Die weisse Massai
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Mama kommt in die Manyatta und spricht mit Lketinga. Er wirkt aufgew"uhlt, und ich frage: „What's the problem?“ „Corinne, we have to make the ceremony in five days, because the moon is good.“
In f"unf Tagen soll also bereits die Hochzeit sein? Da m"ussen wir sofort nach Maralal, um Reis, Tabak, Tee, S"ussigkeiten, Getr"anke und andere Waren zu besorgen!
Lketinga ist ungl"ucklich, weil er seine Haare nicht mehr neu flechten lassen kann.
Dies dauert Tage von fr"uh bis sp"at. Selbst Mama ist hektisch, weil sie Unmengen Maisbier brauen muss, was auch knapp eine Woche dauert. Eigentlich will sie uns nicht mehr weglassen, doch im Dorf gibt es keinen Zucker und keinen Reis, nur Maismehl. Ich gebe ihr Geld, damit sie mit dem Bierbrauen beginnen kann, Lketinga und ich fahren los.
In Maralal kaufen wir f"unf Kilo Kautabak, der f"ur die Alten unbedingt vorhanden sein muss, hundert Kilo Zucker, ohne den der Tee unvorstellbar w"are, sowie zwanzig Liter H-Milch, weil ich nicht weiss, wie viele Frauen Milch mitbringen werden, was eigentlich "ublich ist. Ich will kein Risiko eingehen, es soll ein sch"ones Fest werden, auch wenn viel eicht nur wenige Leute erscheinen. Dann brauchen wir noch Reis, doch den gibt es im Moment nicht. Ich fasse Mut, bei der Maralal-Mission darum zu bitten. Zum Gl"uck verkauft uns der Missionar seinen letzten Zwanzig-Kilo-Sack.
Schliesslich m"ussen wir zur Schule, um James zu informieren. Der Headmaster erkl"art uns, die Sch"uler h"atten ab dem 15. Dezember Ferien, und da wir unser Fest am 17. Dezember veranstalten, sei es f"ur ihn kein Problem, dabei zu sein. Ich freue mich auf ihn. Zuletzt beschliesse ich, ein altes Benzinfass zu kaufen, damit wir es gereinigt als Wassertank benutzen k"onnen. Als wir ausserdem S"ussigkeiten f"ur die Kinder im Wagen verstaut haben, ist es bereits nach f"unf Uhr.
Dennoch entscheiden wir, sofort wieder zur"uckzufahren, so k"onnen wir das gef"ahrliche Waldst"uck gerade noch vor dem Dunkelwerden passieren. Mama ist "uber unsere R"uckkehr erleichtert. Die Nachbarn kommen gleich, um Zucker zu erbetteln, aber Lketinga ist diesmal hart. Er schl"aft im Auto, damit nichts wegkommt.
Es folgen einige Bilder:
• Lketinga
• Meine wichtigsten Aufenthaltsorte in Kenia (Landkarte mit den bekannten Orten)
• Lketinga mit Kopfschmuck und frisch gef"arbten roten Haaren
• Am Fluss beim Wasserholen
• In diesem ersten Zuhause lebte ich gemeinsam mit Lketinga und seiner Mutter mehr als ein Jahr lang
• Vor seiner neuen Manyatta
• Meine Samburu-Hochzeit in Weiss
• Unsere Tochter Napirai mit ihren stolzen Eltern
• Bei der Herde
• Beim Schlachten einer Kuh im Busch, in der Bildmitte Lketingas Schwester
• Mama Masulani, Lketingas Mutter, mit Saguna und drei weiteren Enkelkindern
Am n"achsten Tag zieht er los, um einige Ziegen zu kaufen, die wir schlachten m"ussen. Unsere will ich nicht t"oten, da ich inzwischen jede kenne. Ein Ochse muss auch her. Am Fluss versuche ich, das alte Benzinfass vom Geruch zu befreien, was nicht so einfach ist. Den ganzen Morgen rolle ich das mit Omo und Sand gef"ul te Fass hin und her, bis es einigermassen sauber ist. Drei Kinder helfen mir, mit B"uchsen das Fass mit Wasser zu f"ul en. Mama steckt den ganzen Tag im Busch und braut Bier, weil das im Dorf verboten ist. Gegen Abend suche ich die Mission auf, verk"unde die Nachricht von unserem Fest und frage um einige Kirchenb"anke und Essgeschirr nach. Pater Giuliano zeigt sich nicht "uberrascht, weil er es von seiner Angestellten schon vernommen hat, und sichert mir zu, dass ich am Tage unserer Hochzeit die gew"unschten Sachen abholen darf. Da ich vor einiger Zeit, als ich meine Benzinf"asser einstel en durfte, auch mein Brautkleid bei der Mission deponierte, damit es in der Manyatta nicht schwarz wird, bitte ich ihn, mich in der Mission umziehen zu d"urfen. Er ist "uberrascht "uber meine Absicht, hier in Weiss zu heiraten, doch er ist einverstanden.
Nur noch zwei Tage, und Lketinga ist immer noch nicht zur"uck von seiner
„Ziegensafari“. Langsam werde ich nerv"os, mit niemandem kann ich richtig reden, und al e laufen gesch"aftig hin und her. Gegen Abend erscheinen wenigstens die Sch"uler, wor"uber ich mich sehr freue. James ist wegen der bevorstehenden Hochzeit sehr aufgeregt, und ich lasse mir von ihm eine Samburu-Hochzeit erkl"aren.
Normalerweise startet das Fest morgens und zwar damit, dass die Braut in der H"utte beschnitten wird. Ich falle aus allen Wolken. „Why?“ will ich wissen. Weil sie sonst keine richtige Frau ist und keine gesunden Kinder bekommt, antwortet der sonst so aufgekl"arte James mit grossem Ernst. Bevor ich mich recht erholen kann, betritt Lketinga die H"utte. Er strahlt mich an, und ich freue mich, dass er wieder da ist.
Vier grosse Ziegen hat er mitgebracht, was nicht einfach war, weil sie immer wieder zu ihrer Ursprungsherde zur"uck wollten.
Nach dem "ublichen Chai verlassen uns die Burschen, und ich kann Lketinga endlich fragen, was es mit der Beschneidung auf sich hat, und sage mit Bestimmtheit, dass ich alles mitmache, aber das auf keinen Fall. Er schaut mich ruhig an. „Why not, Corinne? All ladies here make this.“
Nun werde ich starr wie eine Salzs"aule und will ihm gerade klarmachen, dass ich unter diesen Umst"anden bei al er Liebe auf eine Heirat verzichten werde, als er mich in seine Arme nimmt und mich beruhigt: „No problem, my wife, I have told to everybody, white people have this“,
dabei zeigt er zwischen meine Beine, „cut, when they are babies.“
Zweifelnd schaue ich ihn an, doch als er mir liebevoll auf den Bauch klopft und fragt: „How is my baby?“
falle ich ihm erleichtert um den Hals. Sp"ater erfahre ich, dass er dieses M"archen sogar seiner Mutter erz"ahlt hat. Dass er mich vor diesem Brauch gerettet hat, rechne ich ihm hoch an.
Einen Tag vor unserer Hochzeit kommen die ersten G"aste von weit her und verteilen sich in den umliegenden Manyattas. Mein Darling holt bei seinem Halbbruder den Ochsen ab, was den ganzen Tag beanspruchen wird. Ich fahre mit den Boys in den Busch, um gen"ugend Feuerholz zu schlagen. Bis wir den Wagen voll Brennholz haben, m"ussen wir viel herumfahren. Die Burschen sind sehr t"uchtig.
Gegen Abend fahren wir zum Fluss und f"ullen das Fass sowie al e verf"ugbaren Kanister mit Wasser. Auf dem Heimweg bitte ich James, er m"oge im Chai-Restaurant Mandazi, die kleinen Brotfladen, f"ur morgen bestellen. W"ahrend ich im Wagen warte, kommt der j"ungste Ladenbesitzer, ein sympathischer Somali, zu mir und gratuliert zur morgigen Hochzeit.
In der Nacht vor unserer Hochzeit schlafen wir das letzte Mal in Mamas Behausung. Zwar ist unsere Manyatta schon fertig, aber ich wollte erst am Hochzeitstag umziehen, weil Lketinga die vergangenen Tage viel unterwegs war und ich nicht al ein in der neuen H"utte schlafen mochte.
Wir wachen fr"uh auf, ich bin sehr nerv"os. Ich gehe zum Fluss hinunter, um mich und meine Haare zu waschen. Lketinga f"ahrt mit den Burschen zur Mission und holt B"anke und Geschirr ab. Als ich zur"uckkomme, herrscht schon lebhaftes Treiben. Die B"anke stehen unter dem schattigen Baum. Lketingas "alterer Bruder kocht Tee in einem riesigen Topf. Nun f"ahrt Lketinga auch zum River, um sich zu schm"ucken. Wir verabreden uns eine Stunde sp"ater bei der Mission. In der Mission ziehe ich mein Hochzeitskleid mit dem passenden Schmuck an. Giulianos Angestellte hilft mir dabei.