Чтение онлайн

на главную - закладки

Жанры

Lebens-Ansichten des Katers Murr / Житейские воззрения кота Мурра
Шрифт:

«Und diese Himmelstone, «begann der Fremde endlich mit weicher, sanfter Stimme,»schweigen vor meinem Anblick und zerfliessen in Tranen?«

Die Prinzessin, den ersten Eindruck, den der Fremde auf sie gemacht, mit Gewalt niederkampfend, blickte ihn stolz an und sprach dann mit beinahe schneidendem Ton:»Allerdings uberrascht uns Ihre plotzliche Erscheinung, mein Herr! man erwartet um diese Zeit keine Fremden mehr im furstlichen Park. – Ich bin die Prinzessin Hedwiga.«—

Der Fremde hatte sich, sowie die Prinzessin zu sprechen begann, rasch zu ihr gewendet und schaute ihr jetzt in die Augen, aber sein ganzes Antlitz schien ein anderes worden. – Vertilgt war der Ausdruck schwermutiger Sehnsucht, vertilgt jede Spur des tief im Innersten aufgeregten Gemuts, ein toll verzerrtes Lacheln steigerte den Ausdruck bitterer Ironie bis zum Possierlichen, bis zum Skurrilen. – Die Prinzessin blieb, als trafe sie ein elektrischer Schlag, mitten in der Rede stecken und schlug, blutrot im ganzen Gesicht, die Augen nieder.

Es schien, als wollte der Fremde etwas sagen, in dem Augenblick begann indessen Julia:»Bin ich nicht ein dummes, torichtes Ding, dass ich erschrecke, dass ich weine wie ein kindisches Kind, das man ertappt uber dem Naschen? – Ja, mein Herr, ich habe genascht, hier die trefflichsten Tone weggenascht von Ihrer Guitarre – die Guitarre ist an allem schuld und unsere Neugier! – Wir haben Sie belauscht, wie Sie mit dem kleinen Dinge so hubsch zu sprechen wussten, und wie Sie dann im Zorn die Arme wegschleuderten in das Gebusch, dass sie im lauten Klageton aufseufzte, auch das haben wir gesehen. Und das ging mir so recht tief ins Herz, ich musste hinein in das Dickicht und das schone, liebliche Instrument aufheben. – Nun, Sie wissen wohl, wie Madchen sind, ich klimpere etwas auf der Guitarre und da fuhr es mir in die Finger – ich konnt' es nicht lassen. – Verzeihen Sie mir, mein Herr, und empfangen Sie Ihr Instrument zuruck.«

Julia reichte die Guitarre dem Fremden hin.

«Es ist«, sprach der Fremde,»ein sehr seltnes klangvolles Instrument, noch aus alter, guter Zeit her, das nur in meinen ungeschickten Handen – doch was Hande – was Hande! – Der wunderbare Geist des Wohllauts, der diesem kleinen seltsamen Dinge befreundet, wohnt auch in meiner Brust, aber eingepuppt, keiner freien Bewegung machtig; doch aus Ihrem Innern, mein Fraulein, schwingt er sich auf zu den lichten Himmelsraumen, in tausend schimmernden Farben, wie das glanzende Pfauenauge. – Ha! mein Fraulein, als Sie sangen, aller sehnsuchtige Schmerz der Liebe, alles Entzucken susser Traume, die Hoffnung, das Verlangen, wogte durch den Wald und fiel nieder wie erquickender Tau in die duftenden Blumenkelche, in die Brust horchender Nachtigallen! – Behalten Sie das Instrument, nur Sie gebieten uber den Zauber, der in ihm verschlossen!«

«Sie warfen das Instrument fort«, erwiderte Julia hoch errotend.

«Es ist wahr«, sprach der Fremde, indem er mit Heftigkeit die Guitarre ergriff und an seine Brust druckte,»ich warf es fort und empfange es geheiligt zuruck; nie kommt es mehr aus meinen Handen.«—

Plotzlich verwandelte sich nun das Antlitz des Fremden wieder in jene skurrile Larve, und er sprach mit hohem, schneidenden Ton:»Eigentlich hat mir das Schicksal oder mein Kakodamon einen sehr bosen Streich gespielt, dass ich hier so ganz ex abrupto, wie die Lateiner und noch andere ehrliche Leute sagen, vor Ihnen erscheinen muss, meine hochverehrtesten Damen! – O Gott, gnadigste Prinzessin, riskieren Sie es, mich anzuschauen von Kopf bis zu Fuss. Sie werden dann aus meinem Ajustement zu entnehmen geruhen, dass ich mich auf einer grossen Visitenfahrt befinde. – Ha! ich gedachte eben bei Sieghartsweiler vorzufahren und der guten Stadt, wo nicht meine Person, doch wenigstens eine Visitenkarte abzugeben. – O Gott! fehlt es mir denn an Konnexionen, meine gnadigste Prinzessin? – War nicht sonst der Hofmarschall Dero Herrn Vaters mein Intimus? – Ich weiss es, sah er mich hier, so druckte er mich an seine Atlasbrust und sagte geruhrt, indem er mir eine Prise darbot:»Hier sind wir unter uns, mein Lieber, hier kann ich meinem Herzen und den angenehmsten Gesinnungen freien Lauf lassen.«– Audienz hatte ich erhalten bei dem gnadigsten Herrn Fursten Irenaus, und ware auch Ihnen vorgestellt worden, o Prinzessin! Vorgestellt worden auf eine Weise, dass ich mein bestes Gespann von Septime-Akkorden gegen eine Ohrfeige setze, ich hatte Ihre Huld erworben! – Aber nun! – hier im Garten am unschicklichsten Orte, zwischen Ententeich und Froschgraben, muss ich mich selbst prasentieren, mir zum ewigen Malheur! – O Gott, konnt' ich nur was weniges hexen, konnt' ich nur subito diese edle Zahnstocherbuchse (er zog eine aus der Westentasche hervor) verwandeln in den schmuckesten Kammerherrn des Irenausschen Hofes, welcher mich beim Fittich nahme und sprache: ›Gnadigste Prinzessin, hier ist der und der!‹ – Aber nun! – che far', che dir'! – Gnade – Gnade, o Prinzessin! o Damen! – o Herren!«

Damit warf sich der Fremde vor der Prinzessin nieder und sang mit kreischender Stimme:»Ah pieta, pieta Signora!«

Die Prinzessin fasste Julien und rannte mit ihr unter dem lauten Ausruf: Es ist ein Wahnsinniger, ein Wahnsinniger, der dem Tollhause entsprungen! so schnell von dannen, als sie es nur vermochte.

Dicht vor dem Lustschlosse kam die Ratin Benzon den Madchen entgegen, die atemlos ihr beinahe zu Fussen sanken.»Was ist geschehen, um des Himmels willen, was ist Euch geschehen, was bedeutet die ubereilte Flucht?«So fragte sie. Die Prinzessin vermochte, ausser sich, verstort, wie sie war, nur in abgebrochenen Reden etwas von einem Wahnsinnigen herzustammeln, der sie uberfallen. Julia erzahlte ruhig und besonnen, wie sich alles begeben, und schloss damit, dass sie den Fremden durchaus nicht fur wahnsinnig, sondern nur fur einen ironischen Schalk, wirklich fur eine Art von Monsieur Jacques halte, der zur Komodie im Ardenner Walde passe.

Die Ratin Benzon liess sich alles nochmals wiederholen, sie fragte nach dem kleinsten Umstande, sie liess sich den Fremden beschreiben in Gang, Stellung, Gebarde, Ton der Sprache usw.»Ja«, rief sie dann,»es ist nur zu gewiss, er ist es, er ist es selbst, kein anderer kann – darf es sein!«

«Wer – wer ist es?«fragte die Prinzessin ungeduldig.

«Ruhig, liebe Hedwiga,

«erwiderte die Benzon,»Sie haben Ihren Atem umsonst verkeucht; kein Wahnsinniger ist dieser Fremde, der Ihnen so bedrohlich erschien. Welchen bittern, unziemlichen Scherz er sich auch seiner barocken Manier gemass erlaubte, so glaube ich doch, dass Sie sich mit ihm aussohnen werden.«

«Nimmermehr«, rief die Prinzessin,»sehe ich ihn wieder, den – unbequemen Narren.«

«Ei Hedwiga«, sprach die Benzon lachend,»welcher Geist gab Ihnen das Wort, unbequem, ein, das nach dem, was vorgegangen, viel besser passt, als Sie vielleicht selbst glauben und ahnen mogen.«

«Ich weiss auch gar nicht«, begann Julia,»wie Du auf den Fremden so zurnen magst, liebe Hedwiga? – Selbst in seinem narrischen Tun, in seinen wirren Reden, lag etwas, das auf seltsame und gar nicht unangenehme Weise mein Innerstes anregte. Wohl Dir, erwiderte die Prinzessin, indem ihr die Tranen in die Augen traten, dass Du so ruhig sein kannst und unbefangen, aber mir zerschneidet der Hohn des entsetzlichen Menschen das Herz! – Benzon, wer ist es, wer ist der Wahnsinnige?«»Mit zwei Worten«, sprach die Benzon,»erklare ich alles. Als ich mich vor funf Jahren in…«

(M. f. f.) – mich uberzeugte, dass in einem echten, tiefen Dichtergemut auch kindliche Tugend wohnt und Mitleid mit dem Bedrangnis der Genossen.

Eine gewisse Schwermut, wie sie oft junge Romantiker befallt, wenn sie den Entwicklungskampf der grossen erhabenen Gedanken in ihrem Innern bestehen, trieb mich in die Einsamkeit. Unbesucht blieben mehrere Zeit hindurch Dach, Keller und Boden. Ich empfand mit jenem Dichter die sussen idyllischen Freuden im kleinen Hauschen am Ufer eines murmelnden Bachs, umschattet von duster belaubten Hangebirken und Trauerweiden, und blieb, mich meinen Traumen hingebend, unter dem Ofen. So kam es aber, dass ich Mina, die susse, schongefleckte Mutter, nicht wiedersah. – In den Wissenschaften fand ich Trost und Beruhigung. O, es ist etwas Herrliches um die Wissenschaften! – Dank, gluhender Dank dem edlen Mann, der sie erfunden! – Wie viel herrlicher, wie viel nutzlicher ist diese Erfindung, als jene des entsetzlichen Monchs, der zuerst es unternahm, Pulver zu fabrizieren, ein Ding, das mir, seiner Natur und Wirkung nach, in den Tod zuwider. Die richtende Nachwelt hat auch den Barbaren, den hollischen Barthold, gestraft mit hohnender Verachtung, indem man noch heutigen Tages, um einen scharfsinnigen Gelehrten, einen umschauenden Statistiker, kurz, jeden Mann von exquisiter Bildung, recht hoch zu stellen, sprichwortlich sagt: Er hat das Pulver nicht erfunden!

Zur Belehrung der hoffnungsvollen Katerjugend, kann ich nicht unbemerkt lassen, dass ich, wollte ich studieren, mit zugedruckten Augen in die Bibliothek meines Meisters sprang, und dann das Buch, was ich angekrallt, herauszupfte und durchlas, mochte es einen Inhalt haben wie es wollte. Durch diese Art zu studieren gewann mein Geist diejenige Biegsamkeit und Mannigfaltigkeit, mein Wissen den bunten glanzenden Reichtum, den die Nachwelt an mir bewundern wird. Der Bucher, die ich in dieser Periode des dichterischen Schwermuts hintereinander las, will ich hier nicht erwahnen, teils, weil sich dazu eine schicklichere Stelle vielleicht finden wird, teils, weil ich auch die Titel davon vergessen, und dies wieder gewissermassen darum, weil ich die Titel meistenteils nicht gelesen, und also nie gewusst habe. – Jedermann wird mit dieser Erklarung zufrieden sein, und mich nicht biographischen Leichtsinnes anklagen.

Поделиться:
Популярные книги

Он тебя не любит(?)

Тоцка Тала
Любовные романы:
современные любовные романы
7.46
рейтинг книги
Он тебя не любит(?)

Мама из другого мира. Дела семейные и не только

Рыжая Ехидна
4. Королевский приют имени графа Тадеуса Оберона
Любовные романы:
любовно-фантастические романы
9.34
рейтинг книги
Мама из другого мира. Дела семейные и не только

Тайны затерянных звезд. Том 3

Лекс Эл
3. Тайны затерянных звезд
Фантастика:
боевая фантастика
космическая фантастика
космоопера
5.00
рейтинг книги
Тайны затерянных звезд. Том 3

Хроники странного королевства. Шаг из-за черты. Дилогия

Панкеева Оксана Петровна
73. В одном томе
Фантастика:
фэнтези
9.15
рейтинг книги
Хроники странного королевства. Шаг из-за черты. Дилогия

Ротмистр Гордеев

Дашко Дмитрий Николаевич
1. Ротмистр Гордеев
Фантастика:
фэнтези
попаданцы
альтернативная история
5.00
рейтинг книги
Ротмистр Гордеев

Черный Маг Императора 12

Герда Александр
12. Черный маг императора
Фантастика:
юмористическое фэнтези
попаданцы
аниме
сказочная фантастика
фэнтези
5.00
рейтинг книги
Черный Маг Императора 12

Гридень 2. Поиск пути

Гуров Валерий Александрович
2. Гридень
Детективы:
исторические детективы
5.00
рейтинг книги
Гридень 2. Поиск пути

Блокада. Знаменитый роман-эпопея в одном томе

Чаковский Александр Борисович
Проза:
военная проза
7.00
рейтинг книги
Блокада. Знаменитый роман-эпопея в одном томе

Жена фаворита королевы. Посмешище двора

Семина Дия
Фантастика:
фэнтези
5.00
рейтинг книги
Жена фаворита королевы. Посмешище двора

Неомифы

Неделько Григорий Андреевич
Фантастика:
научная фантастика
5.00
рейтинг книги
Неомифы

Призван, чтобы защитить?

Кириллов Сергей
2. Призван, чтобы умереть?
Фантастика:
фэнтези
рпг
7.00
рейтинг книги
Призван, чтобы защитить?

Эволюционер из трущоб

Панарин Антон
1. Эволюционер из трущоб
Фантастика:
попаданцы
аниме
фэнтези
фантастика: прочее
5.00
рейтинг книги
Эволюционер из трущоб

Имперский Курьер

Бо Вова
1. Запечатанный мир
Фантастика:
попаданцы
аниме
фэнтези
фантастика: прочее
5.00
рейтинг книги
Имперский Курьер

Черный маг императора

Герда Александр
1. Черный маг императора
Фантастика:
юмористическая фантастика
попаданцы
аниме
5.00
рейтинг книги
Черный маг императора