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Lebens-Ansichten des Katers Murr / Житейские воззрения кота Мурра
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Es konnte nicht fehlen, dass alle laut aufjauchzten, losbrachen in schallendem Gelachter.

Kreisler kusste Julien entzuckt die Hand, die sie ihm ganz unmutig schnell wegzog.»Ach«, sprach Julie,»Kapellmeister, ich kann mich nun einmal in Ihre seltsame Launen – abenteuerliche mocht ich sie nennen, ich kann mich nun einmal gar nicht darin finden! – Dieser Todessprung von einem Extrem zum andern zerschneidet mir die Brust! – Ich bitte Sie, lieber Kreisler, verlangen Sie nicht mehr, dass ich mit tief bewegtem Gemut, wenn noch die Tone der tiefsten Wehmut widerklingen in meinem Innern, dass ich dann Komisches singe, sei es auch noch so artig und hubsch! Ich weiss es – ich vermag es, ich setze es durch, aber es macht mich ganz matt und krank. – Verlangen Sie es nicht mehr! – nicht wahr, Sie versprechen mir das, lieber Kreisler?«

Der Kapellmeister wollte antworten, in dem Augenblick umarmte aber die Prinzessin Julien starker, ausgelassener lachend, als es irgendeine Oberhofmeisterin fur schicklich halten, oder verantworten kann.

«Komm an meine Brust«, rief sie,»du aller Mullerinnen holdeste, stimmreichste, launigste! – Du mystifizierst alle Barone, Amtsverweser, Notare in der ganzen Welt, und wohl noch gar –

«Das ubrige, was sie noch sagen wollte, ging unter in der drohnenden Lache, die sie von neuem aufschlug.

Und dann sich rasch zum Kapellmeister wendend:»Sie haben mich ganz mit sich ausgesohnt, lieber Kreisler! – O jetzt verstehe ich Ihren springenden Humor. – Er ist kostlich, in der Tat kostlich! – Nur in dem Zwiespalt der verschiedensten Empfindungen, der feindlichsten Gefuhle – geht das hohere Leben auf! – Haben Sie Dank, herzlichen Dank – da! – ich erlaube Ihnen, mir die Hand zu kussen!«

Kreisler fasste die ihm dargebotene Hand, und wiederum, wiewohl nicht so heftig als zuvor, durchdrohnte ihn der Pulsschlag, so dass er einen Moment zu zogern genotigt war, ehe er die zarten enthandschuhten Finger an den Mund druckte, sich mit solchem Anstand verbeugend, als sei er noch Legationsrat. Selbst wusste er nun nicht, wie es kam, dass ihm diese physische Empfindung bei dem Beruhren der furstlichen Hand ungemein lacherlich bedunken wollte.»Am Ende«, sprach er zu sich selbst, als die Prinzessin ihn verlassen,»am Ende ist die Gnadigste eine Art von Leydner Flasche, und walkt honette Leute durch mit elektrischen Schlagen nach furstlichem Belieben!«—

Die Prinzessin hupfte, tanzelte im Saal umher, lachte, trallerte dazwischen» La Rachelina molinarina«, und herzte und kusste bald diese, bald jene Dame, versicherte, nie in ihrem Leben sei sie froher gewesen, und das habe sie dem wackern Kapellmeister zu verdanken. Der ernsten Benzon war das alles im hochsten Grade zuwider, sie konnte es nicht lassen, die Prinzessin endlich bei Seite zu ziehen, und ihr ins Ohr zu flustern:»Hedwiga, ich bitte Sie, welch ein Betragen!«

«Ich dachte, liebe Benzon«, erwiderte die Prinzessin mit funkelnden Augen:»wir liessen heute das Hofmeistern und gingen alle zu Bette! – Ja! – zu Bette – zu Bette!«Und damit rief sie nach ihrem Wagen.

Schweifte die Prinzessin aus in krampfhafter Lustigkeit, so war Julia indessen still und trube geworden. Den Kopf auf die Hand gestutzt, sass sie am Flugel, und ihr sichtliches Verbleichen, das umflorte Auge, bewies, dass ihr Unmut bis zum physischen Weh sich gesteigert.

Auch Kreislern war das Brillantfeuer des Humors verloscht. Jedem Gesprach ausweichend, tappte er mit leisen Schritten nach der Ture. Die Benzon trat ihm in den Weg.»Ich weiss nicht«, sprach sie,»welche sonderbare Verstimmung heute mir – «

(M. f. f.) alles so bekannt, so heimisch vor, ein susses Aroma, selbst wusst' ich nicht, von welchen vortrefflichen Braten, wallte in blaulichen Wolken uber die Dacher daher, und wie aus weiter – weiter Ferne, im Sauseln des Abendwindes, lispelten holde Stimmen:»Murr mein Geliebter! wo weiltest du so lange?«—

Was ist's, das die beengte Brust,Mit Wonneschauer so durchbebt,Den Geist zum Himmel hoch erhebt,Ist's Ahnung hoher Gotterlust?Ja – springe auf, du armes Herz,Ermut'ge dich zu kuhnen Taten,Verwandelt ist in Lust und Scherz,Der trostlos bittre Todesschmerz,Die Hoffnung lebt – ich rieche Braten!

So sang ich, und verlor mich, des entsetzlichen Feuerlarms nicht achtend, in die angenehmsten Traume! Doch auch hier auf dem Dache sollten mich noch die schreckhaften Erscheinungen des grotesken Weltlebens, in das ich hineingesprungen, verfolgen. Denn ehe ich mir's versah, stieg aus dem Rauchfange eines jener seltsamen Ungetume empor, die die Menschen Schornsteinfeger nennen. Kaum mich gewahrend, rief der schwarze Schlingel: Husch Katz! und warf den Besen nach mir. Dem Wurfe ausweichend, sprang ich uber das nachste Dach hinweg, und hinunter in die Dachrinne. Doch wer schildert mein frohes Erstaunen, ja meinen freudigen Schreck, als ich wahrnahm, dass ich mich auf dem Hause meines wackern Herrn befand. Behende kletterte ich von Dachluke zu Dachluke, doch alle waren verschlossen. Ich erhob meine Stimme, jedoch umsonst, niemand horte mich. Indessen wirbelten die Rauchwolken von dem brennenden Hause hoch auf, Wasserstrahlen zischten dazwischen, tausend Stimmen schrien durcheinander, das Feuer schien bedrohlicher zu werden. Da offnete sich die Dachluke, und Meister Abraham schaute heraus in seinem gelben Schlafrock.»Murr, mein guter Kater Murr, da bist du ja! – Komm hinein, komm hinein, kleiner Graupelz!«So rief der Meister freudig, als er mich erblickte. Ich unterliess nicht, ihm durch alle Zeichen, die mir zu Gebote standen, auch meine Freude zu erkennen zu geben: es war ein schoner herrlicher Moment des Wiedersehens, den wir feierten. Der Meister streichelte mich, als ich zu ihm hinein in den Dachboden gesprungen, so, dass ich vor Wohlbehagen in jenes sanfte, susse Knurren ausbrach, das die Menschen in hohnender Verspottung mit dem Worte» spinnen «bezeichnen.»Ha ha«, sprach der Meister lachend,»ha ha, mein Junge, dir ist wohl, da du vielleicht von weiter Wanderung zuruckgekehrt bist in die Heimat, du erkennst nicht die Gefahr in der wir schweben. – Beinahe mochte ich wie du, ein glucklicher harmloser Kater sein, der sich den Teufel was schert um Feuer und Spritzenmeister, und dem kein Mobiliar verbrennen kann, da das einzige Mobile, dessen sein unsterblicher Geist machtig, er selbst ist.«—

Damit nahm mich der Meister auf den Arm und stieg herab in sein Zimmer.

Kaum waren wir hineingetreten, als Professor Lothario uns nachsturzte, dem noch zwei Manner folgten.

«Ich bitte Euch«, rief der Professor,»um des Himmels Willen, Meister! Ihr seid in der dringendsten Gefahr, das Feuer schlagt schon uber Euer Dach. – Erlaubt, dass wir Eure Sachen wegtragen.«—

Der Meister erklarte sehr trocken, dass in solcher Gefahr der jahe Eifer der Freunde viel verderblicher sich gestalte, als die Gefahr selbst, da das, was vor dem Feuer geborgen, gewohnlich zum Teufel ginge, wiewohl auf schonere Art. Er selbst habe in fruherer Zeit einem Freunde, der von Feuer bedroht, in dem wohlwollendsten Enthusiasmus, betrachtliches chinesisches Porzellan durch's Fenster geworfen, damit es nur ja nicht verbrenne. Wollten sie aber fein ruhig, drei Nachtmutzen, ein paar graue Rocke, und andere Kleidungsstucke, worunter eine seidne Hose vorzuglich zu beachten, nebst einiger Wasche in einen Koffer, Bucher und Manuskripte in ein paar Korbe packen, seine Maschinen aber nicht mit einem Finger anruhren, so werde es ihm lieb sein. Stehe dann das Dach in Flammen, so wolle er samt dem Mobiliar sich von dannen machen.

«Erst aber«, (so schloss er)»erlaubt, dass ich meinen Hausgenossen und Stubenkameraden, der soeben von weiten Reisen mude, ermattet, zuruckgekommen, mit Speis und Trank erquicke, nachher moget Ihr wirtschaften!«—

Alle lachten sehr, da sie gewahrten, dass der Meister niemanden anders gemeint, als mich.

Es schmeckte mir herrlich, und die schone Hoffnung, die ich auf dem Dach in sehnsuchtsvollen sussen Tonen ausgesprochen, wurde ganz erfullt.

Als ich mich erquickt, setzte mich der Meister in einen Korb; neben mir, es war dazu Platz, stellte er eine kleine Schussel mit Milch hin, und deckte den Korb sorgfaltig zu.

«Wart's ruhig ab«, sprach der Meister,»mein Kater! in dunkler Behausung, was aus uns noch werden wird, nippe zum Zeitvertreib von deinem Lieblingstrank, denn springst oder trottierst du hier im Zimmer umher, so treten sie dir den Schwanz, die Beine entzwei im Tumult des Rettens. Kommt es zur Flucht, so trage ich dich selbst mit mir fort, damit du dich nicht wieder verlaufst, wie es schon geschehen. Sie glauben nicht, verehrteste Herren und Helfer in der Not, was der kleine graue Mann im Korbe, was das fur ein herrlicher, grundgescheuter Kater ist. Naturhistorische Galls behaupten, dass sonst, mit den vortrefflichsten Organen, als da sind, Mordlust, Diebssinn, Schelmerei u. s. w., ausgerusteten Katern von leidlicher Edukation, doch der Ortsinn ganzlich mangele, dass sie, einmal sich verlaufen, die Heimat nie wiederfanden, aber mein guter Murr macht davon eine glanzende Ausnahme. Seit ein paar Tagen vermisste ich ihn, und betrauerte recht herzlich seinen Verlust, heut, soeben ist er zuruckgekehrt, und hat, wie ich mit Recht vermuten darf, noch dazu die Dacher benutzt, als angenehme Kunststrasse. Die gute Seele hat nicht allein Klugheit bewiesen und Verstand, sondern auch die treueste Anhanglichkeit an seinen Herrn, weshalb ich ihn nun noch viel mehr liebe als vorher.«– Mich erfreute des Meisters Lob ganz ungemein, mit innerm Wohlbehagen fuhlte ich meine Uberlegenheit uber mein ganzes Geschlecht, uber ein ganzes Heer verirrter Kater ohne Ortsinn und wunderte mich, dass ich selbst das ganz Ungemeine meines Verstandes nicht hinlanglich eingesehen. Zwar dacht' ich daran, dass eigentlich der junge Ponto mich auf den rechten Weg, und der Wurf des Schornsteinfegers mich auf das rechte Dach gebracht, indessen glaubte ich doch nicht im mindesten an meiner Sagazitat, und an der Wahrheit des Lobes, das mir der Meister erteilte, zweifeln zu durfen. Wie gesagt, ich fuhlte meine innere Kraft, und dies Gefuhl burgte mir fur jene Wahrheit. Dass unverdientes Lob viel mehr erfreue, und den Gelobten viel mehr aufblahe als verdientes, wie ich einmal las, oder jemanden behaupten horte, das gilt wohl nur von den Menschen, gescheute Kater sind frei von solcher Torheit, und ich glaube bestimmt, dass ich vielleicht ohne Ponto und Schornsteinfeger den Ruckweg nach Hause gefunden hatte, und dass beide sogar nur den richtigen Ideengang im Innern verwirrten. Das bisschen Weltklugheit, womit der junge Ponto so prahlte, ware mir auch wohl zugekommen auf andere Weise, wenngleich die mancherlei Begebenheiten, die ich mit dem liebenswurdigen Pudel, mit dem aimable roue, erlebte, mir guten Stoff gaben zu den freundschaftlichen Briefen, in welche ich meine Reisebeschreibung einkleidete. In allen Morgen- und Abendzeitungen, in allen eleganten und freimutigen Blattern konnten diese Briefe mit Effekt abgedruckt stehen, da mit Geist und Verstand darin die glanzendsten Seiten meines Ich's hervorgehoben sind, was doch jedem Leser am interessantesten sein muss. Aber ich weiss es schon, die Herren Redakteurs und Verleger fragen:»Wer ist dieser Murr?«und erfahren sie dann, dass ich ein Kater bin, wiewohl der vortrefflichste auf Erden, so sprechen sie verachtlich:»ein Kater und will schreiben!«– Und hatt' ich Lichtenbergs Humor und Hamanns Tiefe – von beiden habe ich viel Gutes vernommen, sie sollen fur Menschen nicht ubel geschrieben haben, sind aber Todes verblichen, welches fur jeden Schriftsteller und Dichter, der leben will, eine durchaus riskante Sache ist – und, sag' ich noch einmal, hatt' ich Lichtenbergs Humor und Hamanns Tiefe, doch erhielte ich das Manuskript zuruck, bloss weil man mir vielleicht meiner Krallen halber keine amusante Schreibart zutraut. So was chagriniert! – O Vorurteil, himmelschreiendes Vorurteil, wie befangst du doch die Menschen, und vorzuglich diejenigen, die da heissen Verleger!

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