ganz unmoglich sei, so viel Geld darauf zu verwenden, als der gnadige Herr es tue.

«Sehn Sie wohl«, erwiderte Ignaz sehr vergnugt,»ich bin ein Prinz und kann deshalb schone Tassen haben, wie ich nur mag, aber das konnen Sie nicht, weil Sie kein Prinz sind, denn weil ich nun einmal ganz gewiss ein Prinz bin, so sind schone Tassen —. «Tassen und Prinzen, und Prinzen und Tassen gingen nun durcheinander in immer mehr verwirrter Rede, und dabei lachte und hupfte Ignatius und klopfte in die Hande vor seligem Vergnugen! – Hedwiga schlug errotend die Augen nieder, sie schamte sich des imbezillen Bruders, sie furchtete mit Unrecht Kreisler's Spott, dem nach seiner innersten Gemutsstimmung, des Prinzen Albernheit, als ein Zustand des wirklichen Wahnsinnes, nur ein Mitleid erregte, das eben nicht wohltun konnte, vielmehr die Spannung des Augenblicks vermehren musste. Um den armen nur abzubringen von den unseligen Tassen, bat die Prinzessin ihn, die kleine Handbibliothek in Ordnung zu bringen, die in einem zierlichen Wandschrank aufgestellt war. Ganz vergnugt, unter frohlichem Gelachter, begann der Prinz sogleich die sauber gebundenen Bucher herauszunehmen, und sie, nach dem Format sorglich ordnend, so hinzustellen, dass die goldnen Schnitte nach aussen stehend eine blanke Reihe formten, woruber er sich uber alle Massen freute.

Fraulein Nannette sturzte hinein, und rief laut:»Вer Furst, der Furst mit dem Prinzen!«—»O mein Gott«, sprach die Prinzessin,»meine Toilette, in der Tat, Kreisler, wir haben die Stunden verplaudert, ohne daran zu denken. – Ich habe mich ganz vergessen! Mich und den Fursten und den Prinzen.

«Sie verschwand mit Nannetten in das Nebengemach. Prinz Ignaz liess sich in seinem Geschaft gar nicht storen.

Schon rollte der Staatswagen des Fursten heran; als Kreisler sich unten an der Haupttreppe befand, stiegen eben die beiden Laufer in Staatslivree aus der Wurst. – Das muss naher erklart werden.

Furst Irenaus liess nicht ab von dem alten Brauch; und so hatte er zur selben Zeit, als kein schnellfussiger Hanswurst in bunter Jacke vor den Pferden herzulaufen genotigt, wie ein gehetztes Tier, in der zahlreichen Dienerschaft von allen Waffen auch noch zwei Laufer, artige hubsche Leute von gesetzten Jahren, wohlgefuttert, und nur zuweilen von Unterleibsbeschwerden geplagt, wegen der sitzenden Lebensweise. Viel zu menschenfreundlich war namlich der Furst gesinnt, um irgendeinem Diener zuzumuten, dass er sich zu Zeiten umsetzte in ein Windspiel, oder einen andern vergnugten Koter, um indessen doch die gehorige Etikette im Ansehen zu erhalten, mussten die beiden Laufer, fuhr der Furst in Gala aus, vorauffahren auf einer passablen Wurst, und an schicklichen Stellen, wo z. B. einige Gaffer sich versammelt, etwas die Beine ruhren als Andeutung des wirklichen Laufs. – Es war hubsch anzusehen. —

Also, – die Laufer waren eben ausgestiegen, die Kammerherrn traten ins Portal, und ihnen folgte Furst Irenaus, an dessen Seite ein junger Mann von stattlichem Ansehen daherschritt, in reicher Uniform der neapolitanischen Garde, Sterne und Kreuze auf der Brust. – »Je vous salue Monsieur de Krosel «sprach der Furst, als er Kreisler erblickte. – Krosel pflegte er zu sagen, statt Kreisler, wenn er bei festlichen feierlichen Gelegenheiten franzosisch sprach, und sich auf keinen deutschen Namen recht besinnen konnte. Der fremde Prinz – denn den jungen stattlichen Mann hatte doch wohl die Fraulein Nannette gemeint, als sie rief, dass der Furst komme mit dem Prinzen – nickte Kreislern im Vorbeigehen fluchtig zu mit dem Kopfe, eine Art der Begrussung, die Kreislern selbst von den vornehmsten Personen ganz unausstehlich war. Er buckte sich daher bis tief an die Erde auf solch burleske Weise, dass der dicke Hofmarschall, der uberhaupt Kreislern fur einen ausgemachten Spassmacher, und alles fur Spass hielt, was er tat und sprach, nicht umhin konnte, etwas zu kichern. Der junge Furst warf aus seinen dunklen Augen Kreislern einen gluhenden Blick zu, murmelte zwischen den Zahnen:»Hasenfuss«, und schritt dann schnell dem Fursten nach, der sich mit milder Gravitat nach ihm umschaute. – »Fur einen italienischen Gardisten«, rief Kreisler laut lachend dem Hofmarschall zu,»spricht der durchlauchtige Herr ein passables Deutsch, sagen Sie ihm, beste Exzellenz, dass ich ihm dafur mit dem auserlesensten Neapolitanisch dienen und dabei kein artiges Romanisch, am wenigsten aber als Gozzische Maske schnodes Venetianisch einschwarzen, kurz kein X fur ein U machen will. – Sagen Sie ihm, beste Exzellenz —. «Aber die Exzellenz stieg schon, die Schultern hoch heraufgezogen, als Bollwerk und Schutzschanze der Ohren, die Treppe hinauf. —

Der furstliche Wagen, mit dem Kreisler gewohnlich nach Sieghartshof zu fahren pflegte, hielt, der Jager offnete den Schlag und fragte ob's gefallig ware. In dem Augenblick rannte aber ein Kuchenjunge vorbei, heulend und schreiend.»Ach das Ungluck – ach das Malheur!«—»Was ist geschehen«, rief ihm Kreisler nach. Ach das Ungluck, erwiderte der Kuchenjunge noch heftiger weinend,»da drinnen liegen der Herr Oberkuchenmeister in der Verzweiflung, in purer Raserei, und wollen sich durchaus das Ragoutmesser in den Leib stossen, weil der gnadigste Herr plotzlich befohlen hat zu soupieren, und es ihm an Muscheln fehlt zum italienischen Salat. Er will selbst nach der Stadt, und der Herr Oberstallmeister weigern sich anspannen zu lassen, da es an einer Ordre des gnadigsten Herrn fehlt.«—»Da ist zu helfen«, sprach Kreisler,»der Herr Oberkuchenmeister steige in gegenwartigen Wagen, und versehe sich mit den schonsten Muscheln in Sieghartsweiler, wahrend ich zu Fuss nach selbiger Stadt promeniere.«– Damit rannte er fort in den Park.

«Grosse Seele – edles Gemut – scharmanter Herr!«rief ihm der alte Jager nach, indem ihm die Tranen in die Augen traten.

In den Flammen des Abendrots stand das ferne Gebirge, und der goldne gluhende Widerschein gleitete spielend uber den Wiesenplan, durch die Baume, durch die Busche, wie getrieben von dem Abendwinde, der sich sauselnd erhoben.

Kreisler blieb mitten auf der Brucke stehen, die uber einen breiten Arm des Sees nach dem Fischerhauschen fuhrte, und schaute in das Wasser hinab, in dem sich der Park mit seinen wunderbaren Baumgruppen, der hoch daruber emporragende Geierstein, der seine weissblinkenden Ruinen auf dem Haupte wie eine seltsame Krone trug, abspiegelte in magischem Schimmer. Der zahme Schwan, der auf den Namen Blanche horte, platscherte auf dem See daher, den schonen Hals stolz emporgehoben, rauschend mit den glanzenden Schwingen.»Blanche, Blanche«, rief Kreisler laut indem er beide Arme weit ausstreckte,»singe dein schonstes Lied, glaube ja nicht, dass du dann sterben musst! du darfst dich nur singend an meine Brust schmiegen, dann sind deine herrlichsten Tone mein, und nur ich gehe unter in brunstiger Sehnsucht, wahrend du in Liebe und Leben daherschwebst auf den kosenden Wellen!

«– Selbst wusste Kreisler nicht, was ihn plotzlich so tief bewegte, er stutzte sich auf das Gelander, schloss unwillkurlich die Augen. Da horte er Julia's Gesang, und ein unnennbar susses Weh durchbebte sein Inneres.

Dustere Wolken zogen daher, und warfen breite Schatten uber das Gebirge, uber den Wald, wie schwarze Schleier. Ein dumpfer Donner drohnte im Morgen; starker sauste der Nachtwind, rauschten die Bache, und dazwischen schlugen einige Tone der Wetterharfe an, wie ferne Orgelklange, aufgescheucht erhob sich das Geflugel der Nacht, und schweifte kreischend durch das Dickicht.

Kreisler erwachte aus dem Traume, und erblickte seine dunkle Gestalt im Wasser. Da war es ihm, als schaue ihn Ettlinger, der wahnsinnige Maler, an aus der Tiefe.»Hoho«, rief er hinab,»bist Du da geliebter Doppelganger, wackerer Kumpan? – Hore, mein ehrlicher Junge, fur einen Maler, der etwas uber die Schnur gehauen, der im stolzen Ubermut furstliches Herzblut verbrauchen wollte, statt Firnis, siehst Du passabel genug aus. – Ich glaube am Ende, guter Ettlinger, dass Du illustre Familien genarrt hast mit Deinem wahnsinnigen Treiben! – Je langer ich Dich anschaue, desto mehr gewahre ich an Dir die vornehmsten Manieren, und so Du magst, will ich der Furstin Maria versichern, Du warst, was Deinen Stand oder Deine Lage im Wasser betrifft, ein Mann von dem importantesten Range, und sie konne Dich lieben ohne alle weiteren Umstande. – Willst Du aber, Kumpan, dass die Furstin noch jetzt Deinem Bilde gleiche, so musst Du es nachtun dem furstlichen Dilettanten, der seine Portrats ausglich mit den zu portratierenden, durch geschicktes Anpinseln der letztern. – Nun! – haben sie Dich einmal unverdienter Weise hinabgeschickt in den Orkus, so trage ich Dir hiermit allerlei Neuigkeiten zu! – Wisse, verehrter Tollhauskolonist, dass die Wunde, die Du dem armen Kinde, der schonen Prinzessin Hedwiga beibrachtest, noch immer nicht recht geheilt ist, so dass sie vor Schmerz manchmal allerlei Faxen macht. Trafst Du denn ihr Herz so hart, so schmerzlich, dass ihr noch jetzt heisses Blut entquillt, wenn sie deine Larve erblickt, so wie Leichname bluten, wenn der Morder hinantritt? Rechne es mir nicht zu, Guter, dass sie mich fur ein Gespenst halt, und zwar fur das Deinige. – Aber bin ich so recht in voller Lust ihr zu beweisen, dass ich kein schnoder Revenant bin, sondern der Kapellmeister Kreisler, dann kommt mir der Prinz Ignatius in die Quere, der offenbar an einer paranoia laboriert, an einer fatuitas, stoliditas, die nach Kluge eine sehr angenehme Sorte der eigentlichen Narrheit ist. – Mache mir nicht alle Gesten nach, Maler, wenn ich ernsthaft mit Dir rede! – Schon wieder? Furchtete ich mich nicht vor dem Schnupfen, ich sprange zu Dir hinab, und prugelte Dich erklecklich! – Schere Dich zum Teufel, halunkischer Mimiker!«

Kreisler sprang schnell fort.

Es war nun ganz finster geworden, Blitze leuchteten durch die schwarzen Wolken, der Donner rollte, und der Regen begann in grossen Tropfen herabzufallen. Aus dem Fischerhauschen strahlte ein helles blendendes Licht, dem eilte Kreisler entgegen.

Unfern der Ture, im vollen Schimmer des Lichts, erblickte Kreisler sein Ebenbild, sein eigenes Ich, das neben ihm daherschritt. Vom tiefsten Entsetzen erfasst, sturzte Kreisler hinein in das Hauschen, sank atemlos, zum Tode erbleicht, in den Sessel.

Meister Abraham, der vor einem kleinen Tische sass, auf dem eine Astrallampe ihre blendenden Strahlen umherwarf, in einem grossen Folianten lesend, fuhr erschrocken in die Hohe, nahte sich Kreisler, rief:»Um des Himmels willen, was ist Euch, Johannes, wo kommt Ihr her am spaten Abend – was hat Euch so entsetzt!«—

Mit Muhe ermannte sich Kreisler, und sprach dann mit dumpfer Stimme:»Es ist nun nicht anders, wir sind unserer Zwei – ich meine, ich und mein Doppelganger, der aus dem See gesprungen ist, und mich verfolgt hat, hieher. – Seid barmherzig Meister, nehmt Euern Dolchstock, stosst den Halunken nieder – er ist rasend, glaubt mir das, und kann uns beide verderben. Er hat draussen das Wetter heraufbeschworen. – Die Geister ruhren sich in den Luften, und ihr Choral zerreisst die menschliche Brust! – Meister – Meister, lockt den Schwan herbei, – er soll singen – erstarrt ist mein Gesang, denn der Ich hat seine weisse kalte Totenhand auf meine Brust gelegt, die muss er wegziehen, wenn der Schwan singt – und sich wieder untertauchen in den See.«– Meister Abraham liess Kreislern nicht weiter reden, er sprach ihm zu mit freundschaftlichen Worten, notigte ihm einige Glaser eines feurigen italienischen Weins ein, den er eben zur Hand hatte, und fragte ihm dann nach und nach ab, wie sich alles begeben.

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