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Цвейг. Шахматная новелла
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«Viel besch"aftigt (много занимался)! – Weiss Gott, das kann man wohl sagen, dass ich mich mit Schach viel besch"aftigt habe (видит Бог, можно сказать, что я много занимался шахматами). Aber das geschah unter ganz besonderen, ja v"ollig einmaligen Umst"anden (но это произошло при особых, совершенно исключительных обстоятельствах; der Umstand). Es war dies eine ziemlich komplizierte Geschichte, und sie k"onnte allenfalls als kleiner Beitrag gelten zu unserer lieblichen grossen Zeit (это была довольно запутанная история, и он могла бы, пожалуй, сойти за иллюстрацию к повести о нашей прелестной великой эпохе; der Beitrag – статья; die Zeit – времена, эпоха). Wenn Sie eine halbe Stunde Geduld haben...(если у вас хватит терпения на полчаса)»

82.«Denn», f"ugte er mit einem versonnenen L"acheln hinzu, «ich weiss wahrhaftig nicht, ob ich f"ahig bin, eine Schachpartie nach allen Regeln richtig zu spielen. Bitte glauben Sie mir, dass es keineswegs falsche Bescheidenheit war, wenn ich sagte, dass ich seit meiner Gymnasialzeit, also seit mehr als zwanzig Jahren, keine Schachfigur mehr ber"uhrt habe. Und selbst zu jener Zeit galt ich bloss als Spieler ohne sonderliche Begabung.»

Er sagte dies in einer so nat"urlichen Weise, dass ich nicht den leisesten Zweifel an seiner Aufrichtigkeit hegen durfte. Dennoch konnte ich nicht umhin, meiner Verwunderung Ausdruck zu geben, wie genau er an jede einzelne Kombination der verschiedensten Meister sich erinnern k"onne; immerhin m"usse er sich doch wenigstens theoretisch mit Schach viel besch"aftigt haben. Dr. B. l"achelte abermals in jener merkw"urdig traumhaften Art.

«Viel besch"aftigt! – Weiss Gott, das kann man wohl sagen, dass ich mich mit Schach viel besch"aftigt habe. Aber das geschah unter ganz besonderen, ja v"ollig einmaligen Umst"anden. Es war dies eine ziemlich komplizierte Geschichte, und sie k"onnte allenfalls als kleiner Beitrag gelten zu unserer lieblichen grossen Zeit. Wenn Sie eine halbe Stunde Geduld haben...»

83.Er hatte auf den Deckchair neben sich gedeutet (он указал на соседний шезлонг: «на шезлонг рядом с ним»). Gerne folgte ich seiner Einladung (я с удовольствием принял его приглашение; folgen /Dat./ – слушаться, придерживаться; die Einladung). Wir waren ohne Nachbarn (мы были одни: «мы были без соседей»). Dr. B. nahm die Lesebrille von den Augen, legte sie zur Seite und begann (доктор Б. снял очки с глаз, отложил их в сторону и начал; die Lesebrille – очки для чтения):

«Sie waren so freundlich, zu "aussern, dass Sie sich als Wiener des Namens meiner Familie erinnerten (Вы любезно заметили, что Вам, как уроженцу Вены, моя фамилия знакома). Aber ich vermute, Sie werden kaum von der Rechtsanwaltskanzlei geh"ort haben, die ich gemeinsam mit meinem Vater und sp"aterhin allein leitete (однако, я предполагаю, что Вы едва ли слышали об адвокатской конторе, которой мы руководили вместе с отцом, а потом я один; der Rechtsanwalt – адвокат, защитник; die Kanzle'i – канцелярия), denn wir f"uhrten keine Causen, die publizistisch in der Zeitung abgehandelt wurden, und vermieden aus Prinzip neue Klienten (так как мы не вели дел, которые бы публично обсуждались в газетах, и мы, из принципа, избегали новых клиентов; publizistisch – публицистический; vermeiden; der Kli'ent). In Wirklichkeit hatten wir eigentlich gar keine richtige Anwaltspraxis mehr (на самом деле, мы вообще не занимались обычной адвокатской практикой; richtig – верный, подходящий, соответствующий, настоящий; die Anwaltspraxis), sondern beschr"ankten uns ausschliesslich auf die Rechtsberatung und vor allem Verm"ogensverwaltung der grossen Kl"oster, denen mein Vater als fr"uherer Abgeordneter der klerikalen Partei nahestand (а ограничивались исключительно тем, что давали юридические советы и управляли имуществом больших монастырей, с которыми был близко связан мой отец, в прошлом депутат клерикальной партии; die Rechtsberatung – правовая, юридическаяконсультация; die Verm"ogensverwaltung – управлениеимуществом; das Verm"ogen – имущество, состояние; verwalten – управлять, заведовать чем-либо; das Kloster; der Abgeordnete; nahestehen – быть близким; быть в близких отношениях скем-либо). Ausserdem war uns – heute, da die Monarchie der Geschichte angeh"ort, darf man wohl schon dar"uber sprechen – die Verwaltung der Fonds einiger Mitglieder der kaiserlichen Familie anvertraut (кроме того – теперь, когда монархия уже относится к истории, об этом можно говорить открыто, – нам было доверено управление капиталами некоторых членов императорского дома; die Fonds /pl./ – фонды /средства целевого назначения/; das Mitglied; anvertrauen – доверять, вверять).

83.Er hatte auf den Deckchair neben sich gedeutet. Gerne folgte ich seiner Einladung. Wir waren ohne Nachbarn. Dr. B. nahm die Lesebrille von den Augen, legte sie zur Seite und begann:

«Sie waren so freundlich, zu "aussern, dass Sie sich als Wiener des Namens meiner Familie erinnerten. Aber ich vermute, Sie werden kaum von der Rechtsanwaltskanzlei geh"ort haben, die ich gemeinsam mit meinem Vater und sp"aterhin allein leitete, denn wir f"uhrten keine Causen, die publizistisch in der Zeitung abgehandelt wurden, und vermieden aus Prinzip neue Klienten. In Wirklichkeit hatten wir eigentlich gar keine richtige Anwaltspraxis mehr, sondern beschr"ankten uns ausschliesslich auf die Rechtsberatung und vor allem Verm"ogensverwaltung der grossen Kl"oster, denen mein Vater als fr"uherer Abgeordneter der klerikalen Partei nahestand. Ausserdem war uns – heute, da die Monarchie der Geschichte angeh"ort, darf man wohl schon dar"uber sprechen – die Verwaltung der Fonds einiger Mitglieder der kaiserlichen Familie anvertraut.

84.Diese Verbindung zum Hof und zum Klerus – mein Onkel war Leibarzt des Kaisers, ein anderer Abt in Seitenstetten – reichten schon zwei Generationen zur"uck (эта связь с двором и церковью – один мой дядя был лейб-медиком императора, а другой – аббатом в Зайтенштеттене – восходит еще к двум предыдущим поколениям; der Hof; der Klerus – духовенство, клир; der Abt;die Generation; zur"uckreichen – относиться, восходить); wir hatten sie nur zu erhalten, und es war eine stille, eine, m"ochte ich sagen, lautlose T"atigkeit, die uns durch dies ererbte Vertrauen zugeteilt war (нам оставалось только ее /связь/ поддерживать, и это была, хочу Вам сказать, спокойная, тихая деятельность, которая вместе с доверием перешла нам по наследству; lautlos – беззвучный, безмолвный, бесшумный; das Vertrauen), eigentlich nicht viel mehr erfordernd als strengste Diskretion und Verl"asslichkeit, zwei Eigenschaften, die mein verstorbener Vater im h"ochsten Masse besass (собственно говоря, от нас требовались только строжайшая секретность и надежность, два качества, которыми мой умерший отец обладал в высшей степени; die Diskretion; die Verl"asslichkeit; versterben – умереть; das Mass – мера, степень; besitzen); ihm ist es tats"achlich gelungen, sowohl in den Inflationsjahren als in jenen des Umsturzes durch seine Umsicht seinen Klienten betr"achtliche Verm"ogenswerte zu erhalten (ему в действительности удалось, как в годы инфляции, так и в годы переворота, благодаря своей осмотрительности сохранить значительные имущественные ценности своих клиентов; das Umsturz; der Wert – ценность, имущество).

84.Diese Verbindung zum Hof und zum Klerus – mein Onkel war Leibarzt des Kaisers, ein anderer Abt in Seitenstetten – reichten schon zwei Generationen zur"uck; wir hatten sie nur zu erhalten, und es war eine stille, eine, m"ochte ich sagen, lautlose T"atigkeit, die uns durch dies ererbte Vertrauen zugeteilt war, eigentlich nicht viel mehr erfordernd als strengste Diskretion und Verl"asslichkeit, zwei Eigenschaften, die mein verstorbener Vater im h"ochsten Masse besass; ihm ist es tats"achlich gelungen, sowohl in den Inflationsjahren als in jenen des Umsturzes durch seine Umsicht seinen Klienten betr"achtliche Verm"ogenswerte zu erhalten.

85.Als dann Hitler in Deutschland ans Ruder kam und gegen den Besitz der Kirche und der Kl"oster seine Raubz"uge begann (когда

потом в Германии Гитлер пришел к власти и началась конфискация имущества церквей и монастырей: «и начал свои разбойничьи набеги на владения церквей и монастырей»; der Raubzug – разбойничий набег; der Besitz; das Ruder – весло, руль; ans Ruder kommen – прийти к власти, взять в свои руки бразды правления), gingen auch von jenseits der Grenze mancherlei Verhandlungen und Transaktionen, um wenigstens den mobilen Besitz vor Beschlagnahme zu retten, durch unsere H"ande (различные переговоры и сделки, предпринимаемые из-за границы с целью спасти хотя бы движимое имущество от конфискации, проводились также через нас: «проходили через наши руки»; die Verhandlung; die Transaktion; beschlagnahmen – изъять, конфисковать /имущество/), und von gewissen geheimen politischen Verhandlungen der Kurie und des Kaiserhauses wussten wir beide mehr, als die "Offentlichkeit je erfahren wird (и мы двое знали об определенных тайных политических переговорах курии и императорского дома больше, чем когда-либо смогут узнать представители общественности; die Kurie – курия /совокупность центральных учреждений папской власти/). Aber gerade die Unauff"alligkeit unserer Kanzlei – wir f"uhrten nicht einmal ein Schild an der T"ur – sowie die Vorsicht, dass wir beide alle Monarchistenkreise ostentativ mieden, bot sichersten Schutz vor unberufenen Nachforschungen (но как раз неприметность нашего бюро – мы не вывешивали даже табличку на дверь – также как и осторожность, из-за которой мы демонстративно избегали любых монархических кругов, предоставляли надежнейшую защиту от навязчивых расспросов; das Schild; meiden; bieten; der Schutz; unberufen – незваный, непрошенный, неуполномоченный; die Nachforschung; nachforschen – расследовать, исследовать, разузнавать, наводить справки). De facto hat in all diesen Jahren keine Beh"orde in "Osterreich jemals vermutet, dass die geheimen Kuriere des Kaiserhauses ihre wichtigste Post immer gerade in unserer unscheinbaren Kanzlei im vierten Stock abholten oder abgaben (фактически, ни одно ведомство в Австрии за все эти годы не могла предположить, что тайные курьеры императорской семьи доставляли в наше неприметное бюро на четвертом этаже чрезвычайной важности письма или забирали /ответы на них/; die Beh"orde; der Kurier; die Post – почта, письма, корреспонденция).

85.Als dann Hitler in Deutschland ans Ruder kam und gegen den Besitz der Kirche und der Kl"oster seine Raubz"uge begann, gingen auch von jenseits der Grenze mancherlei Verhandlungen und Transaktionen, um wenigstens den mobilen Besitz vor Beschlagnahme zu retten, durch unsere H"ande, und von gewissen geheimen politischen Verhandlungen der Kurie und des Kaiserhauses wussten wir beide mehr, als die "Offentlichkeit je erfahren wird. Aber gerade die Unauff"alligkeit unserer Kanzlei – wir f"uhrten nicht einmal ein Schild an der T"ur – sowie die Vorsicht, dass wir beide alle Monarchistenkreise ostentativ mieden, bot sichersten Schutz vor unberufenen Nachforschungen. De facto hat in all diesen Jahren keine Beh"orde in "Osterreich jemals vermutet, dass die geheimen Kuriere des Kaiserhauses ihre wichtigste Post immer gerade in unserer unscheinbaren Kanzlei im vierten Stock abholten oder abgaben.

86.Nun hatten die Nationalsozialisten, l"angst ehe sie ihre Armeen gegen die Welt aufr"usteten, eine andere ebenso gef"ahrliche und geschulte Armee in allen Nachbarl"andern zu organisieren begonnen, die Legion der Benachteiligten, der Zur"uckgesetzten, der Gekr"ankten (известно, что еще задолго до того, как нацисты вооружили свои войска против всего мира, они начали создавать во всех соседних /с Германией/ странах не менее опасные и столь же хорошо обученные армии, легионы из обойденных, отверженных и обиженных /людей/; der Nationalsozialist; die Arm'ee; benachteiligen – обделять, обходить, ставить в невыгодное положение; zur"ucksetzten – пренебрегать, обижать, обходить; kr"anken – обижать, оскорблять, задевать). In jedem Amt, in jedem Betrieb waren ihre sogenannten ,Zellen' eingenistet, an jeder Stelle bis hinauf in die Privatzimmer von Dollfuss und Schuschnigg sassen ihre Horchposten und Spione (в каждой конторе, на каждом предприятии существовали их так называемые «ячейки», повсюду: «в каждом учреждении» находились их посты подслушивания и сидели шпионы, даже в личных резиденциях Дольфуса и Шушнига; die Zelle; sich einnisten – гнездиться, ютиться, окапываться; sitzen – находиться, сидеть /на одном месте/, торчать; der Horchposten – пост подслушивания, секрет; horchen – слушать, прислушиваться, подслушивать; der Spi'on). Selbst in unserer unscheinbaren Kanzlei hatten sie, wie ich leider erst zu sp"at erfuhr, ihren Mann (даже в нашем невзрачном бюро у них имелся свой человек, о чем я, к сожалению, узнал слишком поздно). Es war freilich nicht mehr als ein j"ammerlicher und talentloser Kanzlist, den ich auf Empfehlung eines Pfarrers einzig deshalb angestellt hatte, um der Kanzlei nach aussen hin den Anschein eines regul"aren Betriebes zu geben (правда, это был жалкий и бездарный канцелярист, которого я взял по рекомендации одного священника только для того, чтобы внешне придать нашей конторе видимость настоящего учреждения; der Kanzl'ist; die Empfehlung; anstellen – нанимать, зачислять на службу; der Anschein; regul"ar – регулярный, правильный); in Wirklichkeit verwendeten wir ihn zu nichts anderem als zu unschuldigen Boteng"angen, liessen ihn das Telephon bedienen und die Akten ordnen, das heisst jene Akten, die v"ollig gleichg"ultig und unbedenklich waren (в действительности, мы использовали его только для исполнения самых невинных поручений; он отвечал на телефонные звонки и занимался подшивкой документов, разумеется, не имевших сколько-нибудь серьезного значения: «которые были совершенно незначительными и не вызывали опасений»; der Botengang – исполнение поручения; bedienen – обслуживать, заниматься чем-либо; die Akte – документ; die Akten /pl./ – подшивкадокументов, официальныебумаги; ordnen – приводитьвпорядок, упорядочивать, систематизировать).

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