Die weisse Massai
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Die Strecke ist neu f"ur mich, doch verl"auft alles problemlos. Nach etwa f"unf Stunden erreichen wir Isiolo. Ich frage mich zur Mission durch, um dort mit etwas Gl"uck unseren Wagen zu parken. Vom Missionar bekomme ich die Erlaubnis. W"urde man das Fahrzeug einfach irgendwo abstellen, w"are es mit Sicherheit nicht sehr lange dort.
Da es von hier nochmals drei bis vier Stunden bis Nairobi sind, beschliessen wir, zu "ubernachten, um fr"uhmorgens loszufahren und nachmittags das Office aufzusuchen.
Nun erkl"art mir unser Begleiter, dass er kein Geld mehr habe. Es bleibt mir nichts anderes "ubrig, als sein Zimmer, Essen und Trinken zu bezahlen. Ich mache es nicht gern, da er mir immer noch nicht sympathisch ist. Im Zimmer falle ich ins Bett und schlafe ein, bevor es dunkel ist. Die beiden trinken Bier und reden. Am Morgen f"uhle ich mich sehr durstig. Wir fr"uhst"ucken und steigen in einen Bus nach Nairobi. Nach mehr als einer Stunde ist er endlich vol, so dass die Reise losgeht. Kurz vor Mittag erreichen wir Nairobi.
Wir suchen zuerst die Schweizer Botschaft auf, um mein Gemeindepapier beglaubigen zu lassen. Doch so etwas machen sie nicht, und "uberhaupt m"usse ich zur deutschen Botschaft mit meinem deutschen Pass. Ich bezweifle, dass die Deutschen die Schweizer Gemeindestempel kennen, aber sie lassen sich nicht "uberzeugen. Die deutsche Botschaft liegt in einem anderen Stadtteil. M"uhsam schleppe ich mich durch das schw"ule, stickige Nairobi. Bei den Deutschen ist viel Betrieb, man muss anstehen. Als ich endlich an die Reihe komme, sch"uttelt der Sachbearbeiter den Kopf und will mich an die Schweizer Botschaft verweisen. Als ich entnervt sage, dass wir gerade von dort kommen, greift der Mann zum H"orer und fragt bei den Schweizern nach. Kopfsch"uttelnd kommt er zur"uck und meint, er mache jetzt etwas v"ollig Sinnloses. Aber f"ur Maralal reiche es, wenn nur m"oglichst viele Stempel und Unterschriften auf dem Papier sind. Dankend verlasse ich die Botschaft.
Lketinga will wissen, warum al e meine Papiere nicht gut finden. Mir f"allt keine Antwort ein, und so w"achst sein Misstrauen gegen mich. Nun trotten wir wieder in einen anderen Bezirk zum Nyayo-Geb"aude f"ur mein Visum, das in zehn Tagen abl"auft. Meine Beine sind wie bleischwere Klumpen, aber ich will das Visum in den verbleibenden anderthalb Stunden bekommen. Im Nyayo-Geb"aude heisst es wieder Formulare auszuf"ullen. Jetzt bin ich froh um unsere Begleitung, denn mein Kopf schwirrt, und ich kapiere nur jede zweite Frage einigermassen. Lketinga, der von al en angestarrt wird in seiner Aufmachung, hat seinen Kanga tief ins Gesicht gezogen.
Wir warten, dass ich aufgerufen werde. Die Zeit vergeht. Schon "uber eine Stunde sitzen wir in der stickigen Halle. Das Geschw"atz der Menschenmenge kann ich kaum mehr ertragen. Ich schaue auf die Uhr. In f"unfzehn Minuten schliesst das Office, und morgen f"angt die Warterei von vorne an.
Endlich jedoch wird mein Pass in die H"ohe gehalten. „Miss Hofmann!“ ert"ont eine resolute Frauenstimme. Ich zw"ange mich zum Schalter. Die Frau schaut mich an und fragt, ob ich einen Afrikaner heiraten wolle.
„Yes!“ ist meine knappe Antwort. „Where is your husband?“
Ich zeige in die Richtung, wo Lketinga steht. Die Frau fragt belustigt, ob ich tats"achlich die Frau eines Massai werden wol e. „Yes, why not?“
Sie geht und kommt mit zwei Kolleginnen zur"uck, die ebenfal s auf Lketinga und dann auf mich starren. Alle drei lachen. Ich stehe stolz da und lasse mich von ihren Unversch"amtheiten nicht kr"anken. Endlich klatscht der Stempel auf eine Seite des Passes, ich habe mein Visum. H"oflich bedanke ich mich, und wir verlassen das Geb"aude.
Malaria
Draussen ist die Luft stickig, und die Autoabgase sind mir noch nie so unangenehm aufgefallen wie heute. Es ist sechzehn Uhr, alle meine Papiere sind in Ordnung. Ich m"ochte mich so gerne freuen, aber ich bin zu ersch"opft. Wir m"ussen zur"uck in die Gegend, wo wir ein Lodging finden k"onnen. Schon nach einigen hundert Metern wird mir schwindlig. Meine Beine drohen wegzusacken. „Darling, help me!“
Lketinga fragt: „Corinne, what's the problem?“
Alles dreht sich. Ich muss mich setzen, doch es gibt kein Restaurant in der N"ahe.
Ich lehne mich an ein Schaufensterbrett und f"uhle mich elend und enorm durstig.
Lketinga ist es peinlich, denn die ersten Passanten bleiben stehen. Er will mich weiterziehen, doch ich schaffe es nicht, ohne gest"utzt zu werden. Sie schleppen mich in Richtung Lodging. Pl"otzlich bekomme ich Platzangst. Die Leute, die mir entgegenkommen, verschwimmen vor meinen Augen. Und diese Ger"uche! An jeder Ecke br"at jemand Fisch, Maiskolben oder Fleisch. Mir ist schlecht. Wenn ich nicht sofort von dieser Strasse wegkomme, muss ich mich auf der Stelle "ubergeben. Eine Bierbar ist in der N"ahe. Wir gehen hinein. Ich will ein Bett. Zuerst wollen sie mir keines geben, doch als unser Begleiter sagt, dass ich nicht mehr gehen kann, f"uhren sie uns in den oberen Stock in ein Zimmer.
Es ist ein typisches Stundenhotel. Im Zimmer h"ort man das Gedudel der Kikuyu-Musik fast so laut wie im unteren Stock an der Bar. Ich lasse mich auf das Bett fal en, und augenblicklich ist mir "ubel. Ich deute an, dass ich erbrechen muss. Lketinga st"utzt mich und schleppt mich zur Toilette. Doch ich schaffe es nicht mehr. Schon im Gang st"urzt die erste Font"ane aus meinem Mund. Auf der Toilette geht es weiter. Ich w"urge, bis nur noch gelbe Galle kommt. Mit schlotternden Beinen kehre ich ins Zimmer zur"uck. Mir ist die Schweinerei peinlich. Ich lege mich ins Bett und habe das Gef"uhl zu verdursten. Lketinga besorgt mir Schweppes. Ich leere die Flasche in einem Zug, dann noch eine und noch eine. Pl"otzlich friere ich. Ich friere, als s"asse ich in einem K"uhlschrank. Es wird immer schlimmer. Meine Z"ahne klappern so sehr, dass mein Kiefer schmerzt, aber ich kann es nicht abstel en. „Lketinga, I feel so cold, please give me blankets!“
Lketinga gibt mir die Decke, doch es n"utzt nichts. Jomo geht und bringt zwei weitere Decken vom Lodging. Trotz der vielen Decken hebt sich mein steifer, klappernder K"orper vom Bett ab. Ich will Tee, ganz, ganz heissen Tee. Ich habe das Gef"uhl, es vergehen Stunden, bis ich ihn endlich bekomme. Weil ich so zittere, kann ich ihn kaum trinken. Nach zwei, drei Schlucken dreht sich mein Magen schon wieder um. Doch aus dem Bett kann ich nicht mehr. Lketinga eilt und holt eines der Waschbecken, die "uberall in den Duschen stehen. Ich erbreche al es, was ich getrunken habe.